1485 wurde La Morte D’Arthur von Sir Thomas Malory in Buchform veröffentlicht. Seit seiner Erstveröffentlichung bis heute ist die Geschichte immer wieder gedruckt worden; in englischen Sprachraum war sie seit dem 15. Jahrhundert noch nie vergriffen.
Peter Ackroyd, Historiker und gefeierter Schriftsteller, hat sich dem Text von Sir Thomas Malory angenommen. The Death of King Arthur ist eine leicht gekürzte und bereinigte Version – klare Widersprüche im Handlungsstrang hat Ackroyd fallen lassen, Wiederholungen, die einer mittelalterlichen Leserschaft gefallen doch uns wahrscheinlich langweilen würden, hat er gestrichen. Auch sprachlich hat er den Text entstaubt, sodass es sich flüssiger lesen lässt. Ich muss gestehen, dass mir die Artussage in vielen Formen und Farben begegnet ist – sei es in Marion Zimmer Bradleys Version, die aus weiblicher Sicht geschrieben ist (Die Nebel von Avalon), sei es Mark Twains Ein Yankee aus Connecticut an König Artus' Hof, in dem Artus seinen Feinden mit Dampfbooten und Schießpulver begegnet, sei es Monty Pythons Ritter der Kokosnuss, und, und, und... Doch eine komplett unverfälschte Version habe ich bis vor kurzem nicht bewusst gelesen.
Die Grundzüge der Geschichte dürften den meisten bekannt sein – dennoch hier eine Kurfassung: Uther Pendragon ist König von England und liebt die Frau eines Anderen. Merlin, der Zauberer, hilft dem König. Als Gegenleistung verlangt er, das Kind, das aus der Beziehung zwischen Uther Pendragon und der Frau hervorgehen wird, übergeben zu bekommen. In Gestalt des Ehemannes wohnt der König der Frau bei, während besagter Mann tatsächlich bereits tot auf einem Schlachtfeld liegt. Wie versprochen, erhält Merlin den Jungen, der in dieser Nacht gezeugt wird. Er nennt ihn Artus und übergibt ihn – seine Identität verschweigend – einem Edelmann und seiner Familie, die ihn großziehen sollen. Nachdem Uther Pendragon stirbt, brechen Kämpfe um die Krone aus. Artus, von dem nur wenige wissen, ist derweilen sicher im Kreis der Familie, die er für die seine hält. Indes erscheint in London, im Laufe einer Weihnachtsmesse im Innenhof der Kathedrale ein großer Stein, in dem ein Schwert steckt. Auf dem Schwert die Inschrift: „Whoever pulls out this sword from the stone and anvil will rightly be king of all England“. Artus wird dies gelingen und auch wenn der Junge noch kaum einen Bart hat, wird er gekrönt. Bald schon verliebt er sich in Guinevere und obwohl Merlin ihn warnt, dass diese Frau ihn unglücklich machen wird, heiratet er sie. Vom Schwiegervater erhält er eine große, runde Festtafel. In den kommenden Jahren wird Artus die tapfersten und stärksten Ritter einladen, an seinen Hof, Camelot, zu kommen und an hohen Feiertagen sitzen sie um diese Tafel herum und feiern miteinander. Das Buch folgt in diversen Abschnitten den Abenteuern verschiedener Ritter. Nach The Tale of King Arthur folgen The Adventures of Sir Lancelot Du Lake, anschließend kann der Leser Tristram dabei beobachten, wie er zum Ritter wird, wie er Isolde kennen- und lieben lernt und sie dennoch seinem König als zukünftige Frau überreicht und wie er nach einigen Jahren der Einladung von Artus nach Camelot folgt. Die Jagd nach dem Heiligen Gral ist ebenso enthalten wie der Krieg zwischen Artus und seinem Sohn, den Merlin Jahrzehnte zuvor prophezeit hat. Ackroyd mag einiges gekürzt haben und die Sprache ist in der Tat schnörkellos und klar. Und doch musste ich mich teilweise zusammenreißen, um weiterzulesen – viele Aspekte der in