Rückblickend verging die Zeit seit dem nun so schnell. Und heute sitze ich hier, einen Tag nach der Hochzeit. Noch leicht dösig im Kopf, da wir bis 3:30 Uhr gefeiert haben und um 9:00 Uhr schon der Wecker klingelte. Schlafmangel vom Feinsten. Aber immerhin lohnt sich das bekannte "Matsch-Gefühl" am Tag danach.
Es war die erste Hochzeit einer meiner Freundinnen. In meinem Leben war es die dritte Hochzeit. Ich bin da also nicht so geübt. Und die Tatsache, dass eine MEINER FREUNDINNEN geheiratet hat und nicht jemand aus der (fernen?) Verwandtschaft, machte das alles noch viel aufregender. Als die Hochzeit immer nähr rückte kam mir irgendwann mal ein Gedanke in den Kopf: "Moment mal... alle anderen Freundinnen, die da sein werden, haben einen Partner. Mhh...". Verdrängen und nicht darüber nachdenken klappt bei solchen Themen immer ganz gut. Genau das habe ich auch getan. Aber diese Taktik funktioniert auch immer nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt und der war spätestens da, als wir an der Kirche ankamen und ich ausnahmslos Pärchen sah. In dem Moment wurde mir bewusst: Hey - du bist "alleine" hier. Und das wurde mir im Laufe des Tages auch noch ein paar Mal mehr bewusst.
Die Bänke in der Kirche waren so groß, dass drei Pärchen gut darauf sitzen konnten. "Wir" waren aber drei Pärchen und ich. Ich kann euch sagen, dass es ziemlich eng war. Führte aber auch zu einigen halbunterdrückten Lachmomenten, als der Freund der Freundin beim Singen mit voller Überzeugung versuchte das hohe C zu treffen. Vergebens.....!
Nach Kaffee und Kuchen wurden Papierherzen verteilt, auf die Wünsche geschrieben werden sollten. Alle am Tisch schrieben "Pärchen Herzkarten". Ich schrieb meine Eigene. "Ich wünsche euch..." anstatt "Wir wünschen euch...". Nur ein Name auf der Rückseite anstatt zwei.
Später am Abend stand dann natürlich noch der Hochzeitstanz an. Und dann sagte der DJ die bösen Worte "....die beiden möchten natürlich nicht alleine tanzen, deswegen steht doch alle auf und tanzt nach der Eröffnung mit." Ich schluckte. Und nun?! Ich überlegte kurz auf die Toilette zu flüchten. Kam mir in dem Moment aber vor wie das gemobbte High School Kind, das die Pause auf der Toilette verbringt. Nein. Das war keine Möglichkeit. Ok - also: Augen zu und durch. Aber das Glück war mit mir. Das zweite Lied nach dem Hochzeitstanz war etwas, nun ja, seltsam. Sodass meine Freunde darauf nicht tanzen konnten oder wollten. Als nächstes folgte "Happy" und ein paar klägliche Versuche darauf einen Walzer zu tanzen scheiterten ziemlich schnell und es ergab sich der bekannte Tanzflächenkreis. Puh! Überstanden!
Über den Abend und die Nacht folgte dann ein "Tanzpartner hopping". Es bildeten sich immer mal wieder Pärchenkonstellationen. Aber glücklicherweise waren auch immer Leute zu finden, die gerade nicht im Pärchenmodus waren.
Insgesamt habe ich sicherlich Glück, dass meine Freunde alle keine Gluckenpärchen sind. Doch wenn unter 50 Gästen 24 Pärchen sind, fühlt man sich schon mal ein bisschen "anders". Wenn an fast allen Tischen immer genau 3x2 Leute sitzen und dann ist da der Tisch mit dem Single wo 3x2+1 Personen sitzen. Wenn sich alles um's Zusammenwohnen und Heiraten dreht und man selber von beidem so weit entfernt ist wie von der Rente. Aber so ist das nun mal. Und ich erinnere mich immer daran, dass es kein Weltuntergang ist mit 25 Jahren noch nicht alles unter Dach und Fach zu haben. Ich weiß wenigstens, dass ich auch alleine zurecht komme wenn es sein muss. Das Singleleben hat Vorteile und Nachteile. Genauso wie Beziehungen. Natürlich habe ich lieber ein paar Nachteile in einer Beziehung als die Vorteile des Singledaseins. Ich will aber eben auch keine Kompromisse sondern ein entschlossenes JA, das ist der "Richtige". Und so lange das nicht passiert schreibe ich meinen Namen eben weiter größer auf die Glückwunschkarten und beschere meinen Freunden unbeqeueme Sitzverhältnisse. Sorry not sorry.