Petra Hofmann – Nie mehr Frühling

Von Clero

Hermine wartet auf Karl. Dass er nie wieder aus dem Krieg heimkehren wird, will sie nicht wissen. Im Dorf beginnt man zu reden über Hermine, die so eigensinnig ist wie sonst niemand und übers Warten sogar ihre Söhne vergisst. Damit ist die Geschichte im Grunde komplett erzählt, es handelt sich um den Klappentext. Bleibt für die Autorin nur, sich auf die Äußerungen und Befindlichkeiten ihrer Protagonisten zu stürzen. Das tut sie denn auch, leider mit angesichts des eher kurzen Romans viel zu häufigen Perspektivwechseln – man befindet sich immerzu in einem anderen Kopf. Den einzelnen Figuren wird eine schlichte Denk- und derbe Sprechweise gegeben, gewissermaßen wie dem Volk aufs Maul geschaut.

Das ganze Geschehen spielt sich auf einer Art Sprachebene ab, wodurch es einen beinahe kalten Berichtscharakter bekommt. Ich konnte mich jedenfalls in keinen der Charaktere so richtig hineinfühlen, obwohl ich viele Gedanken und auf den ersten Blick abwegige Handlungen durchaus nachvollziehen konnte. Der in weiten Teilen vorhersehbare Roman wirkt auf mich wie ein literarisches Experiment, das vielleicht für Deutschlehrer interessant sein mag, mich aber keinen Moment lang fesselte. Das liegt kaum an fehlender Spannung, denn die stand nicht nicht zu erwarten, es liegt an fehlender Substanz: Die Autorin scheint sich einfach nicht getraut zu haben, tief ins Innerste vorzudringen, das wirklich Quälende und quasi Unschreibbare zu zeigen und dem Roman dadurch echte Tiefe zu verleihen.

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