Persona 5

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Persona 5

10JRPG

Vor geraumer Zeit ist Persona, selbst Unterreihe zur prominenten Shin Megami Tensei-Serie, zu einem für die japanische Spielkultur bedeutsamen Namen avanciert. Das ist insofern interessant, als dass der letzte echte Release der Reihe noch auf der PS2 stattfand und es seitdem eigentlich nur noch Re-Releases und Spin-Offs gegeben hat. 

Mit Persona 5 soll sich das nun endlich ändern. Die Reihe hat seit jeher zwei Gesichter: Einerseits handelt es sich dabei um ein JRPG im klassischen Sinn, das mit erkennbaren Zügen aus dem Roguelike-Genre die Ausflüge in umfangreiche Kerker-Umgebungen recht nervenaufreibend gestalten kann. Andererseits handelt es sich um eine Social-Sim, in der man perfide seinen Alltag einteilen muss, um den Erfolg im Schulalltag zu sichern und gleichzeitig seinen sozialen Verpflichtungen in ausreichendem Maße nachzukommen, um damit wiederum mit einer zufriedenstellenden Anzahl an Mitmenschen im Bett zu landen.

All das ist in der Regel geprägt durch ein darüberliegend-dominierendes Thema, welches diesmal ganz klar Unterdrückung darstellt. Der Hauptcharakter wird bereits zu Anfang fälschlich eines Verbrechens beschuldigt und landet so in Tokyo, wo er mit eingezogenem Kopf in ein unscheinbares Schulleben untertauchen soll. Doch die Stadt ist korrupt und so dauert es nicht lange, bis sich eine Gruppe an Teenagern zusammenfindet um in Form einer Diebesbande den meist manischen Unterdrückern eine Lektion zu verpassen. In einem Szenario, das also vor pubertärem Trotz nur so trieft, schaffen es die Entwickler trotzdem eine gute Balance zu finden und so werden aus den zahlreichen Konflikten glaubwürdige, komplexe Auseinandersetzungen, die auch über mehrere Stunden hinweg interessant bleiben.

Man muss mit Persona 5 nicht viel Zeit verbringen um zu erkennen, dass der für die Reihe definierende Stil nach all den Jahren gehörig aufgefrischt wurde. Tatsächlich ist das Spiel in seiner visuellen Inszenierung absolut einzigartig und setzt Maßstäbe, denen andere Developer über Jahre hinweg nachjagen werden. Selbst trivialste Vorgänge wie die Bedienung von Menüs ist ein audiovisueller Traum, gar nicht erst zu sprechen von den zügigen Kampfeinlagen und feinen Anime-Cutscenes.

Hervorragende Sprecher verleihen zusammen mit hochauflösenden, detaillierten Charakter-Animationen jedem Dialog einen Hauch von Leben. Es gibt kaum einen Aspekt auf dem Bildschirm zu beobachten, der nicht in irgendeiner Weise beeindruckt. Allein der Stil des Spiels macht jede Sekunde bezahlt, die man damit verbringt – und das ist bei einem rund 100 Stunden andauernden Rollenspiel schon eine beachtliche Leistung. All das neben einem Soundtrack der mit seinen jazzigen, urbanen Klängen jeden Ausflug versüßt.

Auch nach längerer Spieldauer häufen sich die positiven Eindrücke. Ein zentraler Aspekt ist etwa der Umstand, dass Dungeons runderneuert wurden. Statt der etwas trägen Stockwerke, die man in vergangenen Episoden geduldig durchsteift hat, sind die Dungeons diesmal großartige, lebendige Umgebungen, die mit visueller Vielfalt, intelligentem Layout, einfachen Puzzle- und sogar Plattformingeinlagen über viele Stunden hinweg zu unterhalten wissen. Bedenkt man, dass es daneben auch noch optionale zufallsgenerierte Dungeons gibt, die eher dem entsprechen, was man bisher gewohnt war, kann eigentlich keiner meckern.

Die Spielmechanik an sich wurde mit Elementen aus Shin Megami Tensei IV aufgewertet: Charaktere haben nun Schusswaffen, mit denen die Schwächen von Gegnern zusätzlich ausgenutzt werden können und das Rekrutieren von Personas geht einher mit einer Gesprächseinlage, in der die launenhaften Dämonen erstmal beeindruckt werden müssen.

So entsteht ein Gesamtbild, in dem jedes einzelne Teil des Puzzles perfekt passt. Auf der Seite des JRPGs gelingt es den Developern mit großartigen, runderneuerten Dungeons und intelligenten Verfeinerungen den Spielspaß der ohnehin schon großartigen Vorgänger weiter zu erhöhen. Auf der Seite der Social-Sim liefert man glaubwürdige, vielschichtige Charaktere, die mit einem Hauch mehr Reife als zuvor viele Stunden TV-Serien-gleicher Unterhaltung mit sich bringen. An Persona 5 führt in diesem Jahr eigentlich kaum ein Weg vorbei.

Plattform: PS4 (Version getestet), PS3, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 16, Release: 04.04.2017, atlus.com/persona5


Autor

Florian Kraner

Aufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis. Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.


 
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