Pheromone, Feliway und Mausi

Riechen oder Nichtriechen, das ist hier Frage und während es draußen donnert, regnet und blitzt, liegt Mausi seelenruhig in ihrem Körbchen und geht ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: Mausi macht sich die Beine. Also Bauch, Beine, Po und gern auch alle anderen Stellen, wo sie mit der Zunge nur hinkommt. Ich habe wirklich nichts gegen Reinlichkeit und würde immer behaupten, das Haare nicht überall sein müssen. Doch eine süße Katze sollte Fell haben und zwar überall. Keine Sorge, wie haben unser Mausi trotzdem lieb. Doch im Moment ist es mit der Putzerei wieder besonders schlimm und wenn mal einer von uns zu Hause anruft und sich dabei nach den Katzen erkundigt, lautet die Antwort fast immer: Micky sitzt im Garten und Mausi macht sich die Beine.

Hier auf dem Foto kann man gut erkennen, wie sie sich das Fell von den Beinchen geleckt hat und dabei habe ich mich bemüht, die Sache noch so vorteilhaft wie möglich zu fotografieren. Schließlich ist Mausi auch eitel.

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Und denken sie nicht, wir hätten nicht alles versucht. Alles wurde auf den Prüfstand gestellt und fragen sie nicht, was der Spaß inzwischen gekostet hat. Sogar ein großes Forschungslabor hat sich mit Mausi beschäftigt und inzwischen sind wir der Meinung, daß es sich hierbei nicht um ein organisches Leiden handelt - selbst eine hormonelle Störung kann ausgeschlossen werden. Es ist vielmehr ein angeborener Tick, eine Übersprungbewegung. Plötzlich und ohne jeden Sinn hält Mausi inne und fängt an sich zu putzen, bevor sie sich gemütlich zusammenkringelt und in der Sonne ein Nickerchen macht, oder gemeinsam mit Micky auf Mottenjagd geht. Urplötzlich folgt eine kurze Putzunterbrechung und dann macht sie weiter, als wäre nichts gewesen.

Wir hatten die Streu vom Katzenklo im Verdacht, wie haben alle Futtervarianten (einschließlich selber kochen) durch und setzten auf Ablenkungen, schimpfen, stören, in Ruhe lassen, nicht beachten, gut zureden usw. Ja selbst bei der Auswahl der neuen Wohnung - mit Garten - haben wir an Mausi gedacht. Doch wirklich geholfen hat nichts. Jedenfalls gab es nie ein Mittel, was der Sache Einhalt geboten hätte. Mal ist es schlimmer, mal besser, heilbar ist es scheinbar nicht und deshalb bemühen wir uns um Schadensbegrenzung, was mit Feliway ganz gut gelingt.

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Wobei wir im Moment FELIFRIEND® benutzen und damit zeitweise richtig erfolgreich sind. Ein Pheromon, welches man beim Hersteller CEVA als Sozial-Pheromon bezeichnet.

Und hier fangen die Probleme schon an und ich komme mal wieder nicht umhin, allen Leserinnen und Lesern mitteilen zu müssen, daß es auch bei diesem Text keine unumstößlichen Wahrheiten geben wird. Ein Zustand, den ich für meinen Teil jedoch schätze. Nichts erscheint mir so unglaubwürdig wie die Wahrheit an sich. Doch nun der Reihe nach und sie können sich mal folgende Situation vorstellen. Unsere Katze Mausi liegt wirklich ganz friedlich im Wintergarten am Fenster und putzt sich die Beine blank. Nichts, was die Ruhe stört. Mausi ist friedlich, selbst Micky stört nicht, und wenn sie erstmal mit den Beinen fertig ist, macht sie am Bauch einfach weiter. An diesem Punkte angekommen gehe ich in die Küche, nehme die Flasche FELIFRIEND®, gebe in jede Handfläche einen Sprühstoß und nähere mich der Katze. Die Reaktion erfolgt schlagartig. Mit FELIFRIEND® an den Händen darf man das Tier nicht bedrängen! Ich hocke mich im Abstand von etwa einem Meter einfach in Mausis Nähe, bewege vorsichtig die Hände und rede ihr gut zu. Es dauert nur Sekunden und Mausi hört mit der Putzerei auf. Ordentlich hockt sie sich hin, steckt die Pfötchen unter den Bauch und beruhigt sich für längere Zeit. Kommt man ihr mit den eingesprühten Händen zu nahe flüchtet sie. Warum?

