Persönlichkeits Entwicklung auf Reisen – Wie Südamerika mein Leben verändert hat

Persönlichkeits Entwicklung auf Reisen – Wie Südamerika mein Leben verändert hat

Reisen verändert Menschen. Das ist keine neue Erkenntnis, aber die Wahrheit und mittlerweile sogar in mehreren wissenschaftlichen Studien eindeutig nachgewiesen. Bei mir trat diese Veränderung mit meiner ersten Reise vor 9 Jahren nach Südamerika ein. Doch wer war ich vor diesen Reisen und wer bin ich jetzt? Zu was für einem Menschen haben mich meine Reisen werden lassen? Ein persönliches Resümee.

Ich bin als Kind dank meiner Eltern schon recht viel gereist. Im orangenen VW-Bully (R.I.P.) ging es immer für mehrere Wochen durch Europa. Meist zum Leidwesen meiner Klassenlehrerin, denn das Kind wurde einfach schon einige Tage vor den Sommerferien der Schule entzogen, um den großen Staus zu entgehen. Ich habe das Leben im Camper geliebt. Jeden Tag neue Orte, neue Einflüsse, neue Menschen, neue Kinder zum Spielen und die Welt war für mich einfach ein riesengroßer Abenteuerspielplatz.

Wird man dann älter, beginnen die Mühlen des angepassten gesellschaftlichen Lebens zu mahlen. Schule, Uni, Ausbildung, erster Job. Ein klar definierter Weg. Diesem sollte ich natürlich auch folgen, obwohl ich mich in gesellschaftlichen Normen immer mehr als unwohl gefühlt habe. Ich kam mir verloren vor. Ich wollte mehr vom Leben als Reihenhaus, 9 to 5 und Urlaub auf Malle. Also war Rebellion angesagt. Jeans zerschnitten, Dreadlocks gedreht, Doc Martins angezogen. Das ganze Paket und als meine Oma mich nicht mehr in die Wohnung lassen wollte, sah ich mich in meinem Rebellentum bestätigt.

Ich ging immer seltener zu Schule, habe mir die Nächte mit meinen Kumpels um die Ohren geschlagen und fand Musik, Alkohol und Drogen anziehender als Geometrie und Hermann Hesse morgens um 8 Uhr.
Bis es einige Jahre in die falsche Richtung ging und ich schmerzlich erfahren musste, dass auch dieser Weg eine Sackgasse ist. Umdrehen oder gegen die Mauer fahren, hieß es zu diesem Zeitpunkt meines Lebens.

Get up, Stand up!

Ich liebe das Leben mit all seinen Facetten und entschied mich für den Turnaround. Doch der Trümmerhaufen der Vergangenheit lag vor mir wie in unbezwingbarer Berg. Psychisch am Boden, Schulden und keine Perspektive. Mit Anfang 20. Da wo andere für ein Jahr ins Ausland gehen, anfangen zu studieren, ihren ersten Schritt ins Berufsleben wagen. Ich hingegen fühlte mich ausgebrannt, leer, wie ein Versager. Reisen war für mich so weit weg wie der Mars. Wo war dieses Kind hin, dass es geliebt hat, neue Dinge auszuprobieren, neugierig und aktiv zu sein?

Zum Glück hatte ich liebende Menschen um mich, die mir geholfen haben und denen ich bis heute dankbar bin.

Fünf Jahre später. Ich hatte einen Job, eine Wohnung, endlich ein wenig mehr Geld und das Gefühl, dass dieses Kind langsam wieder zurückkehrt.

Eines Tages trat durch Zufall ein Chilene in mein Leben, der mein Leben auf den Kopf stellte und maßgeblich auf positive Art beeinflusst und bereichert hat. An einen Blog war zu dieser Zeit noch nicht zu denken. Ich habe mich in der Zeit auf Musik fokussiert, bin viel auf Parties gegangen und war mit dem zufrieden, was ich hatte. Und doch brodelte etwas in mir - das konnte doch nicht alles sein. Bei Stillstand werde ich bis heute schnell nervös.

