Pilotversuch bei E.ON Bayern: Energiewende im Keller

Ob Solarkraftwerke Strom liefern, hängt vom Wetter ab. Mit neuartigen Mini-Blockheizkraftwerken will Bayerns größter Energieversorger die Netzstabilität verbessern. Vier Pilotanlagen werden derzeit im niederbayerischen Osterhofen erprobt.
Regensburg (obx - internet-zeitung) - "Energieautark" zu werden, davon träumen mittlerweile immer mehr Kommunalpolitiker. Wirklich energieautark ist bis heute aber noch keine Gemeinde in Deutschland. Selbst wenn installierte Solarzellen oder sonstige erneuerbare Energiequellen theoretisch den Stromverbrauch eines Orts decken. Scheint die Sonne nicht oder ist es windstill, muss auch weiterhin das überregionale Netz angezapft werden. Für die überregionalen Versorger wie E.ON Bayern aber wird es angesichts des anhaltenden Drangs zu schwer kalkulierbaren wetterabhängigen Kraftwerken immer schwieriger, jederzeit Netzstabilität zu garantieren. Jetzt erprobt Bayerns größter Energieversorger im niederbayerischen Osterhofen neue Speichertechniken, die auch in Zukunft bei weiter wachsendem Anteil der alternativen Energien für eine zuverlässige, schwankungsfreie Stromversorgung sorgen sollen.
40 Prozent des Stroms kommen im E.ON Bayern-Netz bereits aus regenerativen Quellen. Mit dem Modellversuch "Smart Local Generation" will der Versorger jetzt Puffer schaffen, die Netzstabilität gewährleisten sollen. Herz des Systems sind dezentral installierte Mini-Blockheizkraftwerke, die mit Gas beheizt etwa bei stillstehenden Windkraftwerken Strom produzieren und ins Netz einspeisen. Diese Anlagen sind aber auch in der Lage bei einer Stromüberproduktion etwa an heißen Sonnentagen Strom aus dem Netz zu saugen und mit dem Strom Wasser zu erhitzen, das dann zwischengespeichert und bei Bedarf verwendet wird.
"In der Fläche eingesetzt, können diese Mini-Blockheizkraftwerke ein wichtiges Regulativ im Netzbetrieb der Zukunft werden", sagte E.ON Bayern-Technikvorstand Egon Westphal bei Inbetriebnahme der ersten Pilotanlage im niederbayerischen Osterhofen. Der Pilotversuch soll bis Mitte 2013 dauern. Neben E.ON Bayern sind daran das Bayerische Zentrum für angewandte Energieforschung als wissenschaftlicher Begleiter, der Heizungshersteller Viessmann und die E.ON Ruhrgas beteiligt.
Erfüllt die Pilotanlage die Zielvorgaben, könnte das Netz der "Smart Local Generation"-Kraftwerke systematisch ausgebaut werden - als Ergänzung zu den vielen tausend Kilometern Hochspannungsleitung, die im Rahmen der Energiewende Deutschland in den nächsten Jahren durchziehen sollen. Anders als bei den geplanten Pumpspeicherkraftwerken, die ebenfalls zur Netzstabilität beitragen sollen, ist Widerstand von Natur- und Umweltschützern nicht zu erwarten. Die neuartigen Mini-Kraftwerke sind kaum größer als die Heizung eines Einfamilienhauses und lassen sich praktisch in jedem Keller verstecken.
Ostbayern ist heute Vorreiter bei der Energiewende. Der Anteil der regenerativen Energien im E.ON Bayern-Netz liegt bereits heute bei 40 Prozent, fünf Prozent höher als der von der Bundesregierung für 2020 angepeilte Wert. Das Ziel der Bayerischen Staatsregierung, den Anteil der Regenerativen bis 2021 auf 50 Prozent der gesamten Stromerzeugung zu steigern, wird nach Einschätzung von Thomas Barth, Vorstandsvorsitzender von E.ON Bayern, im Netz des Konzerns bereits in Kürze erreicht. In Bayern seien mit 4.300 Megawatt Photovoltaik-Leistung bereits heute deutlich mehr Solarzellenfelder installiert als in den gesamten USA. Die installierte Solarzellenfläche entspricht in etwa der Größe eines durchschnittlichen bayerischen Regierungsbezirks.

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