Pizzaman – Beatrice Murmann

Von Theatertogo @MarieGolueke

Stadtbad Steglitz

KLICK

Die wunderbare Location des Stadtbads Steglitz wurde diesmal Schauplatz des Dramas PIZZAMAN von Darlene Craviotto. Einer amerikanischen Schriftstellerin, die das Stück in den 1970er Jahren geschrieben und veröffentlicht hat.

Kurz zur Story: Juli und Alice sind Anfang 30 und leben in einer WG. Juli ist Dauersingle und  ihr wird der Job gekündigt. Alice wird von ihrem verheirateten Geliebten verlassen. So beginnt der Abend.

Diese kitschige Ausgangsituation bestimmt die Geschichte in der wir uns hineinbegeben und genauso kitschig geht es weiter. Alice und Juli beschließen Rache an der Gesellschaft zu üben und wählen den PIZZAMAN als Opfer aus. Sie wollen ihn vergewaltigen. Doch das mit der Vergewaltigung klappt nicht so ganz, ist ja auch schwierig wenn der PIZZAMAN einfach keinen hochkriegen will, obwohl sich die Damen, vor allem Alice, mit sexy Bewegungen abrackern. Zum Schluss müssen sie einsehen, dass der Abend nicht mit einem wohltuenden Rachegefühl enden wird, Alice einfach nicht fähig ist einen Menschen zu quälen und Juli doch nicht alles so leicht wegsteckt, wie sie immer dachte. Nachdem sich jeder hat tief in seine Seele blicken lassen, kann der PIZZAMAN gehen und die beiden Wohn-Genossinnen wünschen sich eine gute Nacht.

Diese dramatische Geschichte lässt einen an die Vorabendsendungen bei RTL oder RTL2 denken. GZSZ, Verbotenen Liebe und so weiter…. Man kann der Autorin allerdings zugutehalten, dass sie dieses Stück 1970 schrieb und der Regisseurin kann man zugutehalten, dass sie versucht das Klischeebesetzte Drama immer wieder zu brechen.

Der kleine Raum im Stadtbad Steglitz ist vollständig Pink ausgestattet und auch die Protagonistinnen haben pinke Kleidung an. Barbies WG, wenn man so will. Der Pizzamann Jerry könnte Ken sein, aber er will einfach nicht in diese Glitzerwelt eintauchen. Die Grellheit der Farbe lässt einem fast die Augen platzen. Hinter dem hübschen Kleid von Alice und dem Sportanzug von Juli stecken Frauen, die am modernen Leben gescheitert sind. Sie wollten doch eigentlich nur eins: Hausfrau und Mutter sein.

Immer wenn Beatrice Murmann auf einen Knopf drückt, verzerren sich die Gesichter der drei Schauspieler und die Stimmen rutschen weg. Es erinnert an die Szenen in Fear and Loathing in Las Vegas, als Duke im Casino auf seinem Trip ist. Die Brechung des Soapcharakters ist eine kluge Idee, sie verleiht der Inszenierung Spannung und Abwechslung.

Beatrice Murmann verhandelt hier zum Glück ganz mit Absicht den Soapcharakter des Stückes und lässt ihn sozusagen Auflaufen, indem sie Lacher aus der Dose einspielt und beim dramatischen Höhepunkt den Buzzer nicht mehr loslässt. So wird der ernstgemeinte Text in eine wunderbare Lächerlichkeit gezogen, ohne die er sonst nicht zu ertragen wäre.

Ein nicht besonders tiefgründiger aber unterhaltsamer Abend.