Wenn ich das Muskeltraining auf die persönliche Veränderung umsetze, dann hat das auch mit Kontinuität zu tun. Wegen einer Knieverletzung konnte ich die letzten drei Monate nicht mehr joggen. Meine Muskeln bauten rapide ab, das betroffene Kniegelenk neigte zur Instabilität und das andere Kniegelenk versuchte, diese Instabilität auszugleichen. Nun bin ich gerade dran, diese Muskeln aufzutrainieren. Und wie mache ich das? Indem ich kontinuierlich spezielle Übungen trainiere. Immer und immer wieder. Also wie unser Verhalten.
Wenn wir Verhalten ändern möchten, müssen wir dranbleiben
Wenn wir also ein nicht mehr wirksames Verhalten ablegen wollen, dann müssen wir in einem ersten Schritt erst einmal entdecken, wann und wo das Verhalten überhaupt auftritt. Das passiert durch eine relativ stille Phase des Beobachtens. Nichts tun, nur beobachten. Weil beobachten und verändern manchmal schon ein zu großer Schritt wäre. Wenn ich dann also irgendwann genau weiß, wann und in welchen Situationen das Verhalten immer wieder auftritt, dann kann ich mir Gedanken über die zugrunde liegenden Absichten des Verhaltens machen – wann und wo habe ich gelernt, genau dieses Verhalten anzuwenden?
In einem dritten Schritt geht es darum, ein neues Verhalten zu entdecken, das für diese Situationen vielleicht adäquater wäre. Oder mehrere Verhaltensmöglichkeiten, die vielleicht passen würden. Und dann geht es ans Training: Einüben. Immer wieder – mit Erfolgen und mit Rückschlägen. Bis die bewusste Inkompetenz (= neues Verhalten) zu einer unbewussten Kompetenz wird, also wieder automatisch abläuft.
Und genau das kann dauern. Vor allem dann, wenn ich mein altes Verhalten sehr früh gelernt und oft wiederholt habe. Beispiel: Wenn ich ein Verhalten mit ca. 4 Jahren gelernt habe und heute 52 Jahre alt bin, dann habe ich 48 Jahre erfolgswirksames Wiederholen hinter mir. Machen Sie sich diese Zeitspanne bewusst. Und dann ist es ganz natürlich, dass es etwas länger dauern kann, das alte Verhalten zu verlernen, neues Verhalten zu erlernen. Und dieses Wissen macht dann vielleicht etwas friedlicher mit den eigenen, natürlichen, Unzulänglichkeiten. Auch wenn es nicht dem Zeitgeist mit “Höher, schneller und weiter” entspricht.