People: Der erste Independent-Film von Opernregisseur Juergen R. Weber

Von Chasedmagazine

Oper meets Independent-Film: Jürgen R. Weber, erfolgreicher Opernregisseur (aktuelle Inszenierung: Walter Braunfels „Der Traum ein Leben“, Oper Bonn) dreht seinen ersten Independent-Film.

Wieviel von dem Konzept der Opernbühne fließt in den Film mit ein? Inwieweit wird er sich von anderen Filmen unterscheiden? Und wie kam es überhaupt zu dem Projekt mit dem Namen OPEN WOUND? Wir fragten nach.

Chased: Was ist anders an OPEN WOUND, was unterscheidet das Konzept von dem anderer Filme?

J.R.W.:Es gibt ja seit längerem immer Versuche dem scheinbar beliebigen, auf dubiosem Bauchgefühl beruhenden Element des narrativen Films etwas entgegenzustellen. Lars von Triers “Automavision” in seinem “The boss of it all” gehört dazu oder “Drowning by numbers” von Peter Greenaway. Selbst wenn die Geschichte als metafiktional daherkommt ist Machart oft erstaunlich beliebig.

OPEN WOUND geht einen anderen Weg. Schon das Konzept des Drehbuchs verbindet Elemente des Geschichtenerzählens mit den Stilelementen der visuellen und musikalischen Umsetzung. Mit jedem Twist der Geschichte verändert und erweitert sich die formale und stilistische Palette der filmischen Umsetzung.

Die zwölf Kapitel, die durch extreme Wendepunkte und “missing reel” – artige Auslassungen strukturiert sind, entsprechen den zwölf Tönen der temperierten Stimmung und den 12 Farben des Farbkreises von Johannes Itten.

Diese Entsprechungen sind aber keine rein formalen Spielereien, sondern konstruieren über die nackte “Dialoghandlung” immer wieder Metahandlungen und interne und externe Zusammenhänge.

Chased: Warum macht ein Opernregisseur plötzlich einen Independent-Erotik-Thriller? Ist das ein Widerspruch oder ein Kunstkonzept?

J.R.W.: Als Opernregisseur hat man oft mit Werken zu tun, die in ihrem Anspruch “Gesamtkunstwerk” zu sein und in ihrer extrem unrealistischen Prämisse (singende Hauptdarsteller) einen völlig Gegensatz  zum herkömmlichen Film bieten. So wie ich in meiner Arbeit als Regisseur auf der Opernbühne Filme und Strategien des Filmemachens benutze, so soll nun bei OPEN WOUND der Spieß umgedreht werden und ein Film mit der Kompromisslosigkeit und formalen Strenge einer Oper entstehen.

Zentrales inhaltliches Motiv ist dabei der “Terror des Eros”. Gewalt, Sex, Verstellung, Bewusstsein sind in verschiedenen Ausprägungen die Leitmotive des Filmes.

CHASED: Wie stehen Sie zur Filmförderung in Deutschland und warum ist OPEN WOUND ein Independent Film?

J.R.W.: Filmförderung in Deutschland ist schon mit der bürokratischen Art ihrer Organisation und ihren halb anonymen Entscheidungsträgern ein Paradebeispiel für die Kafkaeske Verbiegung von Kreativität.

Wie oft hört man in der Branche den Satz: “Das hat so aber keine Chance bei der Filmförderung”.

Auch ist sich fast jeder sicher, dass die meisten innovativen und international erfolgreichen Filme bei der deutschen Filmförderung keine Chance hätten. Es wird über einen deutschen Film fast immer so gesprochen, dass er doch “für einen deutschen Film” gar nicht schlecht sei. Man hat das Gefühl, dass, wenn Hollywood die Bundesliga ist, der deutsche Film die Altherren-Mannschaft der Kreisliga ist.

Chased: Vielen Dank für das Interview!

Mehr Infos zu dem Filmprojekt und den Darstellern gibt es hier:

indiegogo.com/projects/open-wound-the-ueber-movie

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