plopp

das sei eine klassische anamnese, sagt der hno-arzt, und dafür bin ich ihm wirklich dankbar. also bin ich doch nicht einfach zu blöd oder unhygienisch. die klassische anamnese war das tauchen im hallenbad, das toben mit den kinderdok-kids im wasser – da hat man mal ein paar tage frei … steige ich aus dem becken, denke mir, na toll, heute ist aber viel wasser im schwimmbecken in meinem ohr — fröhliches auf-einem-bein-springen mit dem betroffenen ohr nach unten bringt keine linderung.

die erfahrung mit zahlreichen kindern und auch am eigenen leib (zum glück inzwischen schon fünf jahre her) lassen mich die diagnose schnell stellen: cerumen obturans. oder auch viel-dreck-im-ohr. spitze. laut hno-kollegen quillt unterwasser das zeug so richtig schön auf und sorgt am ende dafür, dass auch noch das letzte löchlein im pfropf, welches bisher die schallverbindung zur außenwelt aufrecht erhielt, verschlossen wird – abrupter hörverlust dieser lauscherseite.

erstaunlich, was es bedeutet, der hälfte eines sinnes verlustig zu gehen. am anfang ist es nur die musik, die einseitig auftrifft, dann die umgebungsgeräusche beim autofahren, welche eine ausreichende verunsicherung mit sich bringen. ok, auch die tobenden kinderdok-kids halbieren sich, und auch der nachtschlaf, so man auf dem intakten ohr liegt, ist seltsam beruhigend und erholsam. dafür erfahre ich wieder einmal, welche lautstärke die knochenleitung im schädel ausrichtet – putzen sie sich mal die zähne im oberkiefer, im vergleich zum unterkiefer bei gleichzeitig fehlendem hörvermögen: faszinierend!  als ob jedes bürstenhärchen einzeln putze.

aber auf dauer ist es keine freude. und so wie house im gestrigen staffelfinale in gnadenloser selbsterkenntnis feststellt, dass ihn der chronische schmerzzustand in seinem rechten bein zu dem menschen macht, der er nun einmal ist, merke ich auch, wie das einseitige hören auf meinen gemütszustand drückt. also darf der freundliche hno-kollege seinen auftritt haben: fünf minuten händeschütteln, smalltalk-halten, dann auffangtrichter unter das ohr halten, ordentlich wasserdruck ordentlich temperiert hinein, auf dass die kalorische nystagmusprüfung in vivo bestanden sei – und schon könnte ich meinem kollegen die füße küssen ob der unglaublichen sinneswandlung.

wie schön die vögel zwitschern, wie lieblich die schneeflocken darniederrieseln und die radiosprecherin von dioxineiern säuselt – oh, hatte ich tatsächlich das autoradio bei der herfahrt angestellt? welch segen ein wenig wasser und ein wenig hno-know-how herbeizaubern können. vorbeugung gibt es keine, sagt der kollege. ohrenpfröpfe entstehen nun mal, klassische anamnese, mit dem schwimmbad das, naja, sehen wir uns eben ab und zu, sagt der kollege. plopp – und ich bin wieder glücklich.



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