Pi mal Glauben

Pi mal Glauben

Die Gretchenfrage der letzen Jahrzehnte lautet: Wissenschaft oder Glauben? Diese Frage scheidet letzendlich die Gemüter. Die Aufgabe der Wissenschaften besteht darin, Informationen zu sammeln und anhand der gewonnenen Erkenntnisse, Theorien bzw. Modelle  zu erstellen. Modelle für die menschliche Psyche, die Erde, der Moleküle uvm.  Die große Gemeinsamkeit der Wissenschaften bildet die Mathematik. Alle Wissenschaften bedienen sich dieser elementaren Wissenschaft. Einige mehr, andere weniger.  Jedes Modell, jede Theorie beinhaltet mathematische Elemente. Für viele naturwissenschaftlich, technischen Wissenschaften bildet sie sogar die unentbehrliche Grundlage.  Immerhin geht die Geschichte der Mathematik bis zu den alten Ägyptern zurück.

Nun möchte ich eine Zahl vorstellen, die Jedem bekannt sein müsste. Die Zahl  π (Pi) = 3,14… Sie wird in der Schule im Zusammenhang mit Kreisberechnungen eingeführt.  Anhand dieser Zahl können wir zum Beispiel einen Kreisumfang, oder den Flächeninhalt eines Kreises berechnen. Was vielen Menschen jedoch nicht auffällt: Diese Berechnungen sind niemals exakt. Die Zahl Pi ist eine irrationale Zahl, die häufig auf die zweite Stelle nach dem Komma gerundet wird. Bis zur hundertsten Stelle lautet π = 3.14159265358979323846264338327950288419716939937510582097494459230781640628 62089986280348253421170679… Es gibt sogar Menschen, die die x-millionste Stelle von π berechnen.

Kurz: Wie der Name irrationale Zahl schon sagt, können wir die Kreiszahl mit unserem Verstand und unserem Zahlensystem niemals genau darstellen. Das bedeutet: Wir sind im 21. Jahrhundert noch nicht einmal in der Lage, einen Kreisumfang exakt zu berechnen. Nun ist  π aber nur ein Element der irrationalen Menge. Es gibt also noch mehr. Und? Ist doch total egal! Könnte man meinen…

Das Problem: Wenn Wissenschaften sich der Mathematik bedienen, um Modelle zu bilden, dann greifen sie notwendigerweise auch auf irrationale Zahlen zurück. Wenn Wissenschaften irrationale Zahlen beinhalten, dann sind wissenschaftliche Modelle ungenau. Beispiel: Das Modell der Erde als Kugel. Es basiert auf die Verwendung der Kreiszahl π  im dreidimensionalen Raum. Ergo ungenau. Beispiel: Naturkonstanten. Ungenau. Fazit:  Bestehende wissenschaftliche Erkenntnisse haben keinen Absolutheitsanspruch und können diesen niemals beanspruchen! Wissenschaften produzieren  immer nur die bestmögliche Annäherung an das Orginal. Heißt das nun: Verwerfe die Wissenschaft und akzeptiere ausschließlich den Glauben?!

Trotz den Mängeln in Theorien und Modellen, ist die Wissenschaft dringend notwendig. Wir benötigen die Wissenschaft, um Vorgänge in unserer Umwelt zu verstehen und uns in ihr zu orientieren. Wichtig ist die Haltung gegenüber Wissenschaften. Sie dürfen weder als absolut, noch als unnötig angesehen werden. Tariq Ramadan sprach in einem Interview zu dem Verhältnis zwischen Glaube und Wissenschaft: “Science is for the how and belief is for the why of nature.” In diesem Sinne können und sollen Glaube und Wissenschaft sehr gut miteinander harmonieren.


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