„Es darf doch nicht wahr sein!“ wütend schaut mich mein Kollege Frank über den Rand seiner dunklen Brille an. „Ständig öffnet sich im Projekt eine neue Baustelle. An der Zeit und den Ressourcen ändert sich aber nichts.“.
Wir sitzen im kleinen Besprechungsraum bei uns im Office. Jeden Freitagmittag tauschen wir uns für 30 Minuten zu unseren Kundenprojekten aus, besprechen was gut verläuft und wo es hakt.
„Wie soll man da performen, wenn sich permanent die Aufgaben ändern?“ fährt Frank wirsch fort. „Darf ich fragen, wie Du mit solchen Komplikationen umgehst?“
Definieren was drinnen und was draußen ist
Ob es sich um ein Angebot handelt, ein Kundenprojekt oder eine einzelne Aufgabe: Consulting ist Scoping. Das heißt Du legst fest, welche Elemente für die Problemlösung von Dir berücksichtigt werden müssen und welche nicht. Konkret:
- Welche (messbaren) Ergebnisse sind von mir für wen zu erbringen?
- Welchen Bereich (Geschäftsprozesse, Abteilungen, Standorte, etc.) muss ich beackern?
- Was kann ich bewusst ignorieren?
- Und wo bin ich mir noch nicht sicher, ob es für mich eine Rolle spielt?
Ein definierter Scope schützt Dich vor einem stetig größer werdenden Arbeitsberg. Kunden, Kollegen und manchmal auch Du selbst übertragen gerne Zusatzaufgaben. Typische Sätze sind:
- „Wenn Du X eh bereits tust, kannst Du dann nicht auch noch Y machen?“
- „Wo Sie gerade so exzellent eingearbeitet sind: als Ihr Premiumkunde würden wir es begrüßen, wenn…“
- „Jetzt habe ich bereits 12 Experteninterviews erledigt. Auf die zwei zusätzlichen Gespräche kommt es nun auch nicht mehr an.“
Unsere Hauptaufgabe ist nicht, zu erkennen, was unklar in weiter Entfernung liegt, sondern zu tun, was klar vor uns liegt.
– Thomas Carlyle, schottischer Essayist und Historiker
Bevor Du eine zusätzliche Aufgabe, ein neues Projekt oder eine weitere Rolle, usw. übernimmst und für diese fortan eine Ergebnisverantwortung trägst, solltest Du gemeinsam mit den Verantwortlichen den Scope festlegen. Bringe diesen anschließend zu Papier. Während der Abarbeitungsphase vergleichst Du dann fortwährend Deine momentanen Tätigkeitsfelder mit dem initial fixierten Scope. Und steuerst bei Bedarf um.
Verstehe mich bitte nicht falsch. Es geht nicht darum, stets jeden kleinen Gefallen abzulehnen oder Bitten von Kunden und Kollegen immer auszuschlagen. Der Fokus liegt auf den großen Linien, den wirklichen Baustellen. Sorge dafür, dass diese sich nicht vermehren, sondern zügig abgearbeitet und professionell geschlossen werden.