Liebesgrüsse aus Hong Kong: wöchentliche Episoden / gekürzte Erfahrungsberichte über meine Zeit als Expat in der momentan drittgrössten Metropole China‘s.
Strassenleben. Ich schlendere staunend durch die Strassenmärkte, lasse mich von den Menschenmassen mittreiben, höre das laute Rufen der Händler, das Lachen der Marktweiber, geniesse das Durcheinander, rieche die verschiedenen strengen Düfte, fühle mich inspiriert. Hong Kong‘s Marktgassen leben! Damit meine ich nicht nur die noch lebendigen Schildkröten, die sich in den engen Netzen verzweifelt winden:
Die Atmosphäre dieser aussergewöhnlichen Stadt, ihre „Essenz“ riecht und hört man auf der Strasse, nicht in den sterilen Luxus-Shoppingcentern. Es sind die Menschen selbst, die „Locals“, die übrigens recht zufrieden mit sich und der Welt wirken, wie mir scheint.
Die Ware der Händler sieht sehr frisch aus: Ich kaufe Salat, Tomaten, Zwiebeln, eine Kartoffel und eine Gurke: alles zusammen zu fünf Franken. Es gibt auch lebende Schlangen, oder sind es dünne Aale? Überall werden auch Stände mit verschiedenen Arten von Sojaprodukten angeboten. Es gibt einige Früchte- und Gemüsearten, die ich noch nie gesehen habe. Die „Durian Frucht“ zum Beispiel. Liebhaber behaupten, sie rieche nach Walnuss oder Vanille, alle anderen nennen sie Stink- oder Käsefrucht. An gewissen Orten wie im Hotel, Flughafen, öffentliche Verkehrsmittel, ist die gelbe Frucht aufgrund der extremen Geruchsbelästigung sogar verboten, es gibt dafür extra angefertigte Verbotsschilder.
Bei den Fisch- und Fleischmarktständen („Wet Market“) müssen meine Nase und ich passen, die Gerüche sind einfach zu penetrant. Die Chinesen mögen es frisch: Noch lebende Hühner und anderes Getier werden vor Ort geschlachtet, man sieht kleine Blutlachen auf dem dreckigen Boden. Ich laufe schnell weiter und schaue weder nach links noch nach rechts.
Auch die vielen Apotheken nach traditioneller chinesischer Medizin sind interessant für uns Westler: Getrocknete Seepferdchen, Käfer, Schlangen, Haifischflossen, Abalone, nicht identifizierbare Wurzeln, Blätter und Knorpeln. Leider sind bestimmte, vom Aussterben bedrohte Tiere, sehr begehrt. Sie werden getrocknet oder in pulverisierter Form zBsp. als potenzsteigerndes Mittel verkauft.
Bird Market; Der Vogelmarkt ist eindrücklich, hunderte von kleinen und grossen Käfigen hängen in der Luft, es zwitschert und pfeift aus allen Ecken. Ältere, verrunzelte Männer hocken auf Plastikstühlen rum und verkaufen Vogelkäfige mit winzigen Vögelchen drin, Netze mit Grillenfutter, Papageien, Kakadus, einzelne, leere Vogelkäfige. Die Vögel tun mir leid, oft sind sie eng aufeinander in ein Käfig gestopft, haben kaum Raum; ausgerechnet die Vögel! Die sind doch geboren, um ihre Flügel auszubreiten und in die Freiheit zu fliegen! Ich frage mich, wie sich das Zwitschern in Gefangenschaft so schön anhören kann. Chinesen lieben Vögel und ihren Gesang, vor allem die Männer. Die spazieren mit ihren Käfigen in den Parkanlagen herum. Wahrscheinlich ist ihnen das Gezwitscher der Vögel lieber als das Gekreische der Ehefrau…. Dort sitzen sie dann und schwatzen mit Freunden und hören ihren winzigen Vögelchen zu.
Auch gibt es hier u.a. Goldfisch-, Blumen-, Jade- und Nachtmärkte zu entdecken; Ladies Market, Temple Street Night Market bieten „fake“ Designer-Handtaschen, gefälschte Uhren, Sonnenbrillen und Marken-T-Shirts an (welche den Touristen spätestens am Zoll wieder abgenommen werden…)
© B. Isliker
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