Das Problem bei der ganzen Sache ist nämlich die recht einfache Tatsache, daß FELIFRIEND® natürlich einen Geruch hat, den ich als Mensch auch wahrnehmen kann, doch die Wirkung des Sprays geht vom enthaltenen Pheromon aus und das ist der Knackpunkt dabei. Es gibt nämlich viele gute Gründe, die wenigstens die Vermutung nahelegen, das wir Menschen Pheromone gar nicht wahrnehmen können. Die Fähigkeit zu riechen und die Fähigkeit auf Pheromone zu reagieren sind zwei wirklich unterschiedliche Dinge. Für Letzteres bräuchten wir Menschen ein funktionsfähiges Vomeronasales Organ und genau das haben wir nicht - jedenfalls ist sich die Fachwelt da nicht ganz einig (sehr sympathisch). Das frisch aufgesprühte FELIFRIEND® riecht anfänglich irgendwie fruchtig, leicht säuerlich - Gummibärchen war mein erster Gedanke. Danach kommt verstärkt die Trägerflüssigkeit zur Geltung und zum Schluß verbleibt ein fettiger Geruch auf der Haut. Das alles sind Duftmoleküle und keine Pheromone. Jedenfalls ist mir die Trennlinie, diese Grenze nicht ganz klar und ich finde es nicht gut, daß hier oft zu oberflächlich und vorschnell Dinge in einen Topf geschmissen werden, die meinem Verständnis nach wenigstens getrennt erläutert werden sollten. Deshalb spreche ich lieber über das Katzenpheromon FELIWAY als über Parfums und Deos, die angeblich Pheromone enthalten. Eine Wirkung, die ich stark bezweifle, weil wir Menschen nur ein sehr unterentwickeltes, ja regelrecht zurückgebildetes Vomeronasales Organ besitzen, was auch Jacobson-Organ genannt wird. Benannt nach dem Dänischen Arzt Ludwig Levin Jacobson (1783 - 1843). Ein verkümmerter Knorpelstreifen, tastbar hinter dem vorderen Nasendornfortsatz. Ein Organ - also eher der Rest davon - welches im fetalen Stadium nachweisbar ist, sich aber sogar noch vor der Geburt zurückbildet. Können wir wirklich Pheromone wahrnehmen? Zweifel sind angebracht.

Eine andere wissenschaftliche Überzeugung spricht jedoch von einer zweiten, menschlichen Nase. Das hinter den Nasenlöchern befindliche Jacobson Organ (Vomeronasales Organ) soll demnach tausendfach empfindlicher als die Nase selber sein und weil die Reize direkt ins Limbische geleitet werden - dem Sitz all unserer Emotionen - nehmen auch wir Menschen die Pheromone unbewußt war. Unbewußt! Wenn wir also ein Parfum, ein Deo, ein Spray für die Katze benutzen, dann müssen wir einfach glauben, daß das Pheromone mit drin sind und die Duftstoffe, die wir dabei riechen, sind nicht die Pheromone! Schwierig … Entweder haben wir gar kein funktionierendes Jacobson-Organ und können Pheromone nicht wahrnehmen, oder wir können die Pheromone nicht direkt wahrnehmen, weil sie in dem Moment, wo wir auf sie treffen, schon in unserem Gehirn sind und unsere Emotionen durcheinanderbringen. Mal ganz ehrlich, da hat doch einer was durcheinandergebracht. An dieser Stelle wird es mir zu esoterisch und Kommunikation - das betrifft auch Liebeserklärungen - selbst in Sachen Zärtlichkeiten und Sex funktioniert bei mir jedenfalls eher verbal. Sogar die einfache Frage “willst Du mir mir schlafen” hat mit Sicherheit nichts mit Pheromonen zu tun. Dafür sind ganz andere Dinge wichtig und ich blähe auch nicht die Nasenlöcher, wenn eine Frau in meine Nähe kommt - ich flehme nicht, wie andere Säugetiere. Nicht mal eine Erektion. Für die angebliche tausendfache Wirksamkeit von Pheromonen (gegenüber der Nase) finde ich das etwas zu wenig. Nicht mal eine Erektion.

Aber Mausi reagiert sofort.

Ich bin mit diesem Thema noch nicht zu Ende und bitte glauben sie mir, ich habe mein aromatisches-blog nicht vergessen. Sonst würde ich auch nicht solche langen Texte hier schreiben. Jetzt gibt es Tee und danach setze ich mich vor die Glotze und schaue mir einen Inspektor Barnaby Krimi (Midsummer Murders) an. Da gibt es immer so viele Tote, da fragt man sich glatt, ob die englische Landbevölkerung nicht bald ausgestorben ist. Herrlich diese Krimis - richtig schlaffördernd und trotzdem reichlich Tote. Da kann man nicht meckern.


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