Perfect Pussy: Raus aus der Vorstadthölle

Perfect Pussy: Raus aus der VorstadthöllePerfect Pussy
„Say Yes To Love“
(Captured Tracks)
Syracuse ist eine kleine Stadt im Bundesstaat New York mit ungefähr 145.000 Einwohnern, bekannt für die Herstellung von Chemikalien, Flugzeugmotoren und seine Universität. Nicht gerade der Ort also, den sich Twens für eine ambitionierte Lebensplanung als Kulisse vorstellen wollen. Ähnlich dachte wohl auch Meredith Graves – und packte die nächstbeste Gelegenheit, der Vorstadthölle zu entkommen, beim Schopfe: Von Regisseur Scott Coffey gefragt, ob sie nicht in seinem Film Adult World für einen Kurzauftritt als Bandleaderin mitwirken wolle, gründete sie auf der Stelle zusammen mit Greg Ambler und Garett Koloski die Noisepunk-Formation Perfect Pussy. Was als Fiction taugte, konnte auch in der Realität nicht so schlecht sein und so wurde aus einem Bandfake schließlich eine ordentlich gelobte Krachkapelle, dem ausverkauften Tour-Tape „I Have Lost All Desire For Feeling“ folgte nun der Deal mit Captured Tracks und das erste Album „Say Yes To Love“. Naturgemäß ist es ein kurzes geworden, der brachiale, treibende Sound von Perfect Pussy läßt sich live wie auch auf Konserve schwerlich über mehr als zwanzig, fünfundzwanzig kompakte Minuten hinaus dehnen, das Debüt wurde mit Livetakes und früheren Demos entsprechend gestreckt.
Mittlerweile zum Quintett angewachsen, kombiniert die Band zu jeder Menge Feedback und elektronischen Störgeräuschen schnellen Gitarrensplatter und natürlich Graves‘ wütendes, stimmbandwundes Geschrei. In den strukturiertesten Momenten wie bei „Interference Fits“ klingen Perfect Pussy ein wenig nach den frühen Sonic Youth, der Rest ist erbarmungsloser, brutaler Punkrock. Begleitet von mehr als deutlichen Worten, das versteht sich von selbst. In einem Gespräch mit dem Magazin Interview gibt sich Meredith Graves so offen wie unmißverständlich: “I had no intentions except being super honest“, und weiter “I'm more than willing to wound myself repeatedly for the greater good.” Angst muss deshalb niemand vor ihr haben, denn sie ergänzt noch: “Mostly I really just embarrass myself a lot. Anybody that wants to talk to us can talk to us. We're people. You have to remember that at the end of the day we eat and shit and cry just like anyone else.” Nicht das man das bezweifelt hätte – der Platte jedenfalls hat ihre direkte Art nicht geschadet. Bleibt zu hoffen, dass Perfect Pussy diese Energie bald auch auf hiesige Bühnen bringen.
Die besagte EP kann man sich im Übrigen bei Bandcamp anhören und besorgen, der Komplettstream des Albums steht momentan bei NPR.

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