Lange war es still um Pharoahe Monch, doch jetzt ist er mit neuem Album W.A.R. (We Are Renegades) zurückgekehrt. Wie sich zeigte, ist der Mann aus Queens schon bestens für den Krieg gerüstet. Mit Armeejacke, Hundemarke und Gasmaske dekoriert, betrat Monch die Bühne im Heidelberger Karlstorbahnhof, um ein Feuerwerk von einem Auftritt abzuliefern.
Mit Let’s Go hatte Pharoahe Monch einen klassischen Opener als Einleitung für seinen Auftritt ausgewählt. Bewährt auch seine Hintermannschaft: Soulröhre Mela Machinko und der quirlige Showtyme, die beide bereits auf seinem letzten Album Desire Gesangsparts übernommen hatten. Als X-Faktor hatte er zudem seinen langjährigen Live-DJ Boogie Blind aus dem Kreis der fingerflinken X-Ecutioners mit an Bord. Beste Voraussetzungen also für einen gelungenen HipHop-Abend. HipHop-Abend? Von wegen: heute wurde weitaus mehr geboten als konventionelle Rap-Musik! Von schrillen Rockgitarren bis hin zu einer Soulexplosion wurden die Genres gehörig durcheinander gewirbelt.
Besonders Ms. Machinko – eine Wuchtbrumme vom Schlage einer Sharon Jones – tat sich immer wieder durch ihr enormes Stimmvolumen hervor. Ob mit Shine oder Still Standing, bei dem sie Jill Scotts Rolle einnahm und ehrwürdig ausfüllte, sorgte sie beim Publikum für große Begeisterungsschübe. Auch der an Asthma erkrankte Pharoahe Monch wusste mit einer Gesangseinlage zu überzeugen, als er mit My Life eines der Highlights des Abends markierte. Zu jedem Zeitpunkt seiner Show hatte er die Crowd mit seiner Powerperformance voll im Griff. Erst verlangte er nach einem Soulclap für seine neue Singleauskopplung Clap, für Fuck You brachte er mehr als 500 Mittelfinger in die Luft und spätestens bei dem brachialen Bassmonster Simon Says musste er gar nichts weiter tun als einfach den Beat laufen zu lassen – die Menge war am Ausflippen.
Als weitere Extras gab es sehenswertes Turntable-Juggling von Boogie Blind, der tief in die Trickkiste griff und es sich nicht nehmen ließ den Crossfader mit dem Mund zu bedienen. Flächendeckende Gänsehaut machte sich bei der Hommage an den erst kürzlich verstorbenen Nate Dogg breit. Nach einem kleinen Tribute-Medley läutete der rappende Monchichi zu seiner Kollabo mit der Westcoast Ikone über: Oh No. Mit der Zugabe The Light beendete Pharoahe Monch nach knapp mehr als einer Stunde seinen überragenden Auftritt. Heidelbergs Kurfürst ist schon lange verschwunden, lang lebe der Pharao!
Andreas Margara (30. März 2011) für HHV-Mag.com
Pharoahe Monch – Fuc You