diesem Urtext besungenen Ritterlichkeit, haben es nie in die Adaptionen geschafft, die ich bis dato kannte. Mit Sicherheit weil sie einer heutigen Leserschaft einfach völlig suspekt erscheinen müssen. So beweint Artus den Streit mit Lancelot über Guinevere und stellt seufzend fest, dass er lieber die Königin hätte davonjagen sollen, und Lancelot verzeihen – Königinnen kann man schließlich ersetzen; so tapfere Ritter wie Lancelot nicht. Frauen generell sind, der Anschauung der damaligen Zeit entsprechend, oft hysterisch und wankelmütig. Einige, Morgan Le Fay ganz besonders, sind bösartig und führen die „tugendhaften“ Ritter vom rechten Wege ab. In dem Kapitel, das sich mit der Suche nach dem Heiligen Gral befasst, bricht ein unbändiger religiöser Eifer durch, der in seiner Ausprägung naiv anmutet. Dennoch lohnt es sich, bis zum Ende durchzuhalten, denn nur wer den Ursprung kennt, weiß die Adaptionen schließlich wirklich zu schätzen. Sir Thomas Malory, der Autor des Urtextes, den Ackroyd gekürzt und geschliffen hat, verdient ebenfalls ein wenig Aufmerksamkeit in dieser Rezension. Geboren um 1410, lebte Malory in einer unruhigen Zeit und viel von der Gewalt und den Machtkämpfen findet sich in seiner Artusgeschichte wieder (1400 war der englische König Richard II ermordet worden und sein Nachfolger, Henry IV, sah sich mit Unruhen aller Art konfrontiert). In den frühen 1430er Jahren erbte Malory den Landbesitz der Familie, acht Jahre später wurde er zum Ritter geschlagen. Er war Mitglied des Parlaments, Friedensrichter und Sheriff von Warwickshire (die Position des Sheriffs war die wichtigste Position in einer Grafschaft; Sheriffs berichteten direkt dem König). Und doch war Malory persönlich wohl kaum ein Vorbild wenn es um ritterliche Tugenden ging. Im frühen 20. Jahrhundert hat ein amerikanischer Wissenschaftler Gerichtsdokumente entdeckt, in denen Sir Thomas Malory unter anderem der Vergewaltigung, Überfällen, Vorsatz zur Tötung, Diebstahl und Erpressung bezichtigt wird. In seiner Einleitung zum Buch, der auch die genannten Daten entnommen sind, erklärt Peter Ackroyd, dass solche Handlungen sehr wahrscheinlich im Leben eines Ritters gang und geben waren. Allerdings entsprechen sie in keiner Weise den hehren Idealen des Rittertums, die Malory selbst in seiner Artussage feiert. 1451 wurde Malory ins Gefängnis geworfen – kurze Zeit später entkam er, indem er durch den Burggraben schwamm. Immer wieder verbrachte er in den folgenden Jahren Zeit im Gefängnis, wurde allerdings niemals verurteilt – merkwürdigerweise tauchten die hierfür nötigen Juroren in der Regel einfach nicht zum Verfahren auf. Zumindest Teile von La Morte D’Arthur schrieb Malory im Gefängnis. Dabei griff er zum Großteil auf bereits existierende Erzählungen und Legenden zurück. Als geborener Edelmann muss er mit den Erzählungen der Artus-Legende aufgewachsen sein. In jungen Jahren hat er mich Sicherheit Turniere besucht, wo nicht nur gekämpft wurde, sondern wo ritterliche Tugenden auch in (Artus-)Balladen besungen und gepriesen wurden. Zum großen Teil wurde die Inspiration zu diesem englischen Nationalepos wohl von französischen Geschichten inspiriert (roman courtois und roman d’aventures erfreuten sich unter französischen Edelleuten großer Beliebtheit und die Abenteuer des König Artus waren Bestandteil dieser Bücher). Und doch bedurfte es Malorys niedergeschriebener Version um Lancelot, Guinevere, Galahad, Gawain, Tristram, Isolde und Merlin zu Unsterblichkeit zu verhelfen.
