manchmal sind politische entscheidungen gleichzeitig ein offenbarungseid. wenn vassilakou und ellensohn nach dem “überlaufen” von senol akkiliç erklären, dass zwar das “vertrauen in den koalitionspartner weg sei”, aber dennoch in der rotgrünen koalition nicht gerüttelt werden soll, dann erzählt das sehr viel über die systemische ratlosigkeit einer partei, die schneller alt geworden ist, als das manche wahr haben wollen.
wenn dann auch noch das ziel erklärt wird, auch nach der wahl im herbst unbedingt an eben dieser rotgrünen koalition festzuhalten, wird allen politisch interessierten, aber insbesondere den mitbewerber_innen klar vorgeführt: für die grünen gibt es nur eine option, alternativlos quasi. da wird zwar mit den regeln der demokratie getrixt und verbogen, aber dennoch soll das alles nicht so schlimm sein? wie soll eine koalition den wähler_innen schmackhaft gemacht werden, wenn andererseits das gegenseitige vertrauen weg ist?
selbst wenn in österreich noch selten die phantasievollen, sondern eher die faderen optionen mehrheitsfähig sind, wäre es wohl genauer zu überlegen gewesen, ob die unausweichliche rotgrüne option wirklich die einzig denkbare form einer selbstbewussten und ursprünglich im aufschwung befindlichen bewegung sein muss. wie wäre ein mutiges “mit uns so nicht” gewesen?
zur bewältigung von akuten krisen wäre beratung und kurztherapie angesagt gewesen. innerlich verletzt so zu tun, als wäre nichts gewesen, geht nicht nur in städten schief, wo sigmund freud gewirkt hat.
das dramatische dabei: es steht viel mehr auf dem spiel, als die frage nach rotgrün, oder der roten bzw. grünen befindlichkeit.
einer partnerin / einem partner betrug und sonstige grauslichkeiten vorzuwerfen, aber gleichzeitig zum einzig denkbaren gespons zu erklären, klingt fatal nach koabhängigkeit. solche systeme machen krank.
perspektivenlosigkeit kann im desaster enden.
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foto: franz johann morgenbesser creative commons by sa