Um dieses Kraut gab es sowohl bei Facebook als auch bei Google+ schon einige Diskussionen. Es scheint, als wäre er ein (typischer) Love-or-hate-Tabak. Die einen schwören auf ihn, die anderen finden ihn widerlich. Vor allem wird häufig vor seiner Stärke gewarnt und ihm “Seifigkeit” nachgesagt. Logisch, dass ich mir einen eigenen Eindruck verschaffen musste.
Nach dem Öffnen der schmucklosen Dose findet man einen sehr untypischen Plastebeutel, in den der Tabak fest gepresst wurde. Schon beim ersten Öffnen steigt der Duft des Tabaks in die Nase: etwas Dumpfes, Strenges, das mich an Moos und verrottendes Herbstlaub erinnert. Etwas, das nach Ammoniak riecht und an Leder. Irgendwie etwas, das ansatzweise an eine Zigarre erinnert – aber nicht ganz.
Als “seifig” würde ich das nicht beschreiben; seifig sind für mich Tabake wie der Grousmoore oder der Formers Flake und die -Mixture. Ich wurde auf den Condor hingewiesen – und richtig! Das trifft den Geruch des Hyde Parks fast am Genauesten. Ja, der Condor könnte Pate gestanden haben. Während der allerdings fast als Feinschnitt daher kommt ist der hier Besprochene so etwas wie ein grober ready rubbed.
Er fasst sich etwas unangenehm an: irgendwie schwammig und so, als bestünde er vor allem aus Burley. Doch der soll laut Beschreibung überhaupt nur anteilmässig drin sein. Nun ja… Es sind Virginias und “sonnengetrockneter indischer Tabak”, die den Blend prägen. Ich würde auch meinen, dass ein wenig Kentucky dabei ist – der Geschmack – der im Übrigen zum einhundert Prozent mit dem Geruch aus der Dose übereinstimmt! – lässt dies vermuten.
Von Rum und Zucker-Ahorn ist die Rede im Werbetext. Wenn ich noch mit einigem guten Willen so etwas wie Rumaroma vernehmen kann; vom Ahornsyrup ist für mich nicht einmal ansatzweise etwas zu erschmecken.
Der Tabak wirkt sehr stark – weil er wirklich kräftig daher kommt. Allerdings meine ich, dass das weniger daran liegt, dass der Tabak ein Nikotinhammer ist. Er ist zwar nicht ohne und drum eher für die späten Stunden des Tages geeignet, aber er ist kein Nikotinhammer. Er ist stark aromatisiert und gibt daher das Gefühl, dass man es mit einem Schwergewicht zu tun hat. Mir kommt es vor, als würden mir Gaumen und Hirn im Vergleich zu ähnlich schmeckenden Tabake vorgaukeln wollen, dass der Tabak schwer ist.
Da ich den Tabak nicht fest stopfe – was aufgrund seiner Konsistenz auch nicht sonderlich empfehlenswert ist – glimmt er erstaunlich schnell herunter. Und bildet dabei – trotz seiner Feuchtigkeit – nur wenig Kondensat. Übrig bleibt ein wenig feine Asche die ihn eigentlich als Einrauchtabak prädestinieren würde. Wenn das dann nicht ein kräftiges Crossover bedeuten würde. Der Tabak lässt ordentlich was von seinem Aroma in der Pfeife
Fazit:
Ab und an mag ich diese Art Tabake. Das ging mir damals mit dem Condor ebenso. Doch irgendwann hab ich diesen “Herbstwaldgeschmack” über. Ich mag dann doch eher spritzige oder als frisch wahrgenommene Tabake.
Ich rauche die Dose ganz sicher leer – aber der Hyde Park ist schon ein ziemlich spezielles Kraut und wird möglicherweise noch das eine oder andere Mals in meine Tabakbar Einzug halten. Aber zum All-Day-Smoke werde ich ihn nicht machen.
Nic