Plötzlich Expat 21

Liebesgrüsse aus Hong Kong: wöchentliche Episoden / gekürzte Erfahrungsberichte über meine Zeit als Expat in der momentan drittgrössten Metropole China‘s. 

Lost in translation . Ich verstehe kein Wort Kantonesisch, aber es hört sich lustig an: Ayaaaaa! kommt in jedem Satz vor, wie es scheint. In meiner Naivität war ich anfangs ernsthaft versucht, Kantonesisch zu lernen. Gerade mal für drei Wochen. Mandarin (Hoch-Chinesisch) wäre im Prinzip „einfacher“, ausserdem ist es die offizielle Sprache der Volksrepublik China, Taiwan und Singapur.

Es ist die am häufigsten gesprochene Weltsprache und nützt einem definitiv mehr. Kantonesisch ist eher ein Dialekt, der vor allem im Süden China‘s gesprochen wird. Später leben wir vielleicht nicht mehr in Hongkong, sondern anderswo in Asien, deshalb bin ich hin- und hergerissen, welche Sprache für mich mehr Sinn machen würde. Aber es ist klar: Ich werde mein Englisch noch weiter vertiefen…

Allein für Mandarin “mündlich“ büffelt man mehrere Jahre. Von den Schriftzeichen will ich gar nicht reden… knapp 3000 sind notwendig, um sich schriftlich einigermassen verständigen zu können, um die Zeitung oder einen einfachen Roman lesen zu können. Und wer sich diese Zeichen mal genauer anschaut, kann sich vorstellen, wie schwierig das sein muss, wenn man nicht damit aufwächst.

In der alten Sprache waren es früher bis zu 80‘000 Zeichen, aber an den Schulen werden heute als Basis 2500–3000 Schriftzeichen gelehrt, da die moderne Schrift mit deutlich weniger Schriftzeichen auskommt. (Total aber immer noch etwa 50‘000). Die grösste Herausforderung für einen Chinesisch lernenden ist es wohl, die verschiedenen Töne herauszuhören. Der Verlauf der Tonhöhe gibt an, welches Wort gemeint ist; in „Putonghua“ gibt es vier verschiedene Töne, die es gilt, auseinanderzuhalten. „Putonghua“ = „Standartsprache“ der Bürger, „Mandarin“ = „höhere Sprache“ der Zivilbeamten aus Peking. Das Wort „Mandarin“ stammt aus dem Portugiesischen und bedeutet Berater/Verwalter/Minister und ist für die Kommunisten unpassend, darum nutzen sie in China eigentlich nur die Bezeichnung „Putonghua“. Es gibt 50 verschiedene Hauptdialekte, sodass sich Chinesen aus verschiedenen Regionen über die Dialektgrenze hinaus kaum verständigen können.

Meine Englischkenntnisse verbessern sich täglich, da ich hier die englische Sprache ständig „im Gehör“ habe; Radio, Satteliten-TV, Leute auf der Strasse, Freunde. Die britischen wie amerikanischen Fernsehsendungen helfen indirekt mit, die verschiedenen Akzente herauszuhören und ein Gefühl für die Sprache zu kriegen. Auch lese ich unterdessen praktisch nur noch englische Bücher und versuche jeden Morgen, die lokale Zeitung zu lesen. Meine Hemmungen, mich mit Fremden zu unterhalten, schwinden dahin. „Blamiere dich täglich“ ist meine Devise. Who cares, wenn es mal nicht so perfekt ist. (Einziger Haken: Gleichzeitig verschlechtert sich mein Deutsch; es kam schon vor, dass ich ein deutsches Wort gesucht habe und es im Internet nachschauen musste! Irgendwie hat sich diese „Schublade“ beleidigt in den hintersten Winkel meines Gehirns zurückgezogen.)

Zweimal wöchentlich nehme ich nun Englisch Unterricht in „Business Topics“. Zuerst gingen wir das offizielle „Business Topic“-Heft durch, welches ziemlich schnell ziemlich langweilig wurde. Jetzt konzentrieren wir uns auf Zeitungsartikel und kleine „Reden“ die ich über irgendein Thema halten muss, die wir dann auf Tonband aufnehmen: so lernt man seine eigenen Fehler am besten kennen.

© B. Isliker

© B. Isliker

Liebesgrüsse aus Hong Kong: wöchentliche Episoden / gekürzte Erfahrungsberichte über  meine Zeit als Expat in der momentan drittgrössten Metropole China‘s.  by schreiberling.co.uk


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