Ein praktisches Beispiel dem Freiwilligendienst im Umweltbereich
In Hampi ergab sich mir die Gelegenheit einen Vormittag lang eine brasilianische Freiwillige während eines Umweltworkshops in einer Schule zu begleiten. In einem Dorf, in dem auf den ersten Blick die Zeit stehen geblieben schien, erklärte Dani zusammen mit mir die Thematik das Plastikkonsums und seine Folgen.
Die 24-jährige Brasilianerin spricht viel von den Giften, die Plastikwaren, wie Flaschen, Beutel und Verpackungen enthalten und langsam an die Umwelt abgeben. Vor allem habe der Plastik, der einfach in die Natur geworfen wird, Auswirkungen auf das Grundwasser und damit auf die Qualität des Trinkwassers, was für fast alle Familien hier im Dorf aus einer Pumpe oder dem Fluss stammt.
45 Kinder zwischen 12 und 15 Jahren versuchen Dani zu verstehen. Vier lokale Lehrer mit mehr oder weniger guten Englischkenntnissen haben sich bereit erklärt, die Veranstaltung zu Betreuen und fungieren für Dani und mich als Übersetzer. Im Klassenzimmer ohne Möbel hocken die Kinder in Reihen vor den Lehrern und uns. Ab und zu fliegen indische Spatzen durch den Raum.
Poster mit Bildern zum Slogan „Reuse, Reduce and Recylce“ sollen den Kindern helfen, die für die meisten neue Thematik zu verstehen. Später einmal werden sie an den Wänden der Räume aufgehangen und sollen an den Workshop und das Gelernte erinnern.
Für die Kinder ist der Umweltexkurs zum Thema Plastik ein Teil, des sogenannten SummerCamps. Während der 2 Monate indischer Sommerferien kommen gelegentlich Freiwillige oder Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen, den NGO's der Umgebung vorbei und sprechen mit den Kinder über verschiedenste Thematiken. An den meisten Tagen haben die Kinder einfach eine Art Lernzeit und Nachhilfe. Teilweise werden die Kinder auf dass nächste Schuljahr vorbereitet. Für einen kleinen Betrag, der je nach alter zwischen 500 und 700 Rupee, also um die 10 Euro liegt werden die Kinder jeden Vormittag, der langen indischen Sommerferien betreut.
Um den Kindern zu veranschaulichen wie ernst es um die Thematik Plastikverseuchung in der eigenen Umgebung steht, zeigt Dani den Kindern einen ganzen Kartoffelsack voller kleiner schwarzer Plastikbeutel, die jeden Tag als Einwegtragetasche zu tausenden mit über die Ladentheken wandern. In Anegundi, dem historischen Kern von Hampi sind es jeden Tag drei Säcke voll, die Dani mit einem anderen Frewilligen namens Ferdi von der Straße sammelt.
Um gerade den Konsum dieser Plastikbeutel zu verringern, hatte die Brasilianerin eine kreative Idee. Einfache Baumwolltaschen oder sogenannte Jutebeutel sollten den bösen Bruder aus Plastik ablösen. Damit sie das Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, kaufte sie von Spendengeldern laufende Meter von Stoffbahnen. Zusammen mit einem Verein, der sich für die Rechte der Frauen in der Region einsetzt und ihnen ein eigenes kleines Einkommen ermöglicht, nähte Dani die rohen Stoffe zu Beuteln zusammen.
Im Workshop bekommt jedes Kind einen dieser Beutel. Im großen Sitzkreis sollen die Kinder ihre persönlichen Taschen kreativ gestalten. Stoffmalfarbe, Pinsel und Stempel liegen für alle bereit.
In etwa drei Stunden stellen die Kinder ihre Beutel fertig. Jeder ist stolz auf sein eigenes Kunstwerk, was er nun anstatt eines schädlichen Plastikbeutel mit sich herum tragen kann. Hoffentlich haben die Kinder während der intensiven, kreativen Arbeit nicht die Intention des Workshops völlig verdrängt. Dani und ich haben auf jeden Fall die Lehrer darauf hingewiesen, dass sie ihre Schüler bei jeder passenden Gelegenheit, an die Thematik Plastikkonsum und seine Folgen erinnern sollen. Es bleibt nur zu hoffen, dass mit dieser ganz praktischen Aktion wieder jemand einen klitzekleinen Beitrag zum unüberschaubaren Vorhaben „Weltverbessung“ beigetragen hat.