Er will nicht, dass ich bis zum Feuerwehrmagazin komme, er verbietet es mir geradezu. Bis zur Bank darf ich ihn begleiten, aber dann soll ich verschwinden. “Ich will doch nicht, dass du mich vor all den anderen umarmst, mir Ratschläge mit auf den Weg gibst, am Ende gar noch heulst”, erklärte er, als ich wissen wollte, weshalb er mir so klare Grenzen setze. “Ich fahre ja nur für eine Woche ins Skilager und so, wie ich dich kenne, wirst du wieder sentimental.”
Ich, sentimental? Habe ich dem Jungen jemals den Eindruck vermittelt, ich könnte mich in Anwesenheit seiner Freunde und Schulkameraden wie eine überbehütende Glucke aufführen? Ich weiss doch auch, dass man Teenager nicht in aller Öffentlichkeit umarmt und küsst, es käme mir auch nicht im Traum in den Sinn, ihn mit einem lauten “Und vergiss nicht, ich hab’ dich lieb!” zu verabschieden, aber er bleibt dabei: Zum Feuerwehrmagazin, wo ihn der Bus abholt, geht er alleine. Gerade so, als ob er sich mit mir blamieren müsste.
Ob ich Karlsson gestehen soll, was ich über seine Abwesenheit denke? Soll ich ihm sagen, dass ich ganz froh bin, wenn er und Luise sich fünf Tage lang nicht sehen? Nach einer Woche, während der die zwei im Krankenbett lagen und sich etwa alle zehn Minuten in die Haare gerieten, kommt mir ein bisschen mehr Familienfrieden nämlich ganz gelegen. Was Karlsson wohl dazu sagen würde, wenn er das wüsste? Vermutlich würde er mich auf den Knien anflehen, ihn nicht nur bis zum Feuerwehrmagazin, sondern gar bis zur Bustüre zu begleiten. Vermisst werden will er nämlich unbedingt, egal, wie peinlich er mich findet.