Liebesgrüsse aus Hong Kong: wöchentliche Episoden / gekürzte Erfahrungsberichte über meine Zeit als Expat in der momentan drittgrössten Metropole China‘s.
Kultur-Schock China . China ist eine Hochkultur und gilt als eine der ältesten Zivilisationen der Welt. Darüber zu lesen ist spannender als jeder Thriller, dabei wird ja nicht mal alles offengelegt. Noch heute wird vieles zensiert, (auch im Internet; „the golden shield project“), aber immerhin öffnet sich China immer mehr, lockert Gesetze und erlaubt Reformen, die neue Chancen für alle bedeuten. Seit der wirtschaftlichen Öffnung hat sich das Schwellenland China zur wirtschaftlichen Grossmacht entwickelt.
Kürzlich besuchte ich einen lehrreichen Kurs über die chinesische Kultur: In China gibt es einen Leim, der alles zusammenhält: Beziehungen! Es geht nicht nach Regeln, sondern allein nach Connections. „Guanxi“ (Beziehungen, Kontakte, „Vitamin B“). Ausserdem lernte ich alles über „Mianzi“ (Gesicht): Das Gesicht nicht zu verlieren ist besonders wichtig für die Chinesen. Wir Westler sollten immer daran denken, es ist für einen Chinesen das Schlimmste. Ebenfalls die Etikette, Protokoll: Die Kunst, höflich und vorsichtig zu sein, genannt „Li“. Auch das ist für die Chinesen extrem wichtig, früher noch mehr als heute. Last, but not least: „Keqi“. Höflichkeit, Bescheidenheit und gutes Benehmen.
Zum Beispiel nimmt ein Chinese ein Kompliment ganz anders an als wir. Wir Westler haben gelernt, höflich „Danke“ zu sagen, aber die Chinesen winken ab, sie wollen bescheiden wirken. „Ihre Frau sieht wunderschön aus!“ sagte ein Europäer an einer Hochzeit, aber der chinesische frischgebackene Ehegatte antwortete: „Ach nein, sonst sieht sie natürlich nicht so hübsch aus, sie ist auch viel zu klein.“
Beim „Business“ kann es ziemlich mühsam sein, wenn man als Westler eine ehrliche Antwort braucht: Man kann einen Chinesen nie direkt nach seiner Meinung fragen. Man kann schon, aber man kriegt stets nur eine höfliche Antwort. „Finden Sie diesen Vorschlag so akzeptabel?“ „Oh ja, sehr gut.“ Das heisst entweder, ja, er findet es gut, oder nein, er findet es nicht gut.
Wenn man es genau wissen will, muss man einen anderen fragen, er soll doch bitte diese Person nach seiner Meinung fragen. Erst dann erfährt man die Wahrheit, denn der Chinese möchte den anderen nicht das Gesicht verlieren lassen. Sie wurden dazu erzogen, dass das Gefühl wichtig ist, nicht die Worte.
Chinesen haben unter Freunden die ungeschriebene Regel, dass man auch Freunden von Freunden weiterhilft. Dabei sind sie extrem hilfsbereit und lassen für unbekannte Leute ihre Beziehungen spielen und lassen sie sogar bei sich übernachten, das ist Ehrensache.
Unterdessen lebe ich bereits einige Monate in Hong Kong. Meine eigenen Erfahrungen bis heute, rein privater Natur: Die Chinesen sind äusserst hilfsbereit, wirken auf mich sehr anständig, höflich und ausserordentlich fleissig, ehrgeizig und erfolgsorientiert.
© B. Isliker
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