Perle der Ostsee

Eine Schönheit war Stralsund zu DDR-Zeiten nicht. Plattenbauten zerstörten den norddeutschen Charme, der von der Hanse geprägte Altstadtkern verkam. Doch in den vergangenen 20 Jahren hat sich die Stadt am Strelasund wieder zu einer echten Ostseeperle gemausert. Spätestens seit die historische Altstadt im Jahr 2002 zum Unesco-Weltkulturerbe erkohren wurde.

Straßen, Plätze, Gassen – Stralsund hat sich auf sein Kapital besonnen. Überall sticht die Backsteingotik ins Auge. Nicht nur, aber besonders bei den Kirchen der Altstadt und dem mehr als 700 Jahre alten Rathaus mit seinem herrlichen Nord-Süd-Durchgang. Ein Muss für alle, die gern auf historischen Pfaden wandeln, ist ein Besuch der Marienkirche und des Bauepochen verbindenden Johannisklosters. Und spätestens vor den Fassaden der Häuser, die die Kaufleute der Hanse im 14. Jahrhundert errichten ließen, zücken Besucher der einst weithin bekannten Hansestadt ihre Fotoapparate.

Was sich dagegen kaum aufs Foto bannen lässt, ist die maritime Geräuschkulisse. Wer offenen Ohres durch die Altstadt spaziert, hört es schon von weitem: das Geschrei der Möwen. Nur wenige hundert Meter vom Rathaus entfernt liegt die Hafeninsel mit ihrer Marina. Auf der Nordmole tummeln sich die Spaziergänger und im umgebenden Wasser – vor allem im Sommer – die Wassersportfreunde mit ihren Booten und Yachten. Der Stolz der Freizeitkapitäne ist schon von weitem zu sehen. Besonders, wenn sie schon am Liegeplatz – mancher nur um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – die Segeln setzen, die sich weiß gegen den strahlend blauen Himmel abzeichnen.

Immer eine handbreit Wasser unterm Kiel

Die imposantesten Masten allerdings gehören einer anderen Hafenschönheit: der «Gorch Fock I». Noch immer trotzt das 1933 erbaute Segelschulschiff Wind und Wellen – besonders im Herbst. Allerdings fest an der Hafenmauer vertäut. Ob die alte Dame jemals wieder in See stechen wird, ist unklar. Allein für eine Fahrgenehmigung auf der Ostsee und den Betrieb des 82 Meter langen Seglers bräuchte der gemeinnützigen Verein Tall-Ship Friends, der das Schiff 2003 gekauft hat, gut 7 Millionen Euro. Bis es soweit ist, bleibt die «Gorch Fock I» im Hafen und verdient ihren Unterhalt mit Führungen, als Ort für Trauungen und Feste.

Auf dem Festland müssen Stralsund-Reisende aber nicht bleiben. Der Hafen ist Treffpunkt für Ausflugsschiffe: Wer die Hansestadt nur übers Wochenende besucht, kann eine Hafenrundfahrt antreten. Die führen meist rund um den Dänholm, der als Geburtsstätte der Preußischen Marine gilt, zur 2007 eröffneten Rügenbrücke und zur Stralsunder Volkswerft, in der heute unter anderem Fähren und Schiffe für die Küstenwache gebaut werden.

Wer Stralsund einen längeren Besuch abstattet, kann vor hier aus zu einem Tagesausflug nach Hiddensee ablegen oder einen Abstecher zu den Kreidefelsen von Rügen wagen. Manchem dagegen steht vielleicht der Sinn nach einem Besuch im Ostseebad Binz – um sich mit den Sanddornprodukten einzudecken, für die Rügen weithin bekannt ist. Mit dem Nahverkehr ist das kein Problem. Wochentags verkehrt stündlich ein Regionalexpress zum Ostseebad.

Das Meer im Kloster

Doch egal ob Wochenendtrip oder längerer Urlaub: Wer nach Stralsund fährt, kommt am Deutschen Meeresmuseum und seinen vier Standorten nicht vorbei. Natureum, mit Standort auf der Halbinsel Darß, und Nautineum haben allerdings nur eingeschränkte Öffnungszeiten. Dafür locken die beiden anderen Standorte umso mehr.

In den Mauern einer einstigen Klosterkirche residiert das Meeresmuseum, das mit einer beeindruckenden Vielzahl von Exponaten überrascht – nicht nur in Sachen Meereskunde, sondern auch rund um die Fischerei und das Verhältnis von Mensch und Meer. Spätestens bei den Aquarien sind die Besucher hin und weg. Das gilt nicht nur für das Tropen- und das Schildkrötenbecken.

Wer nicht nur still genießen, aber auch nicht mit einem Museumspädagogen durch die Ausstellung wandern will, mietet für 2 Euro pro Gerät einen Audio-Guide. Verschiedene Optionen, darunter eine für Kinder, stehen zur Wahl – und lassen sich durch die Eingabe von Kennnummern, mit denen die Vitrinen und Aquarien gekennzeichnet sind, ganz individuell nutzen. So gehen viele spannende Stunden im Meeresmuseum wie im Flug vorbei.

Auf Tuchfühlung mit Walen

Noch mehr Zeit sollte einplanen, wer das auffälligste Gebäude im Stralsunder Hafen betritt: Der architektonisch markante Bau des Ozeaneums ist ein riesiger Erlebnispark. Ohne den üblichen Kitsch, dafür aber mit einer gläsernen Eingangshalle, die schon den ersten Wow-Effekt auslöst: 30 Meter lang ist die Rolltreppe, mit der der Besuch im Museum beginnt – darüber schwebt das ebenso lange Skelett eines Wals. Und dann geht es hinein in Ausstellungen, die sich nicht nur mit den Augen erfassen lassen. Sehen, hören, fühlen und interaktiv nutzen – dieses Konzept steckt hinter dem Abenteuer Ozeaneum.

Und so mancher Höhepunkt taucht beim Rundgang vor den Besuchern ganz unvermittelt auf: So wie das 2,6 Millionen Liter Wasser fassende Schwarmfischbecken. Wer in dem fast dunklen Raum erst einmal vor der neun Meter hohen Panoramascheibe steht und den Fischen zusieht, ist tief beeindruckt. Wo sonst kann man praktisch auf dem Meeresgrund stehen – freilich ohne nass zu werden? Wer danach aus der Tiefe des Meeresbeckens zum Dach des Ozeaneums aufsteigt, entdeckt dort in einem Dachgehege Pinguine.

Wahrhaft riesenhafte Eindrücke hinterlässt allerdings die Halle «Riesen der Meere»: Unter dem Eindruck von Walgesängen und einer Multimedia-Inszenierung, die schlagartig für gebannt-stilles Lauschen sorgt, richten die Besucher ihre Blicke auf die Decke des 20 Meter hohen Raums, unter der lebensecht kollorierte 1:1-Modelle der Meeresriesen scheinbar schweben – etwa ein 26 Meter langer Blauwal. Wer das mit seinen Kindern einmal erlebt hat, muss sich gewiss sein: Es bleibt nicht bei dem einen Besuch in Stralsund.

Quelle:
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Stralsund – Perle der Ostsee


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