Liebesgrüsse aus Hong Kong: wöchentliche Episoden / gekürzte Erfahrungsberichte über meine Zeit als Expat in der momentan drittgrössten Metropole China‘s.
Wie ein Huhn unter Pandabären.Schon nach wenigen Tagen sind mein Mann und ich von Hong Kong fasziniert. Diese Stadt strahlt eine gewisse Magie aus: als ob eine Fee ihren Zauberstab erhoben und ihr Feenpulver grosszügig und gutgelaunt über die Menschen gesprüht hätte:
Die Luft ist gewürzt mit Inspiration, Kreativität und Energie. Wir lassen uns davon noch so gerne anstecken und ignorieren die Hitze und die Feuchtigkeit, um uns direkt ins Gewimmel zu stürzen. Während mein Mann in Anzug und Krawatte in seinem gekühlten Büro sitzt und tagsüber zum Eiswürfel mutiert, schlendere ich im luftigen Kleidchen durch die verdreckten Marktgassen. Es ist lärmig und stickig, und obwohl mich die Menschenmassen fast umhauen, finde ich zwischendurch lauschige Plätze, wo ich mich erholen und in Ruhe die Leute beobachten kann. Als blonde Schweizerin fühle ich mich in Hong Kong wie ein aufgeregt gackerndes Huhn in einem Meer von geschäftigen Pandabären. Jeden Tag erlebe ich ein kleines Abenteuer. Auch im kulinarischen Bereich: Es gilt, alles auszuprobieren, möglichst ohne Vorurteile. Obwohl ich die bei den typisch kantonesischen Spezialitäten nicht hinunterschlucken kann: Abalone, Haifischflossen und Vogelnester. Zum Glück sind die Speisekarten meist auch auf Englisch angeschrieben, trotzdem hatten wir kürzlich aus Versehen einen Korb voller winziger knuspriger Vögelchen bestellt… (Das Servieren von Hund ist in Hong Kong übrigens illegal, was uns ziemlich beruhigt).
Die chinesischen Desserts sind für mich noch ziemlich gewöhnungsbedürftig: Mondkuchen („mooncakes“ zum Mondfest, der Eidotter symbolisiert den Vollmond), kandierte Yamswurzeln, Grüntee-Kreationen, schwarzer Gelee (Grass Jelly)… Ein Liebling habe ich jedoch schon entdeckt: Gesüsste rote Bohnen mit Kokosnussmilch, serviert als heisse Suppe. Schmeckt erstaunlicherweise auch als Eis lecker.
Die Delikatesse „1000-Jähriges Ei“ muss man unbedingt ausprobieren, wenn man hier lebt; rohe Enteneier werden während drei Monaten in einen Brei eingewickelt, (aus verschiedenen Gewürzen, Salz, Anis, Zitrone sowie Teeblätter, Holzasche, Sägespäne!) bis es sich zu einer Gelatine-artigen Masse grünlich verfärbt. Es schmeckt entsprechend „speziell“: schleimig und sulzig.
Hong Kong selbst ist eine einzige Speisekarte: Hier gibt es Tausende von hervorragenden Restaurants: Neben all den chinesischen Spezialitätenrestaurants, findet man auch Nepalesische, Kreolische, Österreichische, bis hin zur Ägyptischen Küche u.v.m. Es gibt sogar ein „Schweizer Chalet“, wo sie Käsefondue servieren. Einige davon sind Designer-manikürte In-Lokale mit atemberaubender Aussicht aus einem – ebenfalls durchgestylten! – Hochhaus-Turm: Man vergleicht die Stadt nicht umsonst mit Manhattan, sogar die Taxis fehlen nicht, nur sind diese hier nicht gelb, sondern rot.
Dim Sum: Die Spezialität in Hongkong, ein Muss für alle Touristen; Häppchen für den kleinen Hunger, meist gedämpft oder frittiert, mit Fleisch, Fisch, Crevetten oder Gemüse gefüllt. Wie wir es auch von zu Hause kennen, aber hier gibt es hunderte verschiedene Varianten, alle von Hand sorgfältig zubereitet. Serviert werden sie in kleinen Körbchen, zu drei oder vier Stücken. Zu zweit bestellt man idealerweise acht Körbe, da diese Zahl Glück bringt.
© B. Isliker
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