HIer nun die Filmkritik von meinem geschätzen Kollegen, Frank A. Braun!
Thumbs up!
Darwin ist Schuld!?
Als Darwin im 19. Jahrhundert seine Evolutionstheorie formuliert hat, gab es einige seltsame Folgen: Der Kirche wurde ein weiterer Stein ihres Glaubenfundaments genommen. Die vermeintlich einzigartige Position des Menschen in der Natur wurde relativiert. Und Affen wurden ein immer beliebteres Mitbringsel an nicht so beliebte Verwandte.
Doch fürs uns Kinobesucher zeigte sich erst in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts das volle Ausmaß dieser Theorie, als der Planet auf den Affen kam.
Und wie es in den letzten Jahren Sitte ist, kommt nun zu der viel gerühmten Science-Fiction Trilogie nach dem Remake von vor 10 Jahren ‚endlich’ das Prequel „Planet der Affen: Preevolution“.
Worum geht’s? Muß das sein? Und muß ich da rein? Diese Fragen und mehr hoffe ich in den kommenden Zeilen zu beantworten.
Worum geht’s?
Will Rodman (James Franco) ist ein junger Wissenschaftler, der ein Heilmittel gegen Alzheimer sucht. Ein neues Mittel, in das Will viele Hoffnungen (besonders für seinen Vater) setzt, testet er bei seinem Arbeitgeber Gen Sys im Labor an Affen. Doch die beste Versuchsaffendame dreht durch, und ruiniert seinen Vortrag vor dem Aufsichtsrat. Der Sicherheitsdienst erschießt das Weibchen. Doch eine Sache lässt die verstorbene Affenfrau zurück: Ein Äffchen, ihr Kind. Will nimmt den Kleinen mit Nachhause, und sein dementer Vater Charles (John Lithgow) nennt ihn Caesar (Andy Serkis). Als sich beim neuesten Familienmitglied erhöhte Intelligenz zeigt, und Charles immer mehr in die Umnachtung abgleitet, wagt Will bei sich zuhause den Versuch am Menschen. Und als Caesar den Behörden auffällt, und in der Los Angeler Primaten ‚Schutzstelle‘ den ‚Pflegern‘ in die Hände fällt, lernt er die andere Seite seiner Homo Sapiens ‚Verwandten‘ kennen. Kann er entkommen oder gar nur bei klarem Affenverstand überleben? Und kann das neue, aggressivere Serum Wills Vater retten? Findet es raus, genug verraten!
Muß das sein?
Ja, muß sein. Denn ähnlich wie in den Werwolf- und Vampir-Mythen (Team Edward & Team Jacob, bitte hört auf zu klatschen und stellt euch wieder in der Vorverkaufsschlange an) können wir im tierisch verzehrten Abbild uns selbst besser erkennen. Wenn man unser ‚tierisches’, instinktiveres Erbe in so einer Parabel –Parabel-Bild- stärker herausstellt, zum Beispiel in Form von intelligenten Menschenaffen, dann kann man die ganze Palette der menschlichen Vorurteile, Mechanismen und Emotionen in der Geschichte offen ausbreiten. Ausnutzung von Macht gegenüber Schutzbefohlenen oder von einem als minderwertig Angesehenen. Angst vor Anderen, die wir glauben, nicht zu verstehen. Furcht von dem Tierischen in uns. All das erlaubt der Affenplanet zu thematisieren.
Muß ich da rein?
Hab ich mich auch gefragt. Ich hab keinen der Vorgänger gesehen. Aber ein guter Freund hat mich mitgenommen. Und ich war angenehm überrascht.
Andy Serkis überzeugt als Affendouble hinter dem computeranimierten Cesar durch maximal mögliches Spiel. Zwar kann man animierte und echte Affen noch recht gut auseinander halten, aber wir bewegen uns auf das Ende des Uncanny Valley zu. http://de.wikipedia.org/wiki/Uncanny_Valley
Die Motivation der Hauptprotagonisten ist gut gewählt, Familienbande ziehen immer. Besonders gefiel mir die Vorbereitung der Ereignisse, die zum den späteren Filmen führen, auch wenn sie nur am Rande einfließen (Stichwort Marsmission).
Und gerade die Parallelen und auch Andersartigkeiten innerhalb der Menschenaffengemeinschaft sind interessant – schade, dass die sozialen Strukturen nur angerissen werden.
Kritik muß sich das Affenepos auch wegen der Hörigkeit gegenüber dem aktuellen Hollywoodparadigma gefallen lassen. Zum einem gehört die (zu recht von mir nicht in der Inhaltsangabe erwähnte) Freundin des Forschers durch ungenügende Einbindung und Charakterisierung in die Abteilung „Alibi-Frau, damit meine Freundin nicht meckert, wenn sie schon in so ein Affentheater mitgeht.“ Zum anderen bleibt einem eine Endschlacht von Affen gegen Cops (eine Anspielung auf Rassenunruhen?) in aktueller Blockbustermanier nicht erspart. Etwas uninspiriert inszeniert, aber wenigstens sieht es nicht nur nach zwangsweise reingequetscht aus. Und auch der gewählte Abschluß lässt einen wieder einmal den Pathos der amerikanischen Produktion schmecken – welchem aber eine nette Schlußszene entgegen gesetzt wird, die dann den Übergang zu den kommenden Ereignissen schafft.
Wer also einen guten Film zum Thema „Mensch gegen sich selbst“ sehen will, ist herzlich eingeladen, ein Ticket zu lösen. Banane an der Snackbar nicht vergessen.
Movie Ms: 7 von 10 (ab nun gibt es max. 10 Movie Ms, zur genaueren Bewertung)
Geeignet für:
+ Primatenforscher
+ Tierfreunde
+ Franchisefans
Nicht so für:
- Kreatonisten.
- Manager (etwas flach dargestellt)
- deine Freundin (außer sie heißt Sigourney Weaver)
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euer mFilmkritik und Frank A. Braun