Pfaffenkegel: Wanderung mit Watzmannblick

Von Berghasen

Kurz und aussichtsreich ist die Tour auf den Pfaffenkegel in den Berchtesgadener Alpen. Der kleine Gipfel eröffnet einen tollen Weitblick auf den Watzmann und ins Steinerne Meer.

Der Pfaffenkegel liegt so unscheinbar zwischen Stahlhaus und Jenner, fast muss man ihn suchen, um die niedrige Felswand an seinem Gipfel emporzuklettern und das I-Tüpfelchen auf die Tour zu setzen.

Der Felsblock bietet uns gerade so viel Platz, um mit Selbstauslöser ein Gipfelbild zu schießen. Den Rest nimmt das für die Größe des Gipfels doch recht üppige Gipfelkreuz ein.

Nach zwei Stunden gemütlicher Gehzeit thronen wir über dem Carl von Stahlhaus, stehen dem Watzmann Angesicht zu Angesicht gegenüber und lassen unsere Blicke tief ins Steinerne Meer schweifen.

Das Sonnenlicht tut gut, nachdem uns der Aufstieg durch schattige Wälder und ein finsteres Kar geführt hat. Einzig der Herbstwind pfeift uns um die Ohren und lässt uns trotz Sonnenschein frösteln.

Aber sehen wir uns die Geschichte von vorne an.

Von Hinterbrand zur Mitterkaseralm. Oder: die verschlossene Banane

Eine Vorlesung in der Früh und eine am Abend bedeutet für uns: die Zwischenzeit wird am Berg und nicht an der Uni verbracht. So düsen wir um 9:30 von Salzburg über die Grenze nach Berchtesgaden hinauf zum Parkplatz Hinterbrand.

Unsere Autos haben hier schon fast Stammstellplätze, denn der Parkplatz ist Ausgangspunk zahlreicher klassischer Wanderungen wie jene auf den Hohen Göll oder das Hohe Brett.

Wir folgen heute der Forststraße zur Mitterkaseralm, zweigen aber bald links auf einen gut sichtbaren Steig ab, der unter anderem auf die Brettgabel hinaufführt. Angeregt bequatschen wir die Ereignisse des letzten Wochenendes, das Vroni in Großarl und Susi am Glühweinstand und beim Klettern verbracht hat.

In unsere Gespräche vertieft, steigen wir höher. Viel zu hoch und viel zu spät bemerken wir, dass wir die Abzweigung zur Mitterkaseralm verpasst haben. Wir kehren um und schlittern den eisigen Pfad zurück bis zu der Stelle, an der wir über eine Leiter den Weidezaun überklettert haben. Der korrekte Weg hätte hier einfach geradeaus geführt.

Auf richtigen Pfaden wandern wir, begleitet von Watzmann und Untersberg, über eine karge Almwiese auf ein Bachbett zu. Das Wasser in ihm ist zu einer dicken Eisschicht gefroren und schimmert bläulich im Morgenlicht.

Die Kinder in uns hüpfen und rutschen aufgeregt auf dem glatten Untergrund umher. Hätte uns in dem schattigen Graben nicht die Kälte überkommen, wir hätten an dem Tag vermutlich keinen Gipfel mehr gesehen.

Der Steig führt uns hinauf auf das Jenner-Skigebiet. Entlang des Skiweges gelangen wir zur Mitterkaseralm und endlich in die Sonne.

Weil eine Viehsperre der einzig schneefreie Platz ist, lassen wir uns auf ihr nieder, trinken und essen einen Happen. Das sollte auch Susis Plan sein, doch als sie ihre Banane aus dem Rucksack fischt, verabschiedet sich diese durch die schmalen Sprossen der Sperre. Nein! Susi quetscht ihre Arme durch die Gitter, aber die Banane bleibt unerreichbar. Bis Vroni ihren Selfie-Stick auspackt und ihm endlich eine wirklich nützliche Funktion zukommen lässt. Den Stick bis zum Anschlag ausgefahren stöbern wir Susis Vormittagsjause an den Rand der Sperre und ziehen sie an der Betonwand hoch, bis wir sie zu fassen bekommen.

Wir kugeln uns vor lachen und wandern zufrieden, mit einer Banane in der Hand, an der Mitterkaseralm vorbei und zweigen links in einen mit Latschen bewachsenen Graben ab.

Von Narnia ins Licht

Der Graben erinnert uns ein wenig an die Winterlandschaft aus „Die Chroniken von Narnia“. Das Grün der Latschen scheint verblasst. Die Bächlein sind zu Eis erstarrt. Ein eisiger Wind fegt durch das Kar. Der Schnee hat Gräser und Sträucher in den Winterschlaf versetzt. Einzig eine Herde Gämse haucht der Umgebung Leben ein.

Wir versuchen, die Tiere nicht zu erschrecken und stapfen auf einen Sattel zu, der verführerisch in der Sonne liegt. Als wir vom Schatten ins Licht treten, erhellen sich unsere Gemüter weiter. Über einen Grasrücken gelangen wir auf den Sattel. Das Tourenziel ist nicht mehr fern. Oder?

Auf der Suche nach dem Pfaffenkegel

Links liegt das Hohe Brett, rechts der Schneibstein. Was sich unserem Blickfeld entzieht, ist der Pfaffenkegel. Wir gehen entlang des Grates Richtung Jenner. Ein Hügelchen folgt dem nächsten. Unter uns taucht das Stahlhaus auf, das erhaben über dem Bluntautal liegt.

Und dann ragt plötzlich dieser schroffe Felsblock aus dem Latschenfeld hervor. Völlig alleinstehend. Ein Aussichtsplatz der Extraklasse. Wir können es nicht erwarten, darauf Platz zu nehmen und kraxeln den Gipfel hinauf. Watzmann, Schneibstein, Göll und das Steinerne Meer kesseln uns ein.

Gefangen fühlen wir uns nicht. Eher frei. Wir sind die einzigen Wanderer hier oben. Zu hören ist nur das Pfeifen des Windes und das Gluckern unserer Thermosflaschen, während wir Tee in unsere Tässchen füllen.

Um die Rundtour komplett zu machen, wandern wir entlang des Grates weiter zum Jenner-Skigebiet und von dort aus zurück nach Hinterbrand.

Tourdaten

  • Höhenmeter: 800
  • Länge: 10 Kilometer
  • Dauer: drei bis vier Stunden