liebes lesterschwein,
klingt ja sehr spannend, deine neue hood in meidling, das muss ich mir direkt mal genauer ansehen. ich bin dir ja noch den rest der radgeschichte schuldig geblieben. drum, obwohl pfingsten ja schon gar nicht mehr war ist, hier der bericht der dritten etappe.
wie berichtet, hp und ich waren ure in radellaune. also haben wir das camp erika links liegen gelassen und sind gleich weiter. drei kilometer später hat hp sich wieder einen bösen blick geholt (cappuccino?) und zwei turecká káva später sind wir wie der blitz nach jeviskova gedüst, weil dort gibt’s ja eh einen campingplatz, sagt zumindest die karte. tja, wir hätten stattdessen golfen können. da haben wir dankend verzichtet. wahrscheinlich, so haben wir uns gedacht, ist der campingplatz einfach nicht genau eingezeichnet. das ging uns schon mal so, als wir in der gegend um nove hrady unterwegs waren. kreuz und quer sind wir durch den wald gekurvt, stömender regen, eh klar, und genau wie wir entnervt das handtuch werfen wollten und kurz davor waren uns im vier-stern-hotel mit sauna einzuquartieren (sorry, geht halt nicht anders) ist der campingplatz wie aus dem nichts vor uns aufgetaucht. da haben wir uns aber gefreut…irgendwie…
aber das ist jahre her, mittlerweile sind wir passionierte zeltradler und rümpfen verächtlich die nase wenn wir an vier-stern-hotels vorbeifahren. oder trinken cappuccino, je nachdem. drum sind wir wie die pfitschipfeile durch jevisovka durchgesaust, weil in helvlin, da wird er schon sein, der campingplatz. nun, dem war nicht so. die haxerl, langsam müde, die wirkung des kaffees nicht mehr so arg spürbar.
he, hat hp gesagt, wie wärs wenn wir nach laa fahren, da gibt’s fix einen campingplatz und mit kronen sind wir eh auch schon eher mau unterwegs. nix da, so meine antwort, das ist ein tschechienurlaub, da fahr ich doch nicht nach österreich.
also weiter, radlradl, und kurz vor dyjakova wachst neben dem radweg ein riesenschild aus dem boden, nagelneu, handgemalte karte der umgebung, und lustige kleine caravansymbole für campingplätze. der nächste gleich in dyjakova. super, denken wir uns, steigen gleich wieder ein bissel mehr aufs gas und fragen im ort den erstbesten passanten wo den der caaampiiingplaaatz sei. untermalt mit wildem gefuchtel. so mit zelten, deut, deut. bedauernd schüttelt der greis das haupt. hier nicht. die strasse weiter, in hradek ziemlich sicher. hradek, auch nix, wir also nach jaroslavice. da gibt’s zumindest ein gasthaus und es steht sogar wer davor. typischer tschechischer landlook. schautzbart, bierbauch. wir wieder caaampiiingplaaatz, fuchtel, fuchtel. und er:
wos wuits!?!
na, das war ein schenkelklopfer auf beiden seiten. der gute mann war aus dem benachbarten ortschafterl auf der österreichischen seite, aber stammgast in jenem etablisment, weil daheim gibt es ja kein gasthaus mehr. der herangewunkene freund der kellnerin, hat wieder bedauernd den kopf geschüttelt. hier gibt’s keinen campingplatz, aber in meinem garten könnt’s zelten. da haun wir eine paar ripperl auf den grill und machen uns einen lustigen abend, aber erst mal noch ein bier und einen schnaps. und dann vielleicht noch ein bier und noch einen schnaps. und dann schaun wir mal. ein supernettes angebot, hp auch gleich feuer und flamme, aber mir wurde es dann doch leicht mulmig. das fremdeln ist mit mir durchgegangen und ich hab gemerkt, dass ich weder bier noch schnaps noch ripperl will, und auch keine menschen sondern einfach nur meine ruhe. verdammt, hab ich mir gedacht, wie komm ich wieder raus aus der nummer.
erst mal nix tun, ein bissel kaffee trinken, und plaudern. also, wie heißt denn das kaff auf der österreichischen seite? ah, zwingendorf! momentmal, da klingelt doch was. da fahren wir doch jedes jahr zum weinbauern unseres vertrauens zum weinlesen. und nur drei kilometer weit weg!
da war die entscheidung dann schnell gefällt. danke, sehr lieb das angebot mit dem garten, aber wir haben da einen freund in zwingendorf, ach das ist ja so nah, da fahren wir doch lieber zu ihm in den weingarten zelten. lustig war, wie der zwingendorfer dreingeschaut hat, als wir ihm verraten haben, wer unser freund ist. die beiden familien sind nämlich schon seit drei generationen in eine fehde verwickelt, und ich glaub, er war dann auch recht froh, dass er nicht mit freunden des erzfeindes grillen muss.
wir haben uns also noch ein letztes mal aufs rad geschwungen und sind nach zwingendorf gedüst, wo wir den weinbauernfreund auch erwartungsgemäß im weingarten angetroffen haben.
so haben wir ganz beschaulich die letzten sonnenstrahlen vor dem presshaus genossen und dann unser zelt aufgeschlagen. ein kleiner plausch noch mit dem weinbauernfreund, dem wir natürlich von unserer begegnung erzählt haben. gestaunt haben wir nicht schlecht, als er uns erzählt hat, dass er noch nie „drüben“ war. aber im radio spielts viel tschechisches und die sagen immer ahoi. ja, das stimmt. wir haben die dringende empfehlung ausgesprochen, wenigstens mal mit der mama nach znaim zu fahren, das ist nämlich wirklich hübsch. wenig später haben wir unser zelt aufgeschlagen und sind ermattet in die schlafsäcke gesunken. ein ereignisreicher tag und schließlich doch eine nacht auf österreichischem boden, dafür gänzlich gebührenbefreit und besonders wildromantisch.
eine letzte etappe hab ich noch zu erzählen, die kommt in bälde. versprochen!
dein schwesterlein