Erste Klasse, gleich hinter dem Bistrowagen, sitzt sie, die Tuchfalterin. Eine Frau, Brunette, lange Haare, schulterlang und Brille. Leider steht ihr die nicht, faltet akribisch ihr Tuch. Kante auf Kante, ganz akkurat. Anschließend - und da frage ich mich, warum jemand sein Tuch faltet, stopft sie es in ihre viel zu kleine Tasche. Sie wirkt unruhig, ich erkenne es an ihrer Haltung. Gespannt, wie ein Flitzbogen rutscht sie auf dem kleinen Sitz hin und her. Die Zeitung hat sie schon unzählige Male von der ersten bis zur letzten Seite durchgeblättert. Auch Hans, "der Huschebahnfahrer", ist leider ruhig geworden. Dafür zieht er sich jetzt seine Haare aus der Nase. "Oh nein", denke ich, als der Zug eine starke Bremsung hinlegt und Hans Finger im Nasenloch verschwindet. Aber nicht passiert. Zum Glück. Für Hans. In einer ruhigen Minute erblicke ich zwei dicke Damen, die mit ihren Riesen Koffern und Hund über den Bahnsteig donnern und sich lautstark unterhalten, ob dies nun der richtige Zug sei oder nicht. Ich weiß es auch nicht und die beiden entscheiden sich zu warten, während ihr Hund am Geländer zur Treppe das Bein hebt, um dem Druck seiner Blase nachzugeben. Dann stelle ich mir vor, wie ich mich fühlen würde, wäre ich die zwei dicken Damen oder der Hund. Aber dann entscheide ich mich dafür, nicht weiter darüber nachzudenken. Ich finde es besser und dann rollen wir weiter ohne die zwei Damen und ohne Hund. Jetzt ist der Punkt gekommen, wo ich anfange die Reise zu mögen. Das Bistro ist leer geworden und ich sitze immernoch an einem Kaffee, der zweite, aber dafür der selbe Platz am Fenster, schaue in die weiß geschneite Landschaft und lasse mich fallen. Gedanklich. Ich versuche an nichts zu denken und zum ersten Mal, seid Beginn meiner Fahrt, schaffe ich es gedankenlos durch die Welt zu fahren.
