Piadina-Bar

Von Andre

Bohnen:

  • Hausbrandt

Röster: Hausbrandt Trieste 1892 S.p.A., Trieste (Italien)

Maschine: Faema E61 Jubilé

Wo: Niederdorfstrasse 2, Zürich

Bericht:

Die Piadina-Bar ist konzeptionell so etwas wie die italienische Antwort auf türkische Kebabstände, deutsche Currywurstbuden oder amerikanische Burgerläden. Dies scheint nicht gerade Lust auf Kaffee zu machen und ehrlich gesagt wäre ich von selbst nie auf die Idee gekommen, dort nach gutem Espresso zu suchen. Doch in Italien funktioniert eben sogar Fast Food etwas kulinarisch gehobener, denn diese Fladenbrote, die der Bar den Namen geben, werden weder mit Fritiertem belegt, noch mit Ketchup übergossen. Nur frische Zutaten wie Parmaschinken, Mozzarella, Tomaten und vieles mehr werden in das gefaltete Brot gelegt und danach genüsslich verzehrt. Mit Italien wird ja traditionell auch guter Kaffee in Verbindung gebracht, auch wenn dieses Denken grundsätzlich überholt ist, da sich die Kaffeekultur und das damit verbundene Know-how mittlerweile globalisiert haben. Nichtsdestotrotz liest man in vielen Kundenbewertungen im Internet nicht nur Gutes über die Piadine in der Piadina-Bar, sondern auch über den dort servierten Kaffee. Tatsächlich bin ich mehr als erstaunt als ich hinter der Bar eine schöne, traditionsreiche Faema Maschine stehen sehe. Die schönsten Maschinen scheinen oft dort zu stehen, wo man sie am wenigsten vermuten würde. Aber bekanntlich muss man auch mit einem Lamborghini erst einmal Auto fahren können, um darin ein Rennen zu gewinnen, auch wenn er schön aussieht und bestimmt gewisse Vorteile mit sich bringt, wie zum Beispiel viel PS und so weiter. Aber weg von der Metapher und zurück zur Piadina-Bar, denn der Punkt ist relativ simpel: Die Zubereitung ist suboptimal und da kann auch die E61 nicht viel daran ändern. Der Kaffee wird zwar frisch gemahlen, aber leider direkt in einen schlecht ausgeklopften Siebträger, der noch voller feuchtem Kaffeepulver von dem letzten Bezug ist. Dass es um die Hygiene etwas besser stehen könnte, musste ich schon zuvor bei der Zubereitung der Piadine feststellen, denn ein und dieselbe Person nimmt sowohl Bargeld entgegen und knetet nur Sekunden später wieder „liebevoll“ den Brotteig. Natürlich sind die Kaffeereste im Siebträger kein Hygieneproblem solange regelmässig Kaffee bezogen wird, aber auf die Extraktion wirkt sich dies auf jeden Fall negativ aus, weil sie das Sieb punktuell verstopfen. Trotzdem ist der Espresso hübsch anzusehen und schmeckt auch ganz anständig. Insofern ist die Piadina-Bar also durchaus zu den besseren Kaffee Lokalen der Stadt zu zählen, auch wenn die Nachbarschaft mit hochkarätigen Namen wie Henrici und Schwarzenbach gespickt ist. Der Kaffee kommt übrigens wie es sich für eine italiensche Bar gehört direkt aus Italien, nur traf ich leider einmal mehr auf ein Lokal voller Angestellte die „Kaffeemarke“ nicht von „Kaffeemischung“ unterscheiden können und somit keine hilfreiche Auskunft  über Letzteres erteilen konnten. 4 Zürich-Bohnen für die unscheinbare Bar mit der Nostalgiemaschine.