Inzwischen ist die digitale Technik fortgeschritten, gleichzeitig der Kostendruck von Auftraggeberseite gestiegen, so dass die bewährte Großformatfotografie auf Filmmaterial mehr und mehr zurückgedrängt wird. Für Fotografen stellt sich die Frage, welches digitale System – einerseits in Relation zum Kosten-Nutzen-Aufwand, andererseits in Abwägung der eigenen Qualitätsansprüche – zum Tragen kommen soll.
Seit Kleinbildkameras mit 24 x 36 mm großen Sensoren in hervorragender Güte zur Verfügung stehen, zu denen die Hersteller gleichzeitig neu entwickelte Tilt-Shift-Objektive anbieten, ist selbst die Arbeit in diesem Aufnahmeformat akzeptabel geworden. Für viele Profis angemessener sind großformatige Lösungen mit Digitalrückteil, wie sie inzwischen in zahlreichen Kamera-/Zubehör-Kombinationen verfügbar sind. Die Investitionen hierfür sind allerdings nicht unerheblich. Bei rückläufigen Honoraren, zunehmendem Zeit- und Kostendruck und der notwendigen Nachbearbeitung am Computer kann auch diese Lösung noch nicht jeden Fotografen überzeugen.
Der Kölner Architekturfotograf Lukas Roth hat vor eineinhalb Jahren den Schritt in die digitale Großformatfotografie gewagt und fotografiert seitdem mit der Arca Swiss Rm3d mit Phase One 45+. Ausschlaggebend für diese Investition seien nicht nur Schnelligkeit und Qualität, sondern auch der „Lustfaktor“ am Großformat gewesen, das viel eher seinem Stil entspreche. Gegenüber seinen Kunden bestehe die Umstellung darin, dass früher Materialkosten in Rechung gestellt worden seien, während heute die Bildbearbeitung berechnet werde.
Gerade die zwingend erforderliche Nachbearbeitung am Rechner dürfte für manchen Architekturfotografen abschreckend sein, da Arbeits- und Sichtweisen erheblich geändert werden müssen. Hierzu wird der Düsseldorfer Architekturfotograf Ralph Richter zitiert: „Ich mache ein Bild zweimal – einmal vor Ort und einmal am Computer. Wir entwickeln eine Bildidee und belichten unsere Daten vor Ort und erstellen dann das wirkliche Bild zu Hause am Bildschirm. Die Änderung der Arbeitsweise bedeutet, dass die Bildoptimierung nicht mehr bei der Aufnahme durch aufwändige Filtertechnik stattfindet. Wir haben zu jeder Zeit die volle Kontrolle über das Bild und das Endergebnis.“
Der Bericht schließt mit der klaren Aussage, dass alle Zeichen in die digitale Richtung weisen. Derzeit sei mit den verfügbaren analogen und digitalen Systemen im Klein- und Großformat eine Vielfalt fotografischer Umsetzungen möglich, die individuelle Bildsprachen ermöglichen.
Photonews Juni 2011:
Anna Gripp – Architektur fotografieren. Analog oder digital, Kleinbild oder High-End-Rückteil?
- Architekturfotograf Lukas Roth
- Architekturfotograf Ralph Richter