Peter Ackroyd, Historiker und gefeierter Schriftsteller, hat sich dem Text von Sir Thomas Malory angenommen. The Death of King Arthur ist eine leicht gekürzte und bereinigte Version – klare Widersprüche im Handlungsstrang hat Ackroyd fallen lassen, Wiederholungen, die einer mittelalterlichen Leserschaft gefallen doch uns wahrscheinlich langweilen würden, hat er gestrichen. Auch sprachlich hat er den Text entstaubt, sodass es sich flüssiger lesen lässt. Ich muss gestehen, dass mir die Artussage in vielen Formen und Farben begegnet ist – sei es in Marion Zimmer Bradleys Version, die aus weiblicher Sicht geschrieben ist (Die Nebel von Avalon), sei es Mark Twains Ein Yankee aus Connecticut an König Artus' Hof, in dem Artus seinen Feinden mit Dampfbooten und Schießpulver begegnet, sei es Monty Pythons Ritter der Kokosnuss, und, und, und... Doch eine komplett unverfälschte Version habe ich bis vor kurzem nicht bewusst gelesen.
Die Grundzüge der Geschichte dürften den meisten bekannt sein – dennoch hier eine Kurfassung: Uther Pendragon ist König von England und liebt die Frau eines Anderen. Merlin, der Zauberer, hilft dem König. Als Gegenleistung verlangt er, das Kind, das aus der Beziehung zwischen Uther Pendragon und der Frau hervorgehen wird, übergeben zu bekommen. In Gestalt des Ehemannes wohnt der König der Frau bei, während besagter Mann tatsächlich bereits tot auf einem Schlachtfeld liegt. Wie versprochen, erhält Merlin den Jungen, der in dieser Nacht gezeugt wird. Er nennt ihn Artus und übergibt ihn – seine Identität verschweigend – einem Edelmann und seiner Familie, die ihn großziehen sollen. Nachdem Uther Pendragon stirbt, brechen Kämpfe um die Krone aus. Artus, von dem nur wenige wissen, ist derweilen sicher im Kreis der Familie, die er für die seine hält. Indes erscheint in London, im Laufe einer Weihnachtsmesse im Innenhof der Kathedrale ein großer Stein, in dem ein Schwert steckt. Auf dem Schwert die Inschrift: „Whoever pulls out this sword from the stone and anvil will rightly be king of all England“. Artus wird dies gelingen und auch wenn der Junge noch kaum einen Bart hat, wird er gekrönt. Bald schon verliebt er sich in Guinevere und obwohl Merlin ihn warnt, dass diese Frau ihn unglücklich machen wird, heiratet er sie. Vom Schwiegervater erhält er eine große, runde Festtafel. In den kommenden Jahren wird Artus die tapfersten und stärksten Ritter einladen, an seinen Hof, Camelot, zu kommen und an hohen Feiertagen sitzen sie um diese Tafel herum und feiern miteinander. Das Buch folgt in diversen Abschnitten den Abenteuern verschiedener Ritter. Nach The Tale of King Arthur folgen The Adventures of Sir Lancelot Du Lake, anschließend kann der Leser Tristram dabei beobachten, wie er zum Ritter wird, wie er Isolde kennen- und lieben lernt und sie dennoch seinem König als zukünftige Frau überreicht und wie er nach einigen Jahren der Einladung von Artus nach Camelot folgt. Die Jagd nach dem Heiligen Gral ist ebenso enthalten wie der Krieg zwischen Artus und seinem Sohn, den Merlin Jahrzehnte zuvor prophezeit hat. Ackroyd mag einiges gekürzt haben und die Sprache ist in der Tat schnörkellos und klar. Und doch musste ich mich teilweise zusammenreißen, um weiterzulesen – viele Aspekte der in diesem Urtext besungenen Ritterlichkeit, haben es nie in die Adaptionen geschafft, die ich bis dato kannte. Mit Sicherheit