AB 28. APRIL IM KINO! ©Warner Bros.
Nimmt sich die westliche Filmlandschaft des Nahen Ostens an, hat das Ergebnis selten etwas mit der Realität gemein. Mit naiv-blauäugigem Blick wird auf die Probleme der Menschen dort herabgesehen und komplizierte Sachverhalte verklärt. „Ein Hologramm für den König“ schlägt ein wenig in diese Kerbe. Der neue Film von Tom Tykwer mit Star Tom Hanks in der Hauptrolle hat die besten Absichten. Er möchte erklären, zeigen, Völkerverständigung betreiben.
Aus der Sicht des Amerikaners Alan Clay (Tom Hanks) wird der Zuschauer auf eine Reise nach Saudi-Arabien genommen. Natürlich ist Clay zunächst alles fremd. Die Kultur, das Verhalten der Menschen, der Verkehr – das ist so völlig anders als in den USA. Tykwer bringt die Unterschiede in einigen humorvollen Szenen gekonnt auf den Punkt. Hanks selbst fühlt sich in der Rolle pudelwohl, mimt er doch den Charakter, den er perfektioniert hat: Ein rechtschaffener Mann, der nur das Beste möchte. Gerne folgt der Zuschauer seiner Figur auf der Jagd nach einer Audienz beim König. Lange hält dieses Gefühl aber nicht vor.
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Tykwer verzettelt sich in seinen Einzelteilen und fügt sie nicht zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Mal will „Ein Hologramm für den König“ das Wirtschaftssystem angreifen, dann verirren sich Roadmovie-Elemente hinein, nur um schlussendlich die Culture-Clash-Schiene zu bedienen. Das ist nicht unbedingt schlecht, doch ist der Film zu vollgestopft. Keiner Episode widmet Tykwer ausreichend Zeit um sich voll zu entfalten. Dabei ist es nicht so, dass Potential nicht vorhanden wäre. Immer wieder durchbrechen gefühlvolle und wunderschöne Momente das nett gemeinte Chaos. Leider konzentriert sich Tykwer nicht auf ein, zwei Stücke daraus, sondern will gleich den gesamten Kuchen.In Buchform ist „Ein Hologramm für den König“ trotz seiner unterschiedlichen Stilrichtungen sicherlich ein nahtlos zusammengefügtes Puzzle. Die Filmadaption hangelt sich von Puzzleteil zu Puzzleteil, ein jedes mit seinen individuellen Stärken und Schwächen. Die guten Absichten dahinter sind offensichtlich, doch dabei bleibt es auch. „Ein Hologramm für den König“ wirkt wie ein Kleinkind, das seinen Freunden helfen will eine Sandburg zu bauen und dabei drüber stolpert. Man kann ihm nicht wirklich böse sein, aber geholfen hat es nicht.
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BEWERTUNG: 06/10Titel: Ein Hologramm für den KönigFSK: ab 6 freigegebenLaufzeit: 98 MinutenErscheinungsjahr: 2016Genre: Drama, KomödieAutor/Regisseur: Tom TykwerDarsteller: Tom Hanks, Ben Whishaw, Sarita Choudhoury, Tom Skerritt, Alexander Black