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Dass sich ultrakonservative Kräfte nicht zu blöd sind, eine Petition zu starten, nach der in Baden-Württemberg »kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens« eingeführt werden soll, könnte den Lesern des hpd bereits bekannt sein.
Ich schrieb dort unter Verweis auf einen ZEIT-Artikel:
Sexuelle Vielfalt ist schlecht
Das die Aufklärung über sexuelle Vielfalt im Unterricht etwas Schlechtes sein muss, beweisen gerade mehr als 60.000 Menschen, die eine Onlinepetition mitgezeichnet haben.
Diese wendet sich dagegen, dass Schulen in Baden-Würrtemberg ab 2015 vermitteln sollen, dass nicht alle Menschen heterosexuell sind oder in das Mann-Frau-Schema passen müssen.
Gegen den Initiator der Petition, einen Realschullehrer, gebe es inzwischen eine Strafanzeige und eine Dienstaufsichtsbeschwerde, schreibt die ZEIT. Vertreter der Grünen und der SPD werfen dem Petenten und den Kommentatoren »ein erschütterndes Maß an Homo- und Transphobie« vor.
Auch Thomas Häntsch kommentierte diese Petition beim hpd in einem Artikel. Er schreibt u.a.:
In Baden-Württemberg allerdings schlagen die Wellen hoch!
Grund dafür ist eine demokratisch zwar legitime, in Hinblick auf zeitgemäße Weltsicht aber zweifelhafte online Petition gegen die bildungspolitischen Pläne der Landesregierung in Stuttgart. Der Text der Petition schwankt zwischen geheucheltem Verständnis für angeblich »nicht normale Sexualität«, gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und klarer Ausgrenzung.
Im Moment (09:40 Uhr) wurde die Petition immerhin 90.375 mal unterschrieben.
Gestern Nachmittag wurde auf dem gleichen Portal eine Gegenpetition gestartet. Diese hat jetzt (9:42 Uhr) 25.546 Unterstützer.
Hier heißt es:
Ich wende mich gegen die Petition »Zukunft – Verantwortung – Lernen: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens« , da ich die Umsetzung der »Akzeptanz sexueller Vielfalt« nur unterstützen kann. Bei Schüler_innen ein Bewusstsein zu schaffen, wonach Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle (LSBTTI) nichts »Abnormales« sind, halte ich für wichtig und richtig.
Die Argumentation, LSBTTI sei gefährlich, halte ich für falsch und vollkommen verquer. Es verhält sich - meiner Ansicht nach - vielmehr so, dass sich bei LSBTTI deshalb ein erhöhtes Suizidverhalten zeigt, weil Teile der Gesellschaft ihnen immer noch - und eben u.a. gerade durch solche Petitionen - das Gefühl geben, abnormal zu sein, sodass es schwierig wird, sich selbst zu akzeptieren. Daraus, weil nicht kleine Teile der Gesellschaft einem das Gefühl geben »falsch« zu sein, resultiert die erhöhte Suizidrate, nicht durch die Zugehörigkeit zu den oben genannten Gruppen. Und genau deshalb ist es so wichtig, zukünftigen Generationen zu vermitteln, das LSBTTI keinesfalls »falsch« sind und dass sie offen leben dürfen, was sie sind, ohne sich dessen schämen zu müssen oder von anderen beschimpft oder angegafft zu werden.
Dies ist mir ein wichtiges Anliegen, das hoffentlich viele teilen.
Auch, wenn ich meine, dass Petitionen wenig ausrichten und eher der Beruhigung des eigenen schlechten Gewissens dienen… ich hab bereits gestern Abend unterzeichnet. Und vielleicht macht Ihr das auch?
Denn irgendwie ist das auch ein Wettstreit der Weltanschauungen: konservativ/religiös gegen aufgeklärt. Und wir sollten zeigen, dass wir viele sind!
Nic
Noch ein paar Stimmen aus dem Netz:
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