Pilgerstatistiken 2017 und Prognose für 2018

Von Christoph @ChrisErkens

Wie schon in 2015, 2016 und 2017, so blicke ich auf diesem Blog auch Anfang dieses Jahres gespannt nach Santiago.

Genauer gesagt ins Pilgerbüro. Dort werden zu Beginn eines jeden Jahres die offiziellen Pilgerstatistiken veröffentlicht.

Zu wissen, was letztes Jahr auf den Jakobswegen los war, hilft auch, einzuschätzen, was im neuen Jahr los sein könnte. Hier also einige interessante Erkenntnisse aus den gerade veröffentlichten Ergebnissen.

1)Neuer Pilgerrekord aufgestellt!

Erneut ist die Zahl der in Santiago angekommenen Pilger gestiegen. 301.036 Pilger wurden im Jahr 2017 im Pilgerbüro registriert.

Das sind nicht nur rund 25.000 Pilger mehr als im Vorjahr (277.913), sondern ist zudem ein neuer (Neuzeit)Pilger-Rekord!

Der 300.000 Pilger war ein junger Mann aus den USA, Andrew Patrick Larkin. Larkin wurde bei seiner Ankunft im Dezember im Pilgerbüro gefeiert und geehrt, wie das Foto unten zeigt.

Nach eigener Aussage habe der Film „Dein Weg“ den jungen Amerikaner zu seiner Pilgerreise inspiriert.

Fotocredits: oficinadelperegrino.com

Für 2018 könnte die Pilgerzahl erneut steigen. Die Sehnsucht nach Draußen Sein und Bewegung, Sinnsuche und Selbsterkenntnis, Entschleunigung und Naturerfahrung nimmt meiner Meinung nicht ab, sondern eher dazu.

Das nächste Heilige Jahr, in dem erfahrungsgemäß ein richtiger Pilgeransturm zu erwarten ist, kommt übrigens erst im Jahr 2021 wieder.

2)Immer mehr Frauen auf dem Camino unterwegs

Einen weiteren Rekord stellten die Pilgerinnen auf: Mit 49% Prozent Pilgeranteil waren im Jahr 2017 erneut mehr Frauen auf den Jakobswegen unterwegs, als in den Vorjahren.

Eine Packliste speziell für Frauen findest du übrigens hier, einen guten Einstiegsartikel hier.

(Passend dazu: Auf diesem Blog wird im Frühjahr ein Buch erscheinen, worin rund ein Dutzend Frauen von ihren Solo-Pilgerreisen berichten. Du kannst dich hier kostenlos über Neuigkeiten dazu benachrichtigen lassen. Übrigens: Wir suchen noch je eine Pilgerin, die den Camino Primitivo und die Via de la Plata alleine gelaufen ist und etwas beitragen möchte, bitte per Mail melden bei Interesse).

3)Die meisten Pilger drängen  im (Hoch)Sommer auf den Weg

Juli und August sind erneut und wenig überraschend die Monate, wo die meisten Pilger in 2017 das Ziel in Santiago de Compostela erreicht haben. Im Jahr 2017 sind sogar 36,1% aller Pilger in diesen beiden Monaten angekommen, Tendenz steigend, wie die Grafik unten zeigt.

Im Mai und Juni sowie September und Oktober sind jeweils rund ein Viertel aller Pilger angekommen. In den sechs Monaten von November bis April haben gerade einmal 12% der Pilger ihre Urkunde in Santiago abgeholt.

Wer ruhig pilgern möchte, kann sich an diesen Zahlen und Jahreszeiten orientieren (oder dieses Büchlein durcharbeiten). Zu beachten ist hierbei aber auch, dass viele der gezählten Pilger gar nicht den gesamten Jakobsweg von 5 Wochen Dauer absolvieren.

Einige wählen nur ein Teilstück, viele davon die letzten 100 Kilometer auf dem Camino Francés von Sarria aus beginnend. Diese Distanz ist nämlich nachzuweisen, um sich abschließend eine Pilgerurkunde abholen zu dürfen.

Auf dem bekanntesten Jakobsweg Camino Francés.

Sarria, jener Ort auf dem Camino Francés, ist dementsprechend auch wenig überraschend der meistfrequentierte Startpunkt aller Pilger 2017 geworden (26%).

Das heißt auch, dass die Wege und insbesondere der Camino Francés nicht von vorne bis hinten überlaufen sind. Der Ansturm konzentriert sich vor allem auf das letzte Stück.

4)Alternative Jakobswege im Aufwind, Camino Francés lässt nach

Die Angst vor zu vollen Wegen und zu vielen Menschen könnte auch ein Grund dafür sein, dass die Nebenwege 2017 noch beliebter geworden sind. „Nur“ noch 60% aller in Santiago registrierten Pilger haben den bekannten Camino Francés gewählt (mehr zu diesem Weg übrigens hier und hier). Das ist natürlich immer noch bei weitem der höchste Anteil aller Wege. Dennoch: Im Jahr davor waren es noch 63%.

Immer beliebter wird vor allem der portugiesische Jakobsweg Camino Portugues (unser Vorbereitungsbuch dazu findest du hier).  Dieser mit nur ca. 250 Kilometern Länge recht kurze und anfängerfreundliche Jakobsweg wurde 2017 sogar von fast jedem 4. Pilger gewählt (22%).

Im Jahr davor lag der Pilgeranteil noch bei 20%. Zum Vergleich: Seit dem Jahr 2011 hat sich die Pilgerzahl auf diesem Weg sogar verdreifacht (!). Währenddessen ist das Pilgeraufkommen auf anderen Wegen , wie dem Camino Francés, „nur“ um etwa die Hälfte gestiegen seit 2011.

Auch der Camino Portugues führt zu Beginn am Meer entlang

Konstant zeigt sich laut Statistik der nordspanische Küstenweg oder auch Camino del Norte genannt (mein Vorbereitungsbuch dazu findest du hier, eine Etappenübersicht hier).

Seit 2011 liegt der Pilgeranteil für diesen Jakobsweg konstant bei rund 6%. Insgesamt waren aber auch hier vergangenes Jahr mehr Menschen unterwegs: Erreichten 2016 noch 17.289 Pilger Santiago über die Route des Küstenwegs, so waren es 2017 rund 500 Pilger mehr (17.836).

Auf den Plätzen vier bis sechs folgen die noch weniger bekannten Jakobswege:

  • Der Camino Primitivo (ein herausfordernder und landschaftlich eindrucksvoller Weg, mehr dazu hier)  mit 5% Pilgeranteil
  • Der Camino Inglés (ein ähnlich wie der portugiesische Weg sehr kurzer und einsteigerfreundliche Weg) mit 4% Pilgeranteil
  • Die Via de la Plata (ein mit 1.000 Kilometern Länge sehr langer Weg mit teils längeren Tagesetappen, mehr dazu hier) mit 3% Pilgeranteil

Für welchen Weg du dich auch entscheidest, falls du dieses Jahr unterwegs sein solltest, oder falls du den „inneren“ Jakobsweg im Alltag (weiter)gehen solltest – ich wünsche dir ein tolles und gesundes Jahr und buen Camino!

Falls dir der Artikel geholfen hat und du dich mit einer Spende bedanken möchtest, kannst du das hier tun.

Quellen:

Weiterführende Links:

  • -> Passenden Pilgerführer finden
  • -> Packliste für den Jakobsweg
  • -> Kostenkalkulation für den Jakobsweg