PITCH PERFECT

In 2008 brachte Mickey Rapkin, bis dahin Schreiber für das GQ und Elle Magazin, mit Pitch Perfect: The Quest for Collegiate A Cappella Glory seinen ersten nicht-fiktionalen Roman auf den Markt. Für seine Berichterstattung über A Cappella Gesangsgruppen an amerikanischen Colleges begleitete er selbst Gruppen von der Tufts University, der University of Oregon und der University of Virginia. In seinem Buch verarbeitete er seine Beobachtungen über den Gesang, über Fans, Partys und Rivalitäten. Dieses Buch diente nun Drehbuchautorin Kay Cannon (New Girl, 30 Rock) als Grundlage für Regisseur Jason Moores (Dawsons Creek, One Tree Hill) PITCH PERFECT, für den er von zwei Mitgliedern der A Cappella-Gruppierungen – Ed Boyer und Deke Sharon – Unterstützung erhielt.

Alles beginnt mit Beca (Anna Kendrick), neu am College, die sich allerdings viel lieber von der Musik berieseln lässt, die aus ihren Kopfhörern kommt, als dass sie ihren Mitmenschen dabei zuhört, wie diese Töne produzierend durch den Alltag tänzeln. Dementsprechend findet sie auch die Leute an ihrem neuen College alles andere als ansprechend, scheint sich doch jede Clique als eine Gesangsgruppe darzustellen. Obwohl Beca hier überall nicht hinein zu passen scheint, landet sie doch unfreiwillig bei den Bellas, einer wild zusammengewürfelten Mädchengang, von denen manche frech, manche süß oder aber auch total verrückt sind. Schnell ist Becas Geheimnis gelüftet: Zwar träumt sie von einer Karriere als DJane, aber ihre Gesangskünste sind auch nicht zu verachten. Mit ihr im Team trauen sich die Bellas gegen die rivalisierende Jungstruppe Treblemakers in einem Wettbewerb anzutreten. Allerdings müssen sich die Mädels hierfür etwas Originelleres einfallen lassen, als die ewig selben Songs, die sie inzwischen auswendig auf und ab trällern können. Auch hier ist Beca gefragt, die ihre Erfahrungen als DJane zu ihrem Vorteil nutzen kann.

Bevor die ersten Sekunden des Films beginnen, hört man bereits den Männerchor der Treblemakers trällern: Die Hymne von Universal Pictures wird von den Jungs stimmlich untermalt, es folgen zahlreiche Songcover, sowohl von den männlichen Vertretern der Gattung Gesangsverein – Rihannas Don’t Stop The Music oder Right Round von Flo Rida – als auch von den Barden Bellas: The Sign von Ace of Base, Eternal Flame von den Bangles oder auch Party in the U.S.A. von Miley Cyrus. Ein Sing-Off dieser beiden Gruppierungen gehört zum Highlight des Films. Die Männer stehen den Frauen gegenüber und ein an die Wand projiziertes Glücksrad entscheidet über den Themenschwerpunkt der zu singenden Songs.

Man kann PITCH PERFECT also keinen Mangel an Facettenreichtum vorwerfen. Anna Kendrick und ihre Mitstreiterinnen – darunter auch Rebel Wilson, Anna Camp und Brittany Snow – bewegen sich über einen Campus, auf dem es vor musikalischen Talenten nur so strotzt. Man glaubt, hier hätten die Glee-Kids wie Könige behandelt werden können und wären nicht den täglichen Slushy-Attacken ihrer Mitschüler ausgesetzt gewesen.

Ebenso vielfältig wie die Songauswahl kommen die Darstellerinnen der Bellas A Cappella Gruppe daher. Eine Asiatin mit Piepsstimme, die Sexsüchtige Brünette, die herrschsüchtige Blondine, die übergewichtige Fat Amy – so nennt sie sich selbst – es sind eine ganze Reihe von Figuren. Im Fokus bleibt aber immer Kerndrucks Beca, das rebellisch, desinteressierte Headphone-Girl im Tomboy-Stil, die ihre Tage damit verbringt Songs auf ihrem Laptop abzumixen. Zuerst ist sie für die Bellas ein wenig zu Alternativ, lebt sich aber schnell in ihren neuen Freundeskreis ein. Leider wird ihr hier verboten sich mit Jungs zu treffen, die den Treblemakers angehören – und es kommt, wie es Romeo & Julia gebieten – sie verliebt sich in Jesse (Skylar Astin), eine verbotene Liebe, die von den beiden Familien nicht geduldet wird.

PITCH PERFECT könnte als der Clueless der Moderne durchgehen. Irgendwie überaus banal mit seinem vorhersehbaren Konzept, aber dennoch ein riesiger Spaß dabei sein zu dürfen. “Jetzt singt nicht einfach nur, öffnet euch” heißt es. Zumindest Anna Kendrick hat das nach dem Film immer wieder getan und sich durch zahlreiche Gesangsrollen gespielt. Man könnte also sagen, dass PITCH PERFECT ihre Karriere recht entscheidend gelenkt hat.


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