weil sie einer heutigen Leserschaft einfach völlig suspekt erscheinen müssen. So beweint Artus den Streit mit Lancelot über Guinevere und stellt seufzend fest, dass er lieber die Königin hätte davonjagen sollen, und Lancelot verzeihen – Königinnen kann man schließlich ersetzen; so tapfere Ritter wie Lancelot nicht. Frauen generell sind, der Anschauung der damaligen Zeit entsprechend, oft hysterisch und wankelmütig. Einige, Morgan Le Fay ganz besonders, sind bösartig und führen die „tugendhaften“ Ritter vom rechten Wege ab. In dem Kapitel, das sich mit der Suche nach dem Heiligen Gral befasst, bricht ein unbändiger religiöser Eifer durch, der in seiner Ausprägung naiv anmutet. Dennoch lohnt es sich, bis zum Ende durchzuhalten, denn nur wer den Ursprung kennt, weiß die Adaptionen schließlich wirklich zu schätzen. Sir Thomas Malory, der Autor des Urtextes, den Ackroyd gekürzt und geschliffen hat, verdient ebenfalls ein wenig Aufmerksamkeit in dieser Rezension. Geboren um 1410, lebte Malory in einer unruhigen Zeit und viel von der Gewalt und den Machtkämpfen findet sich in seiner Artusgeschichte wieder (1400 war der englische König Richard II ermordet worden und sein Nachfolger, Henry IV, sah sich mit Unruhen aller Art konfrontiert). In den frühen 1430er Jahren erbte Malory den Landbesitz der Familie, acht Jahre später wurde er zum Ritter geschlagen. Er war Mitglied des Parlaments, Friedensrichter und Sheriff von Warwickshire (die Position des Sheriffs war die wichtigste Position in einer Grafschaft; Sheriffs berichteten direkt dem König). Und doch war Malory persönlich wohl kaum ein Vorbild wenn es um ritterliche Tugenden ging. Im frühen 20. Jahrhundert hat ein amerikanischer Wissenschaftler Gerichtsdokumente entdeckt, in denen Sir Thomas Malory unter anderem der Vergewaltigung, Überfällen, Vorsatz zur Tötung, Diebstahl und Erpressung bezichtigt wird. In seiner Einleitung zum Buch, der auch die genannten Daten entnommen sind, erklärt Peter Ackroyd, dass solche Handlungen sehr wahrscheinlich im Leben eines Ritters gang und geben waren. Allerdings entsprechen sie in keiner Weise den hehren Idealen des Rittertums, die Malory selbst in seiner Artussage feiert. 1451 wurde Malory ins Gefängnis geworfen – kurze Zeit später entkam er, indem er durch den Burggraben schwamm. Immer wieder verbrachte er in den folgenden Jahren Zeit im Gefängnis, wurde allerdings niemals verurteilt – merkwürdigerweise tauchten die hierfür nötigen Juroren in der Regel einfach nicht zum Verfahren auf. Zumindest Teile von La Morte D’Arthur schrieb Malory im Gefängnis. Dabei griff er zum Großteil auf bereits existierende Erzählungen und Legenden zurück. Als geborener Edelmann muss er mit den Erzählungen der Artus-Legende aufgewachsen sein. In jungen Jahren hat er mich Sicherheit Turniere besucht, wo nicht nur gekämpft wurde, sondern wo ritterliche Tugenden auch in (Artus-)Balladen besungen und gepriesen wurden. Zum großen Teil wurde die Inspiration zu diesem englischen Nationalepos wohl von französischen Geschichten inspiriert (roman courtois und roman d’aventures erfreuten sich unter französischen Edelleuten großer Beliebtheit und die Abenteuer des König Artus waren Bestandteil dieser Bücher). Und doch bedurfte es Malorys niedergeschriebener Version um Lancelot, Guinevere, Galahad, Gawain, Tristram, Isolde und Merlin zu Unsterblichkeit zu verhelfen.