Hätte es noch eines Beweises dafür bedurft, dass Deutschland ein “christliches” Land ist, in dem Nichtchristen, angefangen von den Muslimen bis hin zu den Atheisten, falls es darauf ankommt, nichts zu sagen haben, so wäre er in diesen unwürdigen Tagen der Suche nach einem Nachfolger für Wulff erbracht worden. Im Ernst: Gauck, Huber, Schorlemmer, Göring-Eckardt, Käßmann, alles Leute, die einen pfäffischen Beigeschmack haben – und nicht nur einen Beigeschmack. Und die sollen uns alle “überparteilich” vertreten? Ich weiß nicht, wie es anderen geht: Von solchen Leuten fühle ich mich nicht vertreten – und werde nie vertreten sein.
In keinem anderen europäischen Land ist es vorstellbar, dass Pfarrer und Bischöfe zu Staatsoberhäuptern avancieren. Deutschland kann sich eine solche Torheit offensichtlich leisten, und niemand von den parteipolitisch ausgerichteten Kandidatensucherinnen und Kandidatensuchern hat etwas dagegen einzuwenden.
Trotz aller Anstrengungen, etwa auf das satte Drittel nicht kirchlich gebundener Bundesdeutscher zu verweisen, sind wir wieder auf den Boden der politisch wirklich relevanten Tatsachen zurück geworfen: Deutschland bleibt nun mal auf Jahrzehnte hinaus ein Nation, in der Berufschristen unwidersprochen als honorige Anwärter auf das höchste Staatsamt gelten dürfen. Und wer nicht pfäffisch reagiert, soll sehen, wo er bleibt.
Und jetzt haben sie einen ausgeguckt, um den Leuten die Ohren voll zu quatschen. Einen Pfarrer, von dem wir noch kein Wort gegen Nazis gehört haben, einen Gottesmann, der ein neoliberales Verständnis von Freiheit vertritt, der Freiheit als die des Bourgeois deutet. Von sozialer Gleichheit als Bedingung wirklicher Freiheit versteht er nicht viel. Kritik am Kapitalismus findet er “albern”. Die Entscheidung zur Begrenzung der Laufzeit von AKWs gefühlsduselig. Doch dem Krieg in Afghanistan hat er die Treue gehalten. Warum auch nicht? Auch dieser Christ ist ein Krieger.
Pfarrische Kandidatensuche
Autor des Artikels : nicsbloghaus
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