Pendler zwischen zwei Welten

Pendler zwischen zwei Welten
Grenzgänger: Helmut Schweiger arbeitet seit über zehn Jahren als Werksleiter von Gerresheimer im tschechischen Horsovský Týn. Mittlerweile ist dem Ostbayern das Nachbarland zu einer zweiten Heimat geworden. Foto: ce-press
Dem Ostbayern Helmut Schweiger ist Tschechien eine zweite Heimat geworden – seit über zehn Jahren pendelt der Werksleiter über die Grenze.
Regensburg/Horsovský Týn (ce-press - internet-zeitung) – „Ich kenne beide Länder, daraus schöpfe ich viel“, sagt Helmut Schweiger. Der deutsche Leiter eines Werks des Pharmaprodukte-Produzenten Gerresheimer im tschechischen Horsovský Týn ist ein wahrer Grenzgänger: Seit über zehn Jahren lebt und arbeitet er in Tschechien, am Wochenende zieht es ihn zu seiner Familie in die ostbayerische Heimat. „Es ist nur eine Autostunde entfernt, aber eine andere Welt“, sagt Schweiger. Eine Welt jedoch, die ihm längst zur zweiten Heimat geworden ist. „Ich schätze die tschechische Mentalität und fühle mich hier sehr wohl“, sagt er. Eigentlich sollte Schweiger nur für kurze Zeit ins östliche Nachbarland gehen. Doch dann kam alles ganz anders.
Als Gerresheimer beschloss, ein eigenes Werk in Tschechien aufzubauen, war Helmut Schweiger der richtige Mann für seinen Chef. „Es sollte nur für ein bis zwei Jahre sein, da habe ich mit meiner Frau entschieden, das zu machen“, erzählt Schweiger. Gestartet ist er 2001 mit 25 deutschen und tschechischen Mitarbeitern. Inzwischen sind aus zwei Jahren über zehn geworden und Schweiger ist mittlerweile der einzige Deutsche unter 435 tschechischen Angestellten. Mit der Firma wuchs auch seine Zuneigung zur tschechischen Mentalität. „Es war anfangs nicht einfach, mit den Tschechen warm zu werden, aber wenn man es geschafft hat, ist es toll“, sagt Schweiger. Jetzt möchte er am liebsten bis zur Rente bleiben.
Viele positive Erfahrungen hat der Deutsche im Laufe seiner tschechischen Karriere gesammelt. „Das Betriebszugehörigkeitsgefühl ist hier viel größer, als in Deutschland“, sagt Schweiger – in seinem Werk arbeiten ganze Familien. Auch die Firmenfeiern seien deutlich lebhafter als er das aus seiner Heimat kenne. „Ich habe den Eindruck, dass die Lebenszufriedenheit vieler Tschechen trotz des im Vergleich zu Deutschland zum Teil noch geringeren Wohlstands viel höher ist“, meint Schweiger.
Auch privat ist der Deutsche längst in Tschechien angekommen. Mit seiner Frau und seinen vier Kindern ist er regelmäßig mit tschechischen Freunden unterwegs. „Ich fühle mich hier zuhause“, sagt Schweiger. Seine positiven Erfahrungen mit dem Nachbarland versucht er auch anderen Deutschen zu vermitteln. Zumindest bei seiner Tochter scheint das bereits gelungen: Sie hat jetzt in der Schule Tschechisch gewählt.


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