Eines Abends habe ich eine Internet Radioshow gehört, in der ein Track lief, der mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Ich wollte wissen, wer dahinter steckt. Zu dieser Zeit war Facebook noch ein Hirngespinst in Mark Zuckerbergs jugendlichem Kopf. Myspace war der heiße Scheiß und so suchte und fand ich dort den Musiker. Aus Chile. Chile? Dieses komische lange Etwas am Ende der Welt? Das Land, von dem man hierzulande meist nur etwas mitbekommt, wenn es mal wieder von einem erschütternden Erdbeben heimgesucht wird.

Ich wollte diese Person kennenlernen, war neugierig auf den Menschen hinter der Musik. Gesagt, getan, angeschrieben und prompt eine Antwort erhalten. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut, schrieben mehrere Wochen hin und her, freundeten uns an und auf seiner Europa Reise besuchte er mich und wir intensivierten unsere Bekanntschaft. "Du musst unbedingt nach Chile kommen und mich besuchen!" waren seine Abschiedsworte. Hell yeah!

Desto weiter ich reise, desto näher komme ich an mich heran.
Andrew McCarthy

Aufbruch in eine neue Welt

Und so saß ich den Winter darauf im Flugzeug in Richtung Chile. Ohne zu wissen was mich erwartet. Mit einer gehörigen Portion Neugier. Das Kind war wieder da. Ich flog das erste mal über die majestätischen Gipfel der Anden. Berge, so weit das Auge reicht. Ich tauchte ein in eine total neue Welt, die mich und meine Persönlichkeit nachhaltig geprägt hat. Doch was hat sich bei diesen Reisen wirklich verändert? Es war eine Challenge. Zu sehen, was ich nach einer schweren Zeit zu meistern im Stande bin. Ob ich meine Komfortzone verlassen kann. Auf Menschen zugehen, mich einlassen kann.

Persönlichkeits Entwicklung auf Reisen – Wie Südamerika mein Leben verändert hat

Ich habe viel über Eigenverantwortung gelernt. Ich war auf diesen Reisen für mich selbst verantwortlich, konnte nicht verdrängen, flüchten, mich nicht hinter Ausreden oder anderen Menschen verstecken. Ausreden zählen auf Reisen nicht, vor allem nicht, wenn man es alleine tut. Ich musste meine Komfortzone verlassen, die ich mir aufgrund meiner persönlichen Geschichte aufgebaut hatte. Der wohl passendste Vergleich erinnert mich an ans Freibad in meiner Kindheit. Ich stehe am Beckenrand und Zack! Einer meiner Freunde schubste mich ins kalte Wasser. Im erstem Moment war ich geschockt und verschreckt, doch kurz darauf gewöhnte ich mich an die Situation und das Wasser war auch nicht mehr wirklich kalt.

So erging es mir in Südamerika. Neue Eindrücke, eine andere Kultur, aber auch körperliche und seelische Beanspruchung haben meinen eigenen Horizont stetig erweitert. Heute kann ich aufgrund meiner Reiserfahrungen leichter mit schweren Situationen umgehen und lasse mich von Hindernissen und Schwierigkeiten nicht unterkriegen. Anstatt zu meckern und zu hadern, nehme ich Dinge an und versuche sie zu lösen. Ich bin entspannter geworden, weiß, das Leben zu schätzen und zu genießen.

Persönlichkeits Entwicklung auf Reisen – Wie Südamerika mein Leben verändert hat

Es fällt mir leichter, auf Menschen zuzugehen, da ich auf Reisen mit einer Vielzahl von ihnen in Kontakt treten muss. Sei es am Busbahnhof, auf dem Markt oder in Hostels. Ich habe Vorurteile über Bord geworfen, meine eigene soziale Kompetenz erweitert und bin demütig geworden, weil ich weiß, welch priviligiertes Leben wir bei uns in Deutschland führen. Ein Leben, dass viele als selbstverständlich betrachten. Wir haben die Möglichkeit, unser bestes Ich zu sein, jeden verdammten Tag.

Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und daß man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen läßt. Adolph Freiherr von Knigge

Ich bin jeden Tag dankbar, dass ich die Chance habe, zu reisen und mich so persönlich weiterzuentwickeln. Und ich danke Südamerika, dass es dieses Kind von damals wiederbelebt hat.

Persönlichkeits Entwicklung auf Reisen – Wie Südamerika mein Leben verändert hat

Wie ist deine Erfahrung mit dem Reisen? Wie hast du dich persönlich weiterentwickelt? Verrate es mir in den Kommentaren.


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