Liebesgrüsse aus Hong Kong: wöchentliche Episoden / gekürzte Erfahrungsberichte über meine Zeit als Expat in der momentan drittgrössten Metropole China‘s.
Neue Freunde in Hong Kong. Durch Eve habe ich Jo kennengelernt, eine Hongkong Chinesin, wie aus dem Bilderbuch. Smart, apart, weltoffen. Auch sie hatte in jungen Jahren in der Schweiz die Hotelfachschule besucht, so hatten sich die beiden damals kennengelernt. Es ist nicht so einfach, chinesische Freundinnen zu finden, darum fühle ich mich sehr geehrt.
Auch habe ich andere Expats kennengelernt, aber mit diesen zwei Chinesinnen stimmt die Chemie von Anfang an, wir liegen trotz unterschiedlicher Kultur auf einer Wellenlänge. Unterdessen hat sich eine enge Freundschaft entwickelt. In ihrer Gegenwart fühle ich mich absolut wohl, wir haben ähnliche Ansichten und finden es unheimlich interessant, miteinander zu reden. Wir lachen zusammen und diskutieren, als ob wir alte Freundinnen wären.
Meist treffen wir uns auf einen Drink im „Lan Kwai Fong“, wie auch das letzte Weekend: Wie üblich musste ich alleine in einer Bar warten, da ich -wie immer- überpünktlich bin und Jo -wie immer- eine halbe Stunde zu spät. (Sie lachen mich ab meiner Schweizer Pünktlichkeit jedes Mal aus, aber ich schaffe es einfach nicht, zu spät zu kommen!) Zum Glück traf Eve irgendwann ein. Neil, Jo‘s englischer Freund, lief auf einmal vor unserer Nase vorbei und stoppte genau in der Bar gegenüber. Ich sagte ihm, er solle uns gefälligst nicht kontrollieren, es sei ein Weiberabend und wir wollen unseren Frieden. Er lachte nur und meinte, er käme sofort herüber gerannt, wenn er einen Mann bei uns sähe. Jo war immer noch nicht eingetroffen, was Neil nicht weiter erstaunte. Später assen wir in einem französischen Restaurant frittierten Camembert mit frischem Preiselbeer-Purée, dazu Sole-Filet mit Zitronenbutter Sauce und Kartoffel-Gratin…Ich habe festgestellt, dass meine chinesischen Freundinnen westliche Gerichte genau so schätzen wie asiatische. Jo liebt deutsche Würste und Bier und Eve mag Käsefondue.
Die Geschichten, die sie mir während dem Essen erzählen, lassen meinen Kiefer immer wieder nach unten kippen, sodass ich wie ein Fisch nach Luft schnappe. (Betreffend Ein-Kind-Ehe in China Festland, die daraus folgende Überzahl an Männern, ihre Meinung zum Kommunismus). Beide Frauen sind froh, in Hong Kong zu leben und nicht in „Mainland China“. Was die Berufsmöglichkeiten betrifft, die Freiheiten, die Stellung der Frau. Diesbezüglich gibt es interessante Literatur, zum Beispiel der Klassiker „Wilde Schwäne“ von Jung Chang sowie die Romane von Pearl S. Buck. Auch James Clavell’s Wälzer „Noble House Hong Kong“ und „Tai Pan“ muss man gelesen haben, wenn man hier lebt.
Unglaublich, wie schnell wir hier in Hong Kong in einen Freundeskreis aufgenommen wurden. Jo und ihr Freund Neil verstehen sich auch blendend mit meinem Mann und werden unsere besten Freunde, wir verbringen jedes Wochenende zusammen. Am liebsten mögen wir Wanderungen durch die New Territories und Bootsauflüge, sogenannte „Junktrips“.
Liebesgrüsse aus Hong Kong: wöchentliche Episoden / gekürzte Erfahrungsberichte über meine Zeit als Expat in der momentan drittgrössten Metropole China‘s. by schreiberling.co.uk