Im Quatsch Comedy Club gab es vor Jahren mal die Rubrik „Lieder die die Welt nicht braucht“. Dort wurde die Magie von Ohrwürmen oft schon damit herzlich zerstört, indem man die Texte Wort für Wort ins Deutsche brachte. Das Ergebnis: Schnelle Lacher, aufmerksamerer Musikkonsum und neue Lieblingslieder.
Zum Glück gehöre ich nicht zu den Menschen, die ihre Teenagerjahre in Begleitung der Songs von The Smith verbracht haben. Erst viel später lernte ich sie kennen und beschäftigte mich auf Anregung von Freunden auch mit dem Solowerk von Morrissey. Und ich verliebte mich in diese melancholischen Lieder auch ganz ohne Teenagerangst. Nein - es war mir klar: Das sind Lieder, die musikalisch und lyrisch weit über dem Durchschnittspop und -rock stehen. Und jetzt das: „Das ist ein Licht das niemals erlischt“ - Mit Ukelele und Rumpelversen zerlegt da ein Musiker eines der schönsten Lieder aller Zeiten. Gleich zwei CDs hat das Label Timezone dem bayrischen Musiker Perrecy eingeräumt, um sämtliche Hits der Smiths und aus dem Solowerk von Morrissey auf Deutsch umzudeuten: Da wird die Panik auf die Straßen bayrischer Städte verlagert. Die Melancholie des Rocksounds von The Smiths wird mit Ukelelen, Bass, Schlagzeug und ab und zu ein paar Tasteninstrumenten nachgebaut.
Manchmal kann ich mir das Lächeln nicht verkneifen. Manchmal bin ich kurz davor, voller Wut die Platte aus dem Fenster zu werfen. Zwischen Amüsement und der Fomulierung einer Blasphemieanklage wechselt meine Stimmung hin und her. Manchmal sag ich: genau so sollte man das übersetzen. Manchmal könnte ich vor Wut in den Tisch beißen. Also genau: natürlich hat Perrecy ein paar packende Versionen gemacht. Und natürlich werde ich nicht der Einzige sein, der zwischen Faszination und Wut schwankt. Was aber der Kritiker in mir ernsthaft anmerken muss: Man kann die zwei CDs nicht am Stück durchhören. Dann wird man übersättigt und letzlich gelangweilt. Eine wohldosierte Anwendung allerdings kann man nur empfehlen. (Timezone)