„Indie Cindy“
(Pixiesmusic)
Irgendwann muss man jüngeren Generationen mal erklären, warum wir so ein Gewese um den dicken Mann und seine Band machen, warum wir schier durchdrehen, wenn Charles Thompson aka. Frank Black aka. Black Francis seine alten Kumpanen um sich versammelt, mit etwas Glück jemand seine Stellenanzeige „Suche Kurzzeitbassistin mit minimalem Ego und maximaler Leidensfähigkeit“ positiv beantwortet und alle zusammen sich dann anschicken, über anderthalb Jahre ein paar Songs aufzunehmen und diese dann, verpackt in eine einen orangefarbenen Pappkarton, als die unglaubliche, die sensationelle Rückkehr nach über zwanzig Jahren zu verkaufen. Die Faszination der Pixies lässt sich Außenstehenden und/oder Spätgeborenen wohl schwer vermitteln – wen die sagenhaften „Surfer Rosa“ resp. „Come On Pilgrim“ und „Doolittle“ vor Jahren nicht in Flammen gesetzt haben, der wird wenig Verständnis haben für den Zirkus, der nun um die zwölfeinhalb späten Lieder veranstaltet wird.
Und sicher wird sich auch manch eingeschworene „Altelfe“ mit den aktuellen Stücken schwer tun, denn natürlich ist nach gefühlten siebzig Black’schen Soloplatten und diversen Neubesetzungen nicht das Feuer der Anfangsjahre zu erwarten. Wer ehrlich ist, der wird sogar zugeben müssen, dass selbst „Bossanova“ und „Trompe le Monde“ schon ihre Durchhänger hatten – legt man diese als Vergleich zugrunde, ist „Indie Cindy“ tatsächlich ein ordentliches, ein gelungenes Album geworden. Denn Black und Kollegen – Bassistin Paz Lenchantin war bei den Aufnahmen noch nicht im Dienst – geben sich alle Mühe, das Vertraute auch nach so langer Zeit zum Klingen zu bringen. Das Gitarrenspiel schwankt wie gewohnt zwischen streichzartem Aloha („Magdalena 318“, “Ring The Bells“) und windschiefem Riffrock („Indie Cindy“ und ganz besonders schön: „Blue Eyed Hexe“), es gibt den obligatorischen Spanischteil („Andro Queen“) und auch ein paar mittelmäßige Lückenfüller wie „Another Toe In The Ocean“ oder „Snakes“.
Beeindruckend wie eh und je ist Blacks Einsatz am Mikrophon – vom gepressten Sprechgesang über die stets aufs Neue verblüffende, zarte Kopfstimme bis hin zum angsteinflößenden Brüllen und Kreischen ist alles dabei, der Mann mit dem Selbstbewusstsein einer Abrissbirne testet für seinen skurrilen Geschichten wieder einmal die Belastbarkeit seiner Stimmbänder. Neuigkeiten? Nicht viele. Mit „Bagboy“ gibt es untypischerweise mal etwas Funk in der Speisefolge, die leichtverdaulicheren, poppigen Sachen gradwandern nahe an allzu braver Beliebigkeit und Kim Deal wird wenigstens im Background schmerzlich vermisst – Punkt. Es hätte aber, das ist klar, alles viel schlimmer kommen können (Billy Corgan macht es mit seiner Teenie-Rumpftruppe gerade vor), selbst ohne rosarote Fanbrille darf man also durchaus zufrieden konstatieren: Mehr gewohnt als gewöhnlich, hurra, sie leben noch! http://www.pixiesmusic.com/home/