(Caldo Verde) 2011
Hey Ho! Heute habe ich mich ausgiebig mit dem neuen Werk der englischen Doom-Metal-Band „Jesu“ beschäftigt. Einleitend möchte ich meinen höchsten Respekt aussprechen, denn soetwas habe ich noch nicht gehört. Was aus dieser anfänglichen Einmann-Band (und jetzt sind sie auch gerademal zu dritt) heraussprudelt ist reine Genialität. Als ich die Scheibe einlegte und begann, mich auf das Experiment (Doom-Metal mit Gesang, für mich eher kritisch) einzulassen, ahnte ich noch nicht was mich erwarten würde. Doch nach dem ersten Song war ich hin und weg. Differenzierte Instrumente, schräbbelig-spaciger Sound, akzentuierte Rhythmen (der Drumer weiß was er da tut), wahnsinnige Melodien und ein Gesang zum neidisch werden. Aus diesen Fäden spinnen die Jungs ein Garn, das einen schon nach wenigen Minuten vollends eingesponnen hat, sodass man nichts mehr tun kann, als sich der schwarzen Witwe hinzugeben, den schönen Teil zu genießen und mit der Konsequenz am Ende leben. Denn dies ist sicher keine fröhliche Tanzmusik (gottseidank!). Doch ich schweife ab, ich bin immernoch etwas benommen (die Scheibe läuft grad im Hintergrund weiter).Es ist das vierte Album der Band, die in dieser Zusammenstellung seit 2003 zusammen sind. Das Album beginnt mit einem Intro, das einen schon erahnen lässt, wie es weitergeht. Doch es verrät nicht genug um mit Sicherheit sagen zu können, wie die Geschichte ausgeht, und so ist man mit der nötigen Spannung geladen, dieses doch sehr lange (über eine Stunde!) und bewusst schleppende (nicht negativ gemeint) Werk mit Leib und Seele zu „durchschreiten“. Dann geht es weiter, und man erhält Einblick in die Welt der Melodien, die in diesem Album nicht zu knapp sind. Sehr schöne, sich wiederholende Themen sind die Stärke des Gitarristen (natürlich neben den typisch schwerfälligen Akkordwechseln). Der dritte Track katapultiert einen dann in eine Rückblende der 90er Jahre. Fragt mich bitte nicht, wie man es schafft, Doom-Metal mit Pop-Songs der 90er in Verbindung zu bringen, aber die Assoziation war da. Zeit, etwas Luft zu holen. Dann wird es wieder etwas „doomiger“ und die Melancholie wird aus ihrem rostigen Käfig gelassen. Die Schwerfälligkeit ist zurück und das Spinnrad dreht sich wieder. Im fünften Track hörte ich auf einmal kurz auf zu hören und schaute, ob mein Winamp-Player da was durcheinander gebracht hat. Ich meinte ein ungehörtes Stück von Nirvana zu vernehmen. Kurt, bist du das? Nein! Es sind immer noch Jesu. Wahnsinn. Das erste mal wird der Gesang aus dem Hintergrund geholt und dringt unverfremdet in unsere Köpfe. Doch kaum hat man das begriffen, dreht sich das Rad wieder weiter. Die Hälfte des Weges ist geschafft, und es geht weiter. Erneut sehr schleppend, aber irgendwie aufgelockert, durch den jetzt neu wahrgenommenen Gesang. Im siebten Track wird man dann wieder vor eine Wand gestellt, unbeschreibliche Sphären und eine Gitarre die ich so noch nie gehört habe. Dann ergießt sich das Album weiter in einer „melancholiegeilen“ Welle von Schmerz. Das hält dann bis zum letzten Track an, bei dem ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Da hat man fast eine Stunde lang da gesessen, wie unter Hypnose, hat eine Zigarette nach der Anderen geraucht, ist völlig am Ende und es kommt dieser Song. Ein instrumental, clean (die Gitarre klingt wie die bei „Purple Rain“ :D) gehaltenes Outro von knapp drei Minuten, das dem Album auch noch seinen Namen gibt. HAMMER! Entschuldigung, aber das musste hier gesagt werden. Wahnsinnig geil gespielt und einfach mehr als passend. Eine Runde Sache, die Ihresgleichen sucht. I'm impressed and I'm a new fan, thanks for the music!!! Über dieses Album kann auf jeden Fall jeder mit diskutieren der es gehört hat. Denn wer hier ohne Meinung bleibt, der hat was falsch gemacht. Meine Meinung ist, ein wahnsinns Werk voller Überraschungen, geiler Musik und einem Charakter, wie man ihn nur selten antrifft. Dieses Jahr auf jeden Fall eine meiner Lieblingsplatten!Text: Sascha Riehl