Pelé kann man jetzt auch im Heimkino auf Händen tragen...
Wer kennt ihn nicht? Edson Arantes do Nascimento, kurz: Pelé. Der vielleicht beste Fußballer aller Zeiten. In jedem Fall einer der bekanntesten. Ein Junge, der spätestens mit 17 in aller Munde war und zum Star empor stieg. Ein Junge, der Schuhe putzte und mit seinem Vater zusammen Klos schrubbte. Aber auch ein Junge, der ein anderer war, wenn er einen Ball am Fuß hatte. Oder zumindest irgendetwas, das man als Ball verwenden kann. Die Brüder Michael und Jeff Zimbalist dachten sich: Der Mann muss einen Film bekommen. Bekam er auch. Aber leider einen, der zwar fußballerischen Zauber versprüht, durchaus ebenfalls brasilianisches Gute-Laune-Flair, letztlich aber ansonsten nicht viel besonders oder anders macht als andere Vertreter seines Fachs.Von unten aus den Slums kam der kleine Edson (Geburtsurkunde: Edison, gespielt von Leonardo Lima Carvalho), zockte lieber mit seinen Freunden statt in der Schule zu hocken. Und er war gut. Er präferierte den künstlerischen (Straßen-)Fußballstil 'Ginga'. Hier ein Übersteiger, dort ein schöner Trick, schön muss es aussehen. Irgendwann kickte er mit seinen Homies bei einem lokalen Fußballturnier, ohne Schuhe, sie wurden fortan als 'Die Fußlosen' bezeichnet. Sie schafften es ins Finale, sein Vater Dondinho (Seu Jorge) schaute, ein Scout vom FC Santos schaute zu. Sie spielten sich in einen Rausch, der kleine Pelé spielte sich in einen Rausch, ohne Schuhe. Zu Beginn des Endspiels hatten sie noch Schuhe an, auf mehr oder weniger legalem Weg finanziert. Doch damit lief's nicht, Pelé erinnerte sich an die Worte seines Vaters, ein gescheiterter Fußballer und mittlerweile Kloputzer in einer Klinik, nicht zu vergessen, wo er herkäme. Der Sohn gehorchte.
Ein paar dramatische Ereignisse später, hatte Edson aber den Gefallen verloren am Gekicke. Sein Vater, seine Mutter - beiden merkten, wie unglücklich der Sohn wurde. Auch wenn der Vater ihn mitnahm zur Klinik und in der Pause mit dem Nachkömmling mit Früchten herumtänzelte, irgendwie war dieser Pelé nicht mehr der alte. Doch dann stand der Scout wieder auf der Matte, aus dem Jungen aus den ärmlichen Verhältnissen wurde urplötzlich ein Fußballer. Und nach und nach wurde aus diesem sogar ein Fußballstar. Pelé war geboren.
So hoch möchte ich auch gerne mal springen können.
Ja, die Gebrüder Zembalist zeigen hier nicht das ganze Leben des großen Fußballers auf, sondern nur seinen beschwerlichen Weg von ganz unten nach oben - im WM-Titel 1958 mündend, wo Pelé die große Entdeckung des Turniers war. An sich ist das eine gute Idee, doch die Ausarbeitung ist trotz der relativ stark eingegrenzten Zeitspanne eher nicht starlike. Sondern vollkommen meh. Zwar schaffen es die Regisseure, die Stimmung der damaligen Zeit durch ein nettes Setting wiederzugeben, auch der Darsteller des älteren Pelé Kevin De Paula versprüht genau den richtigen Bubi-Charme, den es benötigt, um den in sich gekehrten fußballverrückten jungen Pelé genau richtig wiederzugeben. Doch dann sitzt da der echte Pelé irgendwann als Cameo in der Hotel-Lobby, Und irgendwie wird man den Eindruck nicht los, als rollen die Regisseure hier den großen Zeitstrahl aus.
Fazit
Frei nach dem Motto geht der Film nämlich recht wenig in die Tiefe - mal abgesehen von ein paar Momenten, wo man dann doch ein wenig Gänsepelle bekommt -, sondern er schaut in die Biografie des Protagonisten und hakt pflichtbewusst alles ab. 'Turnier? So. Verletzung? So. Probetraining? So. Angst, nicht gut genug zu sein? So. Schwere Kindheit inkl. Kloputzen? So. Schlägereien und Erniedrigungen von den reichen Kindern? So.' Undsoweiterundsofort. Nö, so nimmt sich der Streifen mit dem recht einfallslosen deutschen Titel (Originaltitel: Pelé: Birth of a Legend) selbst die Magie, die er durchaus aufblitzen lässt. Überhaupt macht ja auch der Originaltitel deutlich, was das hier ist. Heldenverehrung. Nun. Kann man mögen. Als Fußballfan darf man sich das Werk auch ohne Weiteres reinziehen. Aber wer hier das große Biopic erwartet, der wird enttäuscht.
Fotos: Ascot Elite Home Entertainment