Pixels

Erstellt am 29. Juli 2015 von Pressplay Magazin @pressplayAT

Pixels

5Sci-Fi Komödie

Chris Columbus kindertauglicher Mix aus Buddy-Movie und Cyber-Abenteuer beginnt im Jahr 1982. Der junge Sam Brenner (Adam Sandler) ist der Held der frisch eröffneten Arcade, wo Mädchen und Jungs – auf der Leinwand fast nur Jungs – aufregende Neuerscheinungen wie Pac-Man, Centipede und Donkey Kong zocken können.

Sam sieht auf den ersten Blick, dass die Spielzüge bestimmten Schemata folgen und zockt sich mit dieser Taktik ins Finale der Gamer-Meisterschaft. Dort muss Sam allerdings lernen, dass auswendig gelernten Mustern zu folgen nie so erfolgreich ist wie echte Individualität. Eine Lektion, die auch Regisseur Columbus gut getan hätte. 30 Jahre später ist in seinem Film gefühlt immer noch 1982. Computerspiele sind nur was für Jungs. Frauen sind in erster Linie Sex-Objekte. Konservative Familienwerte werden hochgehalten und im Fernsehen spricht Ronald Reagan. Letzterer ist eine Projektion von Aliens, die der Erde den Krieg erklärt haben.

Genauer gesagt: die Außerirdischen haben eine Weltraumbotschaft aus den 80ern als Kriegserklärung missverstandene und reagieren nun entsprechend. Fast so schlimm für die Menschheit wie wenn der echte Reagan noch an der Macht wäre! Aber auf dem Präsidentensessel sitzt nun Sams bester Freund aus Kindertagen Will Cooper (Kevin James). Sam selber hat es lediglich zum IT-Installateur für ein Unternehmen mit dem peinlichen Namen Nerd-Brigade gebracht. Angesichts der außerirdischen Bedrohung, die in Form alter Computerspiele angreift, stellt President Cooper seine persönliche Nerd-Brigade als militärische Sondertruppe auf. An Sams Seite kämpfen sein verklemmter Kumpel Ludlow (Josh Gad) und sein alter Erzkonkurrent Eddie (Peter Dinklage). Der hat Sam 1982 beim Gamer-Wettbewer den Titel des besten Donkey-Kong-Spielers weggeschnappt, mit Tricks, die auch bei den Aliens nicht gut ankommen.

Beim Regisseure von Mrs. Doubtfire und den Kevin allein zu Haus-Filmen wird neben der Welt das Familienleben der Protagonisten gerettet. So hat Sam zu Beginn einen Auftrag bei der jüngst geschiedenen Mutter Violet (Michelle Monaghan), Eddies Herz schlägt für Serena Williams und Martha Stewart, die beide Gastauftritte haben, und Ludlow schwärmt nebenher für die sexy Computer-Kriegerin Lady Lisa (Ashley Benson). Sie ist fiktiv, die übrigen computergenerierten Charaktere hingegen nicht. Gerade diese nostalgischen Zitate einer längst überholten, für viele dafür umso warmherziger erinnerten Animationstechnik soll Pixels seinen Charme verleihen.

Arkanoid, Tetris und Space Invaders könnten das tatsächlich – wenn Columbus und die Drehbuchautoren Tim Herlihy und Timothy Dowling sie nur lassen würden. Stattdessen hält sich die Story mit romantischen Geplänkel und Sprücheklopfen zwischen den nicht gerade originellen menschlichen Figuren auf. Augenscheinlich vertraut keiner der Filmemacher auf die witzige Idee von Patrick Jeans gleichnamigem Kurzfilm von 2010. Das Potential der Original-Story blitzt auf, wenn etwa Pac-Man-Erfinder Toru Iwatani in einem Cameo seine Schöpfung besänftigen möchte. Oder wenn die Aliens Q*bert als Trophäe schicken und der sich mit den Menschen anfreundet. Oder wenn Sam die Spiele-Klassiker modernen First-Person-Shootern gegenüberstellt.

Solche Momente münden leider nur in Slapstick oder vorhersehbaren Gags, die oft chauvinistisch sind. Mädchen sind in der Gamer-Oberliga nur da, um den Jungs zuzujubeln und wenn sie doch mal mitspielen, müssen sie prompt wie Princess Peach gerettet werden. Dazu kommt eine Dosis protziger Militarismus, Seitenhiebe gegen andere Nationen und gegen Schwarze. Ein sonderlich positives Bild scheint Columbus von Retro-Gamern nicht zu haben. Folglich ist Pixels laut, grell und teils spektakulär gemacht, doch kein bisschen liebevoll. Ja, es gibt ein paar tolle Szenen – aber die sieht man alle im Trailer.

Regie: Chris Columbus, Drehbuch: Tim Herlihy, Timothy Dowling, Darsteller: Adam Sandler, Kevin James, Michelle Monaghan, Peter Dinklage, Filmlänge: 106 Minuten, Kinostart: 31.07.2015, www.pixels-film.de


Autor

Lida Bach

 
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