Pesthauch und Lavendelblüten

Vielleicht erwarten einige Leser eine Begründung für meine lange Blog-Abstinenz. Diese wird es aber nicht geben. Nehmt es hin und genießt meine Rückkehr. Viele Monate Pause sind gleichzeitig ein idealer Betrachtungspunkt auf das, was sich mittlerweile verändert hat. Tatsächlich, wenn man nicht mehr am aktiven Bloggen teilnimmt, betrachtet man so manches mit erheblichem Abstand. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass die Ära Westerwelle und Guttenberg hinter uns liegt. Merkel läuft noch immer vollkommen verpeilt durch die Weltgeschichte und wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, käme niemand in Frage, der sich einer Wahl würdig erweisen würde. Soweit zur aktuellen Politikbetrachtung. Pesthauch weht über das Land.

Mit dem Erwerb eines iPhone veränderte sich mein Kommunikationsverhalten. Endlich habe ich eine Kamera, mit der ich auch telefonieren kann. Darauf musste ich lange warten. Das Verseuchen meiner näheren und weiteren Umgebung mit Bildeindrücken meinerseits geschieht nun im Sekundentakt. Es macht höllischen Spaß, die Welt an meinen Restaurantbesuchen bildlich zu beteiligen oder das visuelle Fundstück einer zerbrochenen Bierflasche an der Bordsteinkante in den letzten Winkel der Welt zu transportieren. Instagram macht es möglich. Mit Foursquare zeige ich meine Wanderstrecken und … ganz neu im Reigen der Immerpräsentapplikation … über Google plus haue ich meine Gedanken heraus, bevor mein Gehirn reinigende und filternde Wirkung ausüben kann. Nahezu kindlich unverfälscht. Wie schön ist diese Welt, weil wir uns alle lieb haben, keinen Streit wollen und sowieso das reinste der reinen Wasser der Erkenntnis als Labsal schlürfen. Medial verbreitete Links und Weisheiten der weltumspannenden Community füllen das, was ich in längst vergangenen Tagen als Lücken zu verspüren meinte. Auch die Kommunikationskultur hat sich verbessert. Auf den von mir neu entdeckten Gesprächsebenen kommen auch keine lästigen Angebote nach dem Motto „willste ficken?“. Lavendelblüten bedecken den Weg, auf dem ich wandeln darf.

Die Fotografie ist mir noch immer wichtig. Mit meiner neu gefundenen Mitte muss ich das Thema beileibe nicht mehr so ernst nehmen wie früher. Schlechte Bilder von all jenen, die sich Fotograf(in) nennen und außer einem Knick in der Optik nichts mitbringen, stören mich weniger als früher. Selbst Jubelkommentare zu Unwürdigem lassen mich kalt, da ich den grundlegenden Mechanismus erkannt habe: Fickwunschverdacht. Glaubt denn jemand, dass noch irgendwer auf diesen kalten Kaffee hereinfällt und die begehrte Fliege auf dem ausgelegten Leim hängen bleibt? Aber vielleicht entspringen freundliche Kommentare zu schlechten Bildern auch nur dem manischen Helfersyndrom, weil ausgedrückte Wahrheit fotografierende Stümper in den Selbstmord treiben würde. Aber auch das ist nur eine Eventualität, weil bekennende Stümper sogar ihren Suizid verstümpern würden. Prozentual nimmt die Zahl der Stümper zu, da noch nie so viele stümperfördernde Werkzeuge verfügbar waren wie heute. Wahrscheinlich werden sogar bewußtseinsverändernde Pillen in rosa, kuschelgelb und bleu mitgeliefert. Klar, alleine mit Hardware kann kein nachhaltiges Geschäft gemacht werden und wenn die Pillen alle sind, muss der Nachschub rollen. Das neue Verbrauchsmaterial der modernen Fotografie sind Pillen. Pesthauch zieht über das Land.

Es bereitet mir wieder unglaubliche Freude, meine spitze Zunge wie eine Peitsche über das Land zu schlagen. Nicht alles ist schlecht, nicht alles ist unwürdig, nicht alles reizt das Lästermaul. Lobend will ich mich über all jene Menschen ausdrücken, mit denen ich in den letzten Monate Zeit und Gedanken teilen durfte. Natürlich gab es auch einige Volksverdummer, die tarnend und täuschend dem Guten eine Grube gruben, um in aller Ruhe den Hineingefallenen auszurauben. Aber das ist eine andere Geschichte. Mit einem gerüttelt Maß „Ommmm“ lässt sich auch das Übelwollen der raubend und marodierend umherziehenden Scharen überstehen. Schließlich sind wir nicht mehr im Mittelalter und strukturierte Vergewaltigen von Jungfrauen ist in unseren Breiten zum Glück längst aus der Mode gekommen. Täuschen und hinters Licht führen ist nichts anderes als die höfliche Form der Vergewaltigung. Sozialverträglich sozusagen. Somit ist der Vorwurf des Ausraubens auch nicht haltbar. Unter heutigem Licht betrachtet trägt jeder selbst die Schuld, wenn er sich von etwas begeistern lässt, kauft und damit nicht zurecht kommt. Nicht Hersteller machen Fehler, sondern Anwender. Endlich haben wir das auch einmal geklärt. Schließlich sind wir nicht mehr im Mittelalter, wo Bäcker für falsch abgewogene Brote ertränkt wurden! Lavendelblüten säumen die Pfade, über die wir ziehen dürfen.

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