People: U Are Not Alone hilft Taifunopfern auf den Philippinen

Von Chasedmagazine

Hilfe verbunden mit Kunst: Beim Hilfsprojekt U ARE NOT ALONE haben sich der Filmemacher Lorenz Weber, die Fotografen Tommi Aittala und Claudia Casagranda sowie der Blogger und Kurzgeschichten-
erzähler Alexandros Tsachouridis zusammen getan, um die Opfer des verheerenden Taifuns Haiyan zu unterstützen. Im November 2013 fegte der zerstörerische Sturm über die Philippinen. Die Folgen: Über 6.000 Tote, zehntausende Verletzte und zerstörte Unterkünfte von 4-5 Millionen Menschen. Es leiden gut 15 Millionen Menschen unter den Folgen des Taifuns.

Hilfe direkt vor Ort

Das U ARE NOT ALONE Team will den betroffenen Regionen durch Hilfe direkt vor Ort beim Wiederaufbau helfen und die Betroffenen mit Lebensmittelpaketen und Reparaturmaterialien für ihre Häuser versorgen. Alle gesammelten Spenden gehen zu 100% in die direkte Hilfe für Not leidende Menschen auf den Philippinen. Und nicht in Verwaltungs- oder Reisekosten und ähnliches.  Das Besondere am U Are Not Alone-Hilfsprojekt: Die Hilfe vor Ort auf den Philippinen wird durch künstlerische Film- und Fotoaufnahmen dokumentiert und auf einer Multimediaplattform im Internet gezeigt. Wie genau das U Are Not Alone-Projekt abläuft und was jeder von uns tun kann um zu helfen erzählt uns das Teammitglied Lorenz Weber.

Interview mit Lorenz Weber

CHASED: Hallo Lorenz, schön, dass du dir die Zeit genommen hast, um uns ein wenig mehr über euer U Are Not Alone-Hilfsprojekt zu erzählen. Was war für dich der Auslöser, dieses Projekt zu starten?

L.W.: Der Auslöser und die Motivation war, dass ich zwei Monate auf den Philippinen war und dort eine wunderbare Zeit hatte und tolle, ganz besonders gastfreundliche Menschen kennenlernen durfte. Als es dann Ende letzten Jahres zu der Taifun-Katastrophe kam, hatte ich das unbedingte Bedürfnis zu helfen.

CHASED: Was ist ganz kurz zusammengefasst das Ziel eures Projektes?

L.W.: Das Ziel ist es, Menschen zu helfen und an einen Punkt zu kommen, an dem sie sich selbst wieder helfen können. Es geht um Hilfe, die bei uns nicht wirklich schwierig zu stemmen ist, für die Menschen dort aber ein so einschneidendes Lebensereignis sein kann, dass sich dadurch ihr ganzes Leben grundlegend verändert. 

CHASED: Was würdest du sagen habt ihr vier Mitglieder von U Are Not Alone gemeinsam? Gibt es etwas, das euch verbindet?

L.W.: Menschlichkeit. Und die Philosophie, etwas für andere tun zu wollen, denen es nicht so gut geht.

CHASED: Eine der Besonderheiten eures Projektes ist, dass es ein grassroots-Projekt ist. Und auch dass eure Hilfe an keinerlei Bedingungen oder Religionen geknüpft ist. 

L.W.: Genau, und das ist auch ganz wichtig bei Entwicklungshilfe. Es ist nämlich tatsächlich manchmal so, dass die Hilfe sehr gebunden ist. Es sind nicht alle Fälle so, aber es gibt diese unschönen Fälle, wo die Leute in der einen Hand mit Essen und in der anderen Hand mit der Bibel oder dem Koran kommen – so etwas wollen wir nicht. Wir wollen die Hilfe komplett unabhängig von Gesinnung, vom Glauben, Geschlecht oder sexueller Neigung leisten.

CHASED: Ihr verbindet euer Hilfsprojekt mit Film und künstlerischer Fotografie. Ein sehr spannender Punkt. Wie genau sieht das aus?

L.W.: Wenn wir auf den Philippinen sind, werden die Fotografen Fotoaufnahmen machen. Einer der Fotografen wird auch die Filmaufnahmen machen und diese werden wir dann, in regelmäßigen Abständen, auf unserer Webseite posten sowie auf YouTube. 

CHASED: Das heißt, es läuft dann parallel ab? Man kann spenden und gleichzeitig in Bildern und Filmen sehen, was mit dem Geld vor Ort auf den Philippinen passiert?

L.W.: Genau. Wir nehmen dort Clips auf, die wir etwa alle 10 Tage auf die Website posten werden. Wir führen auf den Philippinen auch einen Workshop mit den Jugendlichen dort durch und zeigen auch diese Aufnahmen. Es wird  Aufnahmen davon geben und auch von dem Projekt selbst, wie es voranschreitet. So können die Leute, die gespendet haben und die noch spenden wollen – wir haben auf der Seite ein Online-Spendentool integriert – dies verfolgen und konkret sehen, was passiert. Und so können sich die Filipinos vor allem auch zu Wort melden.

CHASED: Interessant ist die Rechnung, die ihr auf eurer Website vorstellt:
Mit lediglich ca. 5 Euro kann man ein Nothilfepaket mit Lebensmitteln zusammenstellen, von dem sich in dem Katastrophengebiet eine vierköpfige Familie eine Woche lang ernähren kann. Mit ca. 70 Euro kann man genug Materialien kaufen, um das zerstörte Dach eines Hauses zu ersetzen oder zu reparieren. Dies ist sehr eindrucksvoll. Wie kann man nun konkret helfen, wenn man euch unterstützen will?

L.W.: Geld spenden. Sachspenden bringen nicht so viel. Denn fast alle Güter bekommt man vor Ort günstiger. Und das Geld fließt natürlich auch in die örtliche Wirtschaft und hilft somit auch generell den Menschen dort. Man kann auch helfen durch das Verfolgen auf Social Media, zum Beispiel auf Facebook, durch das Verbreiten bei Freunden und Familien und indem man einfach sagt: „Hey, das ist doch mal ein ganz ungewöhnliches Projekt, das die Leute da machen, die brauchen Unterstützung.“

CHASED: Ihr seid ja auch ein offizieller eingetragener Verein.

L.W.: Genau. Wir sind jetzt offiziell. Ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Da muss man sich an gewisse Regeln halten und das wird auch geprüft. Ich als Vorsitzender und die anderen im Vorstand dürfen keine Vergütung bekommen. Wir arbeiten alle komplett ehrenamtlich.

CHASED: Wie ist der grobe Zeitplan des Projektes? Wie wird es weitergehen?

L.W.: Sobald wir von unserem ersten Ziel die Hälfte der Spenden zusammen haben, also von dem Ziel 100 Familien ein neues Dach über dem Kopf zu ermöglichen, fahren wir los zu den Philippinen. Dort werden wir dann 6-8 Wochen bleiben.

CHASED: Als erster Zwischenstand – würdest du sagen, dass sich das Projekt bisher für dich gelohnt hat?

L.W.: Für das Projekt hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Es ist bereits ein Aufbau da, und auch ein Verein. Es sind auch schon Spendengelder da.Und es ist schon jetzt eine größere Aufmerksamkeit für die Situation dort nach dem Taifun entstanden. Für mich persönlich hat es sich auch gelohnt, weil ich viel lerne durch das Projekt und auch nette Menschen kennen lerne.

CHASED: Wissen die Leute auf den Philippinen eigentlich von dem Hilfsprojekt?

L.W.: Ja, wir haben lokale Partner auf den Philippinen. Das sind Leute, die dort teilweise schon seit gut 30 Jahren in gemeinnützigen philippinischen Organisationen arbeiten. Zum Beispiel im Bereich Bio-Landwirtschaftsbau und nachhaltiger Tourismus. Sie stehen uns beratend zur Seite.

CHASED: Und wie ist das Feedback der Menschen dort zu eurem Hilfsprojekt?

L.W.: Die größte und positivste Rückmeldung kommt von den Filipinos selbst. Nicht nur dort, sondern auch hier. Zum Beispiel gibt es eine Ärztin auf den Philippinen die von dem Projekt gehört hat und beschlossen hat, dass sie gerne ihre Zeit spenden möchte, um die Menschen dort zu untersuchen und als Teil unseres Projektes medizinische Hilfe vor Ort zu leisten. Ein anderes Beispiel ist eine ältere Dame in Manila, die uns angeboten hat, als Unterstützung bei ihr zu wohnen wenn wir dort sind. Dann gibt es auch Filipinos, die ich hier in Berlin kenne, und die sagen, sie finden das ganz, ganz toll, was wir machen. Auch nehmen Menschen direkt aus den betroffenen Gegenden auf den Philippinen online mit uns Kontakt auf. Sie greifen den Begriff „you are not alone“ auch wirklich auf. Ich habe schon eine E-Mail erhalten, in der es heißt: „It´s nice to see that we are not alone.“ Und das hat sich dann wirklich gelohnt.

CHASED: Vielen Dank für das Interview und wir hoffen, dass sich viele Menschen finden, die euer Projekt unterstützen.


 

LORENZ WEBER von uarenotalone (c) Foto: Tommi Aittala