Pflaumen-Kompott mit Earl Grey. Und: vom älter werden.

In der Verfilmung meiner Biographie ist es gerade ein wunderschöner Sommer-Samstag-Nachmittag. Die lästigen Pflichten sind erledigt und das süsse Leben eines freien Wochenendes liegt vor mir. Vorwitzig tanzen Hummeln durch den Wildblumen-Garten und die Luft flimmert in freudiger Erwartung (…und zwar dessen, was meine mit mir durch gehende Fantasie auf den nächsten Zeilen noch alles für seltene Gedanken ans Tageslicht zaubert).

Ich habe gerade die Schürze umgebunden, ein Kneipchen in der einen Hand, die andere tief vergraben in einer Schüssel frisch gewaschener Pflaumen. Voller Vorfreude und in stiller Zufriedenheit mit mir und dem Obst einweckendem Universum bin ich dabei, die nächste Pflaume auf ihr Schicksal als mit Earl Grey gewürztes Kompott vorzubereiten.

Und da passiert es. Oder sie? Also auf jeden Fall, die Erinnerung anBegnegung mit meinem 15-jährigen Selbst. “Bist Du alt geworden?” sage ich mehr, als dass ich mich wirklich frage. Und: “Wo sind eigentlich die Pizza-Kartons, die sich stapeln? Warum bist Du nicht mit den Mädels auf der Rolle?”

Vor Verwunderung still schaue ich mich an. Da setzt es den nächsten Hieb direkt auf mein Schürzen tragendes über 30-jähriges Selbst: “Und hatten wir uns nicht geschworen, so n Quatsch hier [Anm. des älteren Ichs: Obst einwecken] nie, niemals freiwillig zu veranstalten?”

Ich will einwerfen: “Aber….” und sowas wie “Die Pflaumen sind jetzt genau richtig.” Aber es bleibt bei “Ich wollte einwerfen”. Der Regisseur weiß eben, wie man dramatische Momente gekonnt in Szene setzt.

… dass ich älter geworden bin, merke ich in letzter Zeit immer öfter daran, dass ich Dinge, die ich wenn ich mal groß bin nie machen oder haben wollte, plötzlich zu schätzen weiß. Das fängt bei Porzellan mit Goldrand an und hört bei selbst eingeweckten Pflaumen auf. Zum Glück bin ich noch nicht bei den Lockenwicklern meiner Oma angelangt… ;-) Zu meiner Verteidigung ist allerdings anzuführen: Das Rezept las sich einfach unverschämt lecker. Und die Pflaumen waren genau richtig weich mit der Portion Festigkeit, die tolle Saftigkeit verspricht. Im Grunde hatte ich also keine Wahl. Das ganze Obst einweckende Universum bedeutete mir, Pflaumen-Kompott mit Earl Grey zu machen. Sofort! Und wenn die Zeichen so deutlich sind, stelle ich mich nicht weiter an. Ich stelle mich selbstverständlich sofort an den Herd.

Belohnt wurde ich schließlich damit, dass das Kompott zu meinem 15-jährigen Selbst sagte “Ätsch! Dieses Kompott ist so krass genial, das gewinnt jeden Battle mit den Einweck-Gläsern von damals. Word!”

Pflaumen-Kompott mit Earl Grey

Pflaumen-Kompott mit Earl Grey

Pflaumenkompott mit Earl Grey

Rezept gefunden auf thekitchn, dann verdoppelt

für 800 ml + genug Rest zum Naschen

  • 1 kg Pflaumen
  • 1 Cup Zucker (225 g)
  • 1 große Limette
  • 1 Cup Wasser (ca. 230 ml)
  • 4 EL Earl Grey (20 g)
  • 2 Gläser mit 400 ml Fassungsvermögen

Das Wasser zum Kochen bringen und die Earl Grey-Teeblätter damit übergießen. Für 15 Minuten ziehen lassen. Dann durch ein Sieb abgießen und in einem kleinen Topf auf niedriger Flamme zum Kochen bringen und um die Hälfte einreduzieren lassen.

In der Zwischenzeit die Pflaumen waschen, entsteinen und in gleichmäßige Würfel schneiden (meine Pflaumen wurden halbiert und die Hälften dann längs 3 mal und quer 2 mal geteilt).

Pflaumen und Earl Grey

In einem großem Topf die Pflaumen, den Zucker, dem Abrieb sowie dem Saft der Limette und dem Earl Grey-Konzentrat zum köcheln bringen und auf kleiner Flamme ca. 25 Minuten simmern.

In der Zwischenzeit die Gläser sterilisieren und bereit stellen. Das fertige Kompott dort hinein füllen und Gläser für mind. 5 Minuten auf den Kopf stellen.


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