Über 100 Weinhauerinnen und Weinhauer sind unmittelbar für das Gelingen von Österreichs ältestem Erntedankfest in Perchtoldsdorf verantwortlich. Die „Ämtervergabe" für den „Hiataeinzug" am 8. November 2015, der seit 2010 von der UNESCO in das nationale immaterielle Kulturerbe aufgenommen wurde, hat jahrhundertelange Tradition.
Bereits im August werden „Hiatavater" und „Hiatamutter" ernannt. Im Laufe der „Huatzeit", in den Erntemonaten, erfolgt die Bestellung der Akteure für den Erntedankzug, wie „Oberhiata", „Pritschnträger", „Standartenträger", „Reiter", „Körberlmadeln" und Kredenzmadeln". Ein Amt auf Lebenszeit hat der Herbergsvater, Franz Breitenecker, inne.
Die historischen Wurzeln gehen auf eine Legende im Jahre 1422 zurück, wonach der Weinhüter Thomas in den Rieden Perchtoldsdorfs schwer verletzt wurde. Im ersten Haus des Ortes, dem Herbergsvater, wurde dieser gesund gepflegt. Erst zu Leonhardi - 6. November - konnte der genesene „Hiata" seit langem den Gottesdienst besuchen. Seitdem fällt das Erntedankfest auf die wunderbare Genesung des „Hiata" Thomas.
Am 8. November 2015 ist es wieder soweit.
Drei „Hiata" reiten auf geputzten Pferden zur Pfarrkirche, begleitet von den örtlichen Musikkapellen, den „Hiatabuam" und der „Pritschen", einem mit Eichenlaub gebundenen Holzgerüst in Pyramidenform.
Der „Pritschnträger" hat die Aufgabe das 80 kg schwere, zweieinhalb Meter hohe drehbare Gestell in Drehung zu versetzen. Nach dem Erntedankfest in der Kirche, findet vor dem Rathaus ein lustiges Volksgericht statt. Dabei werden die kleinen Schwächen der Politiker und Mitbürger, mittels Gstanzln von reimkundigen „Hiatabuam" angeprangert. Das schadenfrohe Publikum darf sich auf einen Freiwein-Ausschank für alle freuen.
(Foto: Perchtoldsdorfer Weinbauverein)