Pilot Season: Ein Überblick über die SF-Pilotfilme für die kommende TV-Saison


Fast könnte man glauben, an diesem Wochenende sei in der amerikanischen Fernsehindustrie die Deadline für Bestellungen von Serienpiloten für die kommende TV-Saison, denn in den vergangenen Tagen haben die Networks gleich eine ganze Reihe von Pilotfilmen bestellt. Einige davon fallen auch in den Bereich der Science-Fiction und ein neues Projekt ist mit einem Namen verbunden, der aktuell in aller Munde ist: J.J. Abrams.
Für den Sender Fox produziert Abrams, seit Samstag offiziell der Regisseur des kommenden Films Star Wars: Episode VII, einen Piloten für eine noch namenlose Serie, die er gemeinsam mit J.H. Wyman ersonnen hat. Der Polot spielt in nicht allzu ferner Zukunft und handelt davon, dass menschlichen Polizisten neue Partner zur Seite gestellt werden, bei denen es sich um Andoiden handelt. Das Projekt wird von Warner Bors. TV und Bad Robot produziert. Wyman war zuletzt Showrunner von Fringe und verantwrtlich für die 13 Episoden umfassende finale Staffel der Mysteryserie.
Sonderlich innovativ klingt die Prämisse nicht und man wird abwarten müssen, ob Abrams und Wyman der Thema neue Aspekte abgewinnen können. Da Abrams hinter dem Projekt steht und Fringe nun abgeschlossen ist, sind die Chancen jedoch wohl recht hoch, dass Fox die Serie nimmt. Im Prinzip handelt es sich um eine Variante des bekannten Buddy-Motivs, das in Krimis oft zu finden ist. In der Vergangenheit versuchten sich die Sender mehrfach an Serien mit dem Gespann Mensch-Roboter, wie die beiden folgenden Videos zeigen:
Future Cop (1976/1977) mit Ernest Brognine brachte es auf gerade einmal sechs Folgen:

Mann & Machine (1992) war kaum erfolgreicher, denn nur 9 Episoden hielt die Serie durch:

Bei NBC läuft Revolution von Abrams mit großem Erfolg, weshalb das Network eine weitere Serie des Produzenten haben möchte. Für den Serienvorschlag Believe spannt Arams mit  Alfonso Cuarón (Children of Men) zusammen. Produzent ist zudem Bryan Burk. In der Serie (sollte sie bestellt werden) geht es um ein junges Mädchen, das über besondere Fähigkeiten verfügt, welche in sieben Jahren sich zu voller Kraft entwickelt haben werden. Da eine Reihe von Leuten hinter dem Mädchen her sind, bricht ein Mann aus dem Gefängnis aus, um sie zu beschützen.
Klingt nach einer Mischung aus Auf der Flucht mit paranormalen Elementen und Mystery. Könnte funktionieren, wenngleich das Publikum in letzter Zeit sehr zurückhalten bei Serien ist, die einen großen Handlungsbogen aufweisen, da immer die Gefahr der vorzeitigen Absetzung besteht und man deshalb nie erfährt, wie die Story ausgeht. Die Chancen, dass NBC eine erste Staffel bestellen wird, sind dennoch recht hoch, denn man hat bereits eine erfolgreiche Abrams-Serie im Programm und will diese Partnerschaft auf jeden Fall fortsetzen.
Der Sender CW hat mit The Selection bereits den Piloten einer möglichen neuen Serie bestellt, die sich in gewisser Weise an der Buchreihe The Hunger Games orientiert (ich berichtete). Man möchte sich aber weitere Formate mit mehr oder weniger großem SF-Einschlag vorlegen lassen und hat deshalb für die Produktion zweier weiterer Pilotfilme grünes Licht gegeben.
Das wäre zunächst Oxygen, inspiriert durch den Film District 9. Geschrieben und produziert von Meredith Averill, wird die Geschichte einer Romanze zwischen einem Mädchen von der Erde und einem jungen von einem anderen Planeten erzählt. Vor zehn Jahren landeten die Aliens auf der Erde und wurden anschließend in einem Camp interniert. Nun sollen der Junge und acht Gefährten in die Gesellschaft integriert werden, indem man sie zur Highschool schickt. Hinter dem Projekt stehen neben Averill noch Josh Appelbaum, Andre Nemec und Scott Rosenberg. Zudem sind auch Richard Shepard, Sean Furst und Bryan Furst beteiligt. Produziert wird das Ganze von CBS TV Studios. Oxygen dürfte ein klarer Konkurrent für The Selection sein, denn beide Formate stellen nicht unerheblich auf einen Romantik-Faktor ab, der hauptsächlich die weibliche Zuschauergruppe des Senders ansprechen soll. Dass man nicht diesem Konzept das Rad nicht neu erfindet, braucht wohl nicht extra betont zu werden. Für SF-Fans dürfte eine solche Serie, wenn sie dann käme, kaum von Interesse sein, wenn es abgesehen von der Herkunft des Jungen keine phantastischen Elemente geben sollte.
Im Fahrwasser von Revolution läuft unverkennbar The Hundred. 97 Jahre nach einem Atomkrieg existieren die verbliebenen Menschen in einem Raumschiff. Von dort aus schickt man 100 jugendliche Straftäter zurück auf die Erde um zu prüfen, ob eine Neubesiedelung des Planeten möglich ist. Geschrieben wurde die Story von Jason Rothenberg auf der Basis einer Buchreihe Kass Morgan, die demnächst bei Alloy Entertainment (einem Unternehmen von Warner Bros.) erscheinen wird. Darum produziert Warner Bros. TV die Angelegenheit mit. Neben Rothenberg werden Leslie Morgenstein von Alloy und Gina Girolamo als Produzenten genannt. Wie gesagt, hier ist der Einfluss von Revolution deutlich spürbar, denn erneut handelt es sich um ein Endzeit-Setting. Allerdings setzt man hier auf Jugendliche, nimmt also Aspekte von Hunger Games usw. auf. Zentrales Problem der möglichen Serie könnte sein, dass das erwachsene Publikum Jugendliche, ihren Herzschmerz etc. als recht nervig empfindet und eben eine Serie mit ähnlichem Setting, eben Revolution, schon existiert. 
Was muss man als SF-Fan nun von diesem Ankündigungen halten? Zunächst ist es erfreulich, dass alle Networks das Interesse am Genre offenbar wiedergefunden haben. Zu den gennanten Serienpiloten gesellen sich bekanntlich zudem S.H.I.E.L.D. bei ABC und Under the Dome bei CBS, wobei für letztere die Pilotphase ausgelassen und gleich eine Bestellung einer ersten Season getätigt wurde. Dass S.H.I.E.L.D. nicht in Serie geht, wäre angesichts des Erfolgs von Marvel im Kino und der wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen ABC, Marvel und Disney eine faustdicke Überraschung. Die Serie kann man eigentlich auch bereits als bestellt betrachten. 
Alle anderen Piloten müssen sich bewähren und besonders im Bezug auf die CW-Bestellungen ist es völlig offen, ob etwas davon in Serie geht. The Selection war letztes Jahr bereits in der Verlosung und bekommt nun eine zweite Chance. Ob dies ein Zeichen von Qualität oder Mangel an geeigneten Stoffen ist, sei mal dahingestellt. Nach aktuellem Stand könnte The Hundred die besten Chancen auf eine Übernahme ins Programm des Senders haben, denn man kann sich wie gesagt an den Erfolg von Revolution anhängen. Die Serie wäre allerdings von allen Bewerbern am teuersten, Oxygen hingegen wäre wohl recht preiswert zu realisieren. Dies könnte womöglich den Ausschlag geben.
Die Abrams-Projekte, diese Prognose darf man wohl wagen, werden aufgrund der Umstände wohl in Serie gehen. Ob sie sich dann halten können, steht wiederum auf einem anderen Blatt. Nicht alles, so haben es Alcatraz und Undercovers bewiesen, was Abrams anpackt, wird auch zum Erfolg. Dennoch ist seine Quote so gut und sein Wert in Hollywood im Moment so hoch, dass die Networks wohl anbeißen werden.
Was weiterhin fehlt, ist eine reinrassige Space Opera und wenn nicht kurzfristig noch etwas in dieser Richtung bestellt wird, so werden wir auch 2013/2014 keine Abenteuer im Weltraum auf dem TV-Schirm verfolgen können. Eigentlich unverständlich, denn im Kino ist die Space Opera wieder gut im Rennen, doch sicherlich ist es nicht zuletzt eine Frage der Produktionskosten, weshalb (noch) nichts produziert wird. Aber lange, so wage ich mal zu vermuten, wird es nicht mehr dauern.
Steht die SF im Fernsehen vor einem großen Comeback? Was glaubt ihr?  
Link: Bericht zu Abrams bei Deadline Link: Bericht zu den CW Pilotfilmen bei Deadline

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