Peelings – Mit scharfer Munition gegen die Zeichen der Zeit?!

Von Simonespicale

Will Frau oder Mann ein Hautbild möglichst schnell und drastisch verschönern, glätten und verjüngen, dann stehen Peelings – und nicht immer solche der sanften Art – seit Jahrtausenden! hoch im Kurs. Das Spektrum solcher Schälkuren reicht von harmlos und ineffektiv bis zu lebensgefährlich und in Deutschland nicht zugelassen.

Die allererste Beschreibung eines Peelings fand sich auf einer alten ägyptischen Papyrusschriftrolle und offenbart einen tendenziell leidvollen Vorgang: Der Patient, übrigens ein Mann, musste sich nach der Prozedur immerhin zwei bis drei Wochen vor der Allgemeinheit verstecken. Über die Wirkstoffe, die damals zur Anwendung kamen, können wir nur Vermutungen anstellen. Es handelte wahrscheinlich sich um einen kühnen Mix aus Fruchtsäuren und anderen hautirritierenden Mitteln.

Heute haben wir die Wahl. Wir können uns entscheiden entweder für starke, tiefe oder für leichte, sanfte Peelings.

Wirklich scharfe Munition für unsere Haut sind Phenolpeelings. In Deutschland liegt für Phenol eine rundweg negative Arzneimittelmonographie vor, was den Gebrauch, zumindest nach meinem unmaßgeblichen Befinden, ernsthaft infrage stellen sollte.

Wie auch immer, es finden sich Ärzte, die diese Peelings anbieten. Es ist hinreichend bekannt, dass sie sich wegen ihres guten Penetrationsvermögens durch die Haut giftig auf Leber und Nieren auswirken können und dass kardiotoxische  Nebenwirkungen verzeichnet sind. Nach Resorption größerer Mengen sind zentralnervöse Störungen wie Krämpfe, Bewusstlosigkeit und Atemlähmung möglich. Vielleicht gilt an dieser Stelle der unliebenswürdige Satz: „Je mehr Skrupel, umso weniger Erfolg.“*  Jedenfalls verblüffte mich das eine und andere frohgemute Behandlungsangebot auf meiner unverdrossenen Reise durchs Netz von Facharztseite zu Facharztseite.

Es handelt sich bei Phenol Peelings um tiefe, dermale Schälkuren, welche die gesamte Epidermis weitgehend zerstören. Die Faltenglättung ist meist beeindruckend, die Haut bleibt aber danach oft für immer weiß und porzellanartig. Bakterielle oder virale Infektionen stellen eine veritable und nicht seltene mögliche Komplikation dar und können den ohnehin langwierigen Heilungsprozess noch verzögern – Narbenbildung inklusive.

In der Regel wird ein Phenol Peeling nur ein einziges Mal beim Patienten durchgeführt. Überflüssig, zu erläutern warum, nicht wahr?

TCA Peelings mit Trichloressigsäure sind mitteltiefe bis tiefe Peelings, die sicher und effektiv sind. TCA wird künstlich hergestellt, allergische Reaktionen sind aber nicht bekannt. Gealterte oder geschädigte Hautschichten werden abgetragen, die Epidermis schält und schuppt sich und wird durch neu gebildetes Gewebe ersetzt. Klingt gar nicht schlecht?

Tiefe Peelings liefern schnelle Resultate.  Als bekennende Anhängerin und Befürworterin von Langsamkeit und Entschleunigung plädiere ich jedoch von ganzem Herzen für sanfte Peelings! Sie liefern ein langsameres Resultat, die Heilung geht aber viel schneller. Nebenwirkungen sind äußerst selten. Aber das Allerwichtigste kommt erst noch: Das Resultat ist schöner!

Und damit sind wir bei den nicht mehr wegzudenkenden, unverzichtbar gewordenen Alpha Hydroxy Säuren, kurz AHAs oder Fruchtsäuren.

Zu ihnen gehören auch die beiden in der Hautpflege wohl relevantesten Säuren, die gar nicht aus Früchten gewonnen werden: Die Glykolsäure, die aus Zuckerrohr hergestellt  wird, und die wunderbare Milchsäure. Warum wunderbar? Kommt alles noch! Auch sie zählt zu den Alpha Hydoxy Säuren und somit darf man die Milchsäure tatsächlich zu den Fruchtsäuren rechnen. Hach, herrliche Verwirrung auf fast jeder Fortbildung zu diesem Thema!

Alpha Hydoxy Säuren sind sicher. Sie sind effektiv. Umweltbewusste Naturmenschen, zu denen auch ich mich ab und an rechnen darf, wird es interessieren, dass man sie auch in der Natur vorfindet.  AHAs an sich sind ein weitreichendes und spannendes Thema, das  vorerst hier nur angerissen werden kann, bald aber noch Seiten füllen wird.

Was ist das Großartige an leichten, wiederholt durchgeführten AHA Peelings?

Sie evozieren nicht so sehr eine Ablösung der Hornschichten, sondern unterstützen auf eine ganz unproblematische Weise das natürliche Abschälen der toten und absterbenden Hautzellen. Die übrigbleibenden frischen und weniger dehydrierten Zellen verleihen der Haut ein viel weicheres und glatteres Erscheinungsbild. Bis in die Dermis hinein erhöht sich der Feuchtigkeitsgehalt der Haut. Allein schon dadurch wird sie praller und straffer, Falten glätten sich. Wirklich!

Außerdem sind sanfte Peelings erstaunlicher Weise in der Lage, durch die Epidermis hindurch den oberen Teil der Dermis gleichsam zu irritieren. Und durch diese Irritation werden die Fibroblasten sanft angeregt, mehr Kollagen zu produzieren. Natürlich unterstützen die Vitamine A und C diesen Effekt noch erheblich. Das Tolle ist, dass Studien belegen: Wird diese Irritation nur geringfügig und über einen langen Zeitraum hinweg durchgeführt, sind die Resultate überzeugender als nach wenigen, aber intensiven Behandlungen.

Unsere Haut ist so ein hochkomplexes, wundersames, nach wie vor unzureichend erforschtes Organ. Warum verletzten und quälen wir sie mit tiefen Peelings, um sie zu verschönern? Wir sollten sie schätzen, hegen und pflegen und behutsam mit ihr umgehen!

An starke, tiefwirkende Peelings werden in der Regel hohe Erwartungen gestellt, die nicht selten enttäuscht werden. Führen wir dagegen leichte Peelings durch und geben der Hautverschönerung die gebotene Zeit, freuen wir uns, weil die Haut gesund ist und das Resultat schöner, als wir erwartet haben.

Von ganzem Herzen spreche ich mich an dieser Stelle nicht nur für sanfte Peelings, sondern für eine tägliche Pflege mit milden Fruchtsäuren aus – vorsichtig dosiert und unbedingt kombiniert mit Vitamin A. Das Potential dieser Kombination ist schier unermesslich und kann, davon bin ich absolut überzeugt, dazu beitragen, dass heute 20-jährige in fünfzig Jahren aussehen wie 30-jährige. Dazu bald mehr!

*Erwin Koch (1932, deutscher Aphoristiker)