[Erstveröffentlichung: 11. August 2009]
Das sind schon Themen, die mich interessieren; zumal es darum geht: wie ist Aufklärung umzusetzen? Kann man das “von oben” – auf das Einsickern der Vernunft in das Volk hoffend – oder bedarf es einer Revolution? Was ist Macht und wie kann man sie einsetzen?
Struensee, der tragische Held, vermag nicht, die ihm zufallende Macht dazu zu benutzen, seine aufklärerischen Ideen umzusetzen. Mit seinem Kopf fällt auch das Gerüst seiner Gesetze und Verordnungen.
Wie das Gute durchsetzen, ohne zu den Mitteln des Bösen zu greifen? – Per Olov Enquists Roman ist ein elegischer Abgesang auf das 20. Jahrhundert und seinen demiurgischen Traum von der Weltvollendung. Wo es sich dem Prinzipiellen ergibt, verwandelt sich das Licht der Aufklärung in jene «schwarze Fackel der Vernunft», wie sie der Irrsinn König Christians verkörpert. Ohne das vermittelnde Spiel der Politik gerät der utopische Moralismus leicht zum Desaster. … Es ist die Ästhetik des Untergangs in Reinheit, die Struensee am Ende leitet, sich von Guldbergs Schergen wie ein Lamm zur Schlachtbank führen zu lassen. Doch da ist jemand, der gelernt hat, den «Hebel am Haus der Welt» anzusetzen. Eine Frau ohne Eigenschaften sollte sie sein – und wuchs als Liebende in einen anderen Zusammenhang hinein: Caroline Mathilde und ihre Zivilcourage weisen den Weg in die Zukunft. Und so ist «Der Besuch des Leibarztes» zuletzt auch ein feministischer Roman. (Quelle: Amazon)
All das sind große Themen. Aber…
aber leider hatte ich die ganze Zeit das Bedürfnis, das Buch fortzulegen. Zu trocken die Sprache, zu sperrig das Erzählen. Nur weil es das einzige Buch war, das ich auf der Reise mit hatte, las ich es wirklich zu Ende; quälte ich mich durch die Seiten.
Die beste Frau von allen meinte immer: nach 100 Seiten hast Du Dich eingelesen… ich hab es noch nicht geschafft, als ich das Buch beendete.
Schade, denn das Thema ist wirklich spannend und aktueller denn je.
Nic