(Expect Candy / Cargo) 2011
Das Bostoner Duo ARMS AND SLEEPERS wird oftmals als umtriebiger Act für Hintergrundmusik bezeichnet. Dabei ist der größtenteils instrumentale Sound nicht frei von Ecken und Kanten. Dies beweisen sie auch auf ihrem dritten Album „The Organ Hearts“. Der Opener ´Kepesh´ schwebt scheinbar belanglos ins Ohr, doch die Loops werden immer wieder auch gern am Rande der Tonalität eingesetzt und ab etwa der Hälfte des Tracks kulminiert der Spannungsaufbau. Die Vermengung von Ambient und Trip-Hop kommt zu einem spannenden meet n´greet. Bei ´Tusk´ macht sich eine melancholische, aber nicht depressive Stimmung breit. Die sparsam eingesetzten Vocals und die eher an Synthiepop angelegte Melodie machen den Song zu einem potentiellen Ziel für Remixer. Mit den beiden ersten Titeln ist auch das 1. Kapitel der in drei Kapitel unterteilten CD umrissen. Der 2. und etwas spannendere Teil beginnnt mit ´A smile in Sofia´. Der Song zeichnet sich als leichtfüßige easy Listening Nummer aus, die allerdings rhythmisch die ein oder andere Überraschung aus dem Jazz übernommen hat. ´Antwerp´ klingt hingegen wie der kleine, gut gelaunte Bruder von Portishead. Hier sind die Flötentöne und die orchestralen Momente sowie das dezent jazzige Tastenspiel prägend. James Bond ? Dieser sollte beim Jazz-inspirierten Reprise“ dem filmisch interessierten Hörer auch ins Ohr springen. Hier wurden musikalische Themen aus den Soundtracks um den britischen Agenten neu zusammengestellt und dies auch noch ausgesprochen tanzbar. Alle Achtung.Gegen Ende wird es dann im dritten Kapitel wieder etwas melancholischer. Nach dem wiederum frappant an Portishead erinnernden ´Kiss tomorrow good-bye´ landet der Hörer bei ´Atelier´in einer kleinen verrauchten Jazz-Spelunke. Jede Sekunde könnten Dizzy Gillespie oder Miles Davis aufspielen oder Nina Simone zu singen beginnen und das Kleinod veredeln. ´Airport Blues´ verabschiedet den Hörer vor dem Davonschweben in andere Dimensionen. ARMS AND SLEEPERS scheinen auf dieser Reise noch Air mitnehmen zu wollen und die Melodika-Einsätze schließen einen Zwischenhalt auf Island bei den wartenden Múm und Amiina nicht aus. Alles in allem bieten ARMS AND SLEEPERS auf dem dritten von für 2011 geplanten 10 (sic!) Outputs eine spannende Melange an Einflüssen verschiedenster Stilrichtungen der elektronischen Musik. Fans der vorgenannten anderen Bands und Interpreten sollten in jedem Fall einmal hereinhören, auch wenn sich die Vielschichtigkeit der Tracks nicht immer auf den ersten Blick erschliessen wollen.Text: Bastian